Auf den ersten Blick sieht die Landschaft rund um den Lunzer See so aus, als hätte der Klimawandel noch keine Spuren hinterlassen. Bis in die 1920er-Jahre war der See oft bis zu 120 Tage pro Jahr eisbedeckt. Doch das ist schon lange nicht mehr so, sagt Martin Kainz, der wissenschaftliche Leiter des WasserClusters Lunz: „Seit 1980 wird der See merkbar wärmer. Wie sich dann die Organismen, die im See, aber auch in den Bächen leben, anpassen müssen oder ob sie sich auch wirklich schnell genug anpassen können, das ist Gegenstand der Forschung.“

Stark veränderte Fischgemeinschaft im Lunzer See
Erforscht wird im WasserCluster Lunz das Leben im Süßwasser. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind international vernetzt. Ziel ist es, die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen. Diese sind auch bereits in der Tier- und Pflanzenwelt im Lunzer See zu beobachten, erzählt Arbeitsgruppenleiter Robert Ptacnik: „In den letzten Jahren hat sich die Fischgemeinschaft im See enorm verändert. Der Lunzer See war bekannt als Salmonidengewässer. Die Forellen und die Saiblinge sind weitgehend verschwunden. Wir haben jetzt dafür Hechte, Barsche, Rotaugen und Rotfedern im See.“
Forschung am WasserCluster Lunz
Die Gewässerforschung hat in Lunz am See eine mehr als hundertjährige Tradition. Seit 14 Jahren wird nun am WasserCluster Lunz geforscht. Wissenschaftler der Universität Wien, der Donau-Universität Krems sowie der BOKU Wien arbeiten eng zusammen – bis vor wenigen Tagen noch unter tiefwinterlichen Bedingungen.
Auch das Wasser in den Bächen wird von den Forscherinnen und Forschern des WasserClusters Lunz genau unter die Lupe genommen. Im Labor wird es etwa auf Mikroorganismen untersucht. Regelmäßig werden dazu Proben entnommen, wöchentlich etwa am Oberen Seebach. Bei den Auswertungen der Wasserproben zeigen sich die Zusammenhänge im Naturkreislauf.
Borkenkäferbefall ist auch im Wasser nachweisbar
„Ein Beispiel wäre der Befall mit Borkenkäfern in der Umgebung. Diesen erkennt man daran, dass mehr organisches Material eingetragen wird – zum Teil, weil das freier erodieren kann. Auch, wenn es ein Starkregenereignis gibt, wird viel hereingespült, was die Mikroorganismen dann abbauen“, sagt Arbeitsgruppenleiterin Katrin Attermeyer gegenüber noe.ORF.at.

Auch in der kalten Jahreszeit werden die Lebensformen in den Gewässern untersucht – etwa Insekten. Diese sind trotz der winterlichen Bedingungen im Wasser sehr aktiv, weiß Arbeitsgruppenleiter Simon Vitecek: „Das, was im Winter passiert, ist etwas ganz Faszinierendes. Im Winter wird das Falllaub, das im Herbst in die Gewässer kommt, großteils abgebaut. Wasserinsekten, Flohkrebse und Krebstiere im Allgemeinen sorgen dafür, dass alles, was ins Gewässer kommt, wieder in den Kreislauf zurückkommt.“
Aquatische Ökosysteme werden erforscht
Das, was im Einzugsgebiet der Gewässer passiert, hat also direkte Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt und letztlich natürlich auch auf uns Menschen. Wie all das zusammenhängt, wird im WasserCluster Lunz erforscht. Das Forschungszentrum wird von der Universität Wien, der Donau-Universität Krems und der Universität für Bodenkultur Wien getragen.