Karmel Mayerling
Karmel Mayerling/E.Fürst
Karmel Mayerling/E.Fürst
Kultur

Mayerling fehlen Touristen und Einnahmen

Elf Karmelitinnen leben im Karmel Mayerling (Bezirk Baden) und betreuen die Gedenkstätte, die an den tragischen Tod von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera erinnert. Tausende Menschen besuchen diesen Schicksalsort der Habsburgermonarchie jedes Jahr, doch wegen des Lockdowns fehlen derzeit Touristen und Einnahmen.

Kronprinz Rudolf war der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Am 30. Jänner 1889 erschoss er in seinem Jagdschloss Mayerling zuerst seine Geliebte Mary Vetsera mit deren Einverständnis, dann tötete er sich. Noch im selben Jahr ließ der Kaiser das Jagdschloss in ein Kloster umgestalten, Karmelitinnen betreuen seit damals diesen Ort, an dem eine Gedenkstätte an die Ereignisse vor 132 Jahren erinnern soll.

„Es ist sehr schwierig, weil alles ungewiss ist“

Mayerling ist ein beliebtes Touristenziel, aber jetzt wird es für die Karmelitinnen knapp, denn wie in vielen Kultureinrichtungen bleiben die Besucherinnen und Besucher und damit das Geld aus. Schwester Maria Magdalena, die Priorin des Karmel Mayerling: „Es ist für uns sehr schwierig, weil alles ungewiss ist. Wir wissen auch nicht, wie es sich mit den Touristen weiterentwickeln wird. Wir sind im Augenblick schon in einer schweren Situation.“

Raum in der Ausstellung im Karmel Mayerling
Karmel Mayerling
Im Karmel Mayerling werden in einer Ausstellung die Ereignisse des Jahres 1889 dokumentiert

Die einzige Einnahmequelle des Ordens sind die Einkünfte aus dem Museum. Und die bleiben aus. Was die Schwestern des Ordens sehr verstörte, waren Medienberichte, in denen es hieß, dass sie wegen Geldmangels nichts zu essen hätten. Diese Berichte seien alle falsch, aber Spenden benötige man auf jeden Fall.

„Wir leben einfach und in normalen, bescheidenen Verhältnissen. Aber wir erleiden keine Armut, sodass wir nichts zu essen hätten und die Zellen nicht heizen könnten. Es macht eigentlich sehr zufrieden und sehr glücklich, wenn man darauf achtet und schaut, dass man auch in einfachen Verhältnissen leben kann. Das erfüllt den Menschen auch, denke ich“, so die Priorin gegenüber noe.ORF.at.

Mayerling, ein Eckpunkt in der heimischen Geschichte

Mayerling ist für Wien-Touristen und Habsburg-Fans ein Pflichtbesuch. Man möchte sehen, wo Rudolf, der 30-jährige Thronfolger, seine 17-jährige Geliebte, Baronesse Mary Vetsera, erschoss. Der Historiker und Rudolf-Biograf Hannes Etzlstorfer kuratierte die Dauerausstellung im Karmel.

„Mayerling ist ein Eckpunkt in der österreichischen Geschichte, und es ist wie etwa Königgrätz ein Teil dieses Schwanengesangs. Der Untergang der Monarchie erfolgte auf Raten, Mayerling ist sicher ein ganz essenzieller Punkt. Nicht nur, weil hier Mord und Selbstmord stattfanden, sondern es hier auch eine menschliche Tragödie gab“, so der Habsburgexperte.

Kronprinz Rudolf: Das Leichenbegängnis von Theodor Breidwiser
Sammlung Punkenhof
Theodor Breidwiser, Kronprinz Rudolf: Das Leichenbegängnis, Zeichnung, 1889

Es war der Wunsch des Kaiserhauses, dass an diesem Ort nichts mehr an die Ereignisse des Jahres 1889 erinnern sollte. Mayerling sollte ein Ort des Gebets werden. Seit mehr als 130 Jahren ist nur mehr das Kloster präsent, von außen sieht man die erst später an das Schloss angebaute Kapelle. „Wenn wir jeden Tag die heilige Messe feiern, dann wissen wir, dass sich genau dort, wo der Altar steht, damals die Tragödie ereignet hat. Das ist immer gegenwärtig“, erzählt Schwester Maria Johanna.

Über das Leben und Scheitern von Rudolf und Mary

In der Dauerausstellung im Karmel Mayerling wird alles ausführlich dokumentiert: Das Leben und Scheitern des Kronprinzen, die kurze Liebe einer 17-jährigen Baronesse, die Stunden vor der Tat, die Tage nach dem Ereignis, die Vertuschungsversuche des Hofes und das ehemalige Schloss als Erinnerungsort und Museum.

Buchhinweise

Hannes Etzlstorfer: Mayerling 1889. Ein Mythos entsteht. Be&Be-Verlag, 128 Seiten, 24,90 Euro.

Hannes Etzlstorfer: Kronprinz Rudolf. „Alles ist besser als die Wahrheit“. Kral-Verlag, 112 Seiten, 9,90 Euro.

Viele Exponate werden gezeigt, wie etwa Rudolfs Abschiedsbrief, Briefe von Mary, zahlreiche Fotos. Mayerling war für das Kaiserhaus sehr schmerzvoll. Hannes Etzlstorfer: „Für Kaiser Franz Joseph ist Mayerling so etwas wie Sühnearbeit. Er will hier gewissermaßen vergessen machen, was er selbst an dieser Tragödie an Schuld trägt, sein Unverständnis und dass er nicht auf den Sohn eingehen konnte. Deshalb auch die kirchliche Unterstützung, er beauftragte einen Schweigeorden, für den Kronprinzen zu beten.“

Ein gemeinsames Begräbnis, wie es sich der Thronfolger gewünscht hatte, gab es für Rudolf und Mary aber nicht. Der Kaisersohn wurde in der Kaisergruft in Wien bestattet, Mary Vetsera am Friedhof in Heiligenkreuz.