Charity Heroe
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Soziales

Wenn Batman plötzlich im Garten steht

Der gemeinnützige Verein „Charity Heroes Austria“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Kinder mit Beeinträchtigung oder in schweren Lebensphasen zu helfen. Dazu besuchen die ehrenamtlichen Mitglieder Kinder kostenlos in den Kostümen ihrer jeweiligen Helden.

Zur Gründung des Vereins hatte die persönliche Betroffenheit der heutigen stellvertretenden Obfrau geführt, die als junges Mädchen selbst einmal Weihnachten im Krankenhaus verbringen musste. Sie wusste damals, „dass ich wieder nach Hause kommen werde. Aber ein anderes Kind, vielleicht sogar im nächsten Raum wird vielleicht nie wieder Weihnachten feiern können“, so Marlene Mayrhofer.

Aus diesem Gedanken im Jahr 2016 wurden die „Charity Heroes Austria“ geboren. Mittlerweile sind sie zu einem Verein mit knapp 30 Mitgliedern angewachsen, die quer durch ganz Österreich verteilt leben, aber eines gemeinsam haben: Sie alle teilen die Leidenschaft sich aufwendig zu verkleiden und Kindern damit eine Freude zu machen. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Kindern, die eine schwere Zeit durchmachen, zu helfen, damit die Kindheit auch in schweren Zeiten Kindheit bleibt.“ Durch die Besuche wolle man die Kinder in eine magische Welt entführen, „in der sie ihren Kummer vergessen und einfach Kind sein können“, ist auf der Webseite des Vereins zu lesen.

Cosplay

Kurzform für englische Bezeichnung „costume play“; bezeichnet einen japanischen Verkleidungsstil, bei dem man sich als eine bestimmte Figur verkleidet und diese möglichst glaubwürdig darstellt

Von A wie Aladdin wie Z bis Zayah

„Die meisten von uns kommen ursprünglich aus dem Cosplaysektor“, erzählt Andreas Tomala gegenüber noe.ORF.at. Er geht in seinem Brotberuf als Polizist und als Hobby in der Rolle von Batman auf Verbrecherjagd. „Das heißt, dass wir die Kostüme bereits mitgebracht und uns mit den Figuren auseinandergesetzt haben bevor wir zum Verein gestoßen sind, um damit auch anderen eine Freude zu machen.“

Batman ist eine von etwa 30 Figuren, die Kinder besuchen kommen, wenn sie beispielsweise schwer erkrankt sind, im Krankenhaus liegen, eine Behinderung haben oder psychisch schwer getroffen wurden. Auswählen kann man unter anderem zwischen Superhelden wie Black Panther, Mandalorian und Spider Woman, Märchenhelden wie Elsa, die Eiskönigin, Aladdin und Mary Poppins oder Kuschelhelden wie Phios, Olaf und Micky Maus. „Wir kommen zum Beispiel auch wenn die Eltern in Scheidung leben oder ein Familienmitglied verstorben ist“, erzählt Andreas Tomala alias „Batman from Vienna“ bei einem Besuch in Oberrohrbach (Bezirk Korneuburg).

Fotostrecke mit 4 Bildern

Fliegen lernen von Batman
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Leon lernt von Batman die richtige Armhaltung, um zu fliegen
Charity Heroe
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Sämtliche Gegenstände, die Batman im Gepäck hat, nimmt Leon genau unter die Lupe
Charity Heroe
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Während eines Besuchs gehe darum, mit den Kindern Zeit zu verbringen, die ihnen Freude macht, so Batman alias Andreas Trenk: beim Spielen, Geschichten erzählen oder Basteln
Spaziergang mit Batman
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Dort überraschte er zuletzt den zehnjährigen Leon. Leon hat das Downsyndrom und ist herzkrank. Seiner Mutter zufolge leidet er zunehmend unter der Isolation durch die Pandemie. „Mit wenigen Tagen Ausnahme war er jetzt fast ein Jahr nicht mehr in der Schule und hat seither auch kaum andere Menschen getroffen. Seit langem redet er davon, dass er einmal Besuch von Batman bekommen möchte und da dachte ich mir, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist“, so Elisabeth Cermak.

Die Freude bei Leon war dann offensichtlich riesengroß. Kurz nach dem Eintreffen seines Superhelden wollte er eines sofort von Batman lernen: „Fliegen lernen – so richtig Fliegen!“. Wenige Minuten später hatte ihn sein Idol bereits zwischen seine ausgebreiteten Flügel genommen. Leon kniff die Augen zusammen und streckte die Arme in die Luft. „Die Kinder glauben, dass wir die echten Helden sind. Und wir sind natürlich die Echten! Dieses Strahlen in den Augen zu sehen, ist einfach ein wunderschönes Gefühl“, so Tomala gegenüber noe.ORF.at.

Besuche sind für Familien kostenlos

Um Kinder wie Leon zu besuchen, nehmen die kostümierten Heldinnen und Helden auf eigene Kosten teils mehrstündige Fahrzeiten auf sich. Ihre Besuche sind kostenlos. Jede Anfrage wird individuell bearbeitet. Je nachdem wo ein Kind zu Hause ist, wer zu seinen Heldenfiguren zählt und welche Vorgeschichte es gibt, kommen die „Charity Heroes Austria“ nach Möglichkeit in der Wunschrolle des jeweiligen Kindes und manchmal sogar zu mehrt.

Speziell die Vorgeschichte der Kinder ist ihnen wichtig, so Tomala gegenüber noe.ORF.at. So würde der Verein vorab etwa erfragen, ob das Kind spezielle Bedürfnisse hat und ob es etwas gibt, das die Heldinnen und Helden bei ihrem Besuch beachten sollten. Reine „Spaßbesuche“ – wie etwa als Animation für Kindergeburtstage – seien laut Tomala nicht buchbar. „Die Kinder müssen schon eine Vorgeschichte mitbringen, die einen Besuch rechtfertigt. Sonst wären die Anfragen für uns ehrenamtliche Mitglieder nicht mehr zu bewältigen.“