Willi Stöcklhuber
Privat
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„Menschen im Blickpunkt“

Ein Vollgas-Spender bremst sich ein

Der Waldviertler Willi Stöcklhuber hat mit seinem Benefizverein Waldhausen innerhalb von 20 Jahren mehr als eine halbe Million Euro gesammelt und damit Sachspenden für bedürftige Familien gekauft. Aus gesundheitlichen Gründen muss er jetzt aufhören.

Fast zwanzig Jahre lang war Willi Stöcklhuber die Seele und der Motor des Benefizvereines Waldhausen. Jetzt setzt sich der 63-Jährige aus Arbesbach (Bezirk Zwettl) zur Ruhe, eine Herzschwäche zwingt ihn dazu. Ein Rücktritt vom Rücktritt kommt nicht mehr in Frage, sagt er: „Nein, ich helfe gern mit Rat und Tat, aber mitarbeiten, das geht nicht. Da würde sofort wieder alles auf mir lasten. Das kann ich nicht mehr, es muss ein Neuanfang her.“

Halbe Million Euro für Familien in schwieriger Lage

Was das Ende seiner Tätigkeit nicht nur für Stöcklhuber persönlich heißt, zeigt ein Blick auf seine Bilanz. Der Löwenherz-Preisträger half seit Beginn seiner Aktivitäten im Jahr 2002 mehr als vierzig Familien, die sich unverschuldet in schwierigen Situationen befanden, zum Teil mehrmals. Und das mit insgesamt mehr als einer halben Millionen Euro.

Das Geld wurde penibel verwaltet, um nie den Verdacht der Bereicherung aufkommen zu lassen, sagt Stöcklhuber: „Ich habe jeden Euro, den wir gespendet bekommen haben, mit einem Beleg versehen. Da durfte nichts passieren. Deshalb wurden damit auch größtenteils Sachspenden angeschafft.“

MIB Stöcklhuber
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Für seinen unermüdlichen Einsatz wurde Stöcklhuber mit dem „Löwenherz“ ausgezeichnet

Helfen sei ihm immer Lebensinhalt und Freude gewesen, erzählt der 63-Jährige im Gespräch mit noe.ORF.at. „Ich bin ein sozialer Mensch und wenn man hilft und dann die Freude sieht, die man damit auslöst, gibt das enorm viel zurück. Dann kommen auch die Fälle, die es verdienen, dass ihnen geholfen wird, fast von selbst“, so Stöcklhuber.

Künstler traten zum „Diskontpreis“ auf

Begonnen hat alles im März 2002 in einem Turnsaal in Waldhausen. Dort traten die „Zellberg Buam“ bei Stöcklhubers erstem Benefizkonzert auf, seitdem wurde von ihm und seinem inzwischen achtzigköpfigen Team jedes Jahr im März ein solches Konzert organisiert, unter anderem mit den „Mayrhofnern“, Udo Wenders oder Chris Andrews, mehrmals auch mit Monika Martin, die dem Verein besonders nahe steht. Und auch mit lokalen zum Teil sehr jungen Musikerinnen und Musikern.

Sie alle verlangten für den guten Zweck weniger oder sogar überhaupt keine Gage. Dazu kamen Adventveranstaltungen, zuletzt in Bad Traunstein – ebenfalls große Erfolge. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie sind die Bilder eines Festsaals mit 1.000 Fans aber Geschichte.

Obmann: „Verein muss weiter bestehen!“

Trotzdem wird nach wie vor geholfen, schwärmt Stöcklhuber, und zwar sowohl von Sponsoren als auch von privaten Spendern. „Man kommt auf mich zu und bietet Spenden an, weil es einfach dazugehört“, sagt er. Und: „Wir konnten heuer schon trotz des Corona-Stillstandes wieder zwei Familien helfen.“ Obmann Klaus Neumüller will, dass der Verein auch nach Willi Stöcklhuber weiter besteht: „Aber es wird anders, die Arbeit von Willi muss auf mehrere Schultern verteilt werden. Das kann einer allein nicht mehr leisten, so wie er.“

Für Willi Stöcklhuber soll jetzt die Familie Vorrang haben. Weil das Coronavirus eine Versammlung verhindert, kam es bisher noch zu keiner Übergabe. Sie soll aber heuer im Laufe des Jahres nachgeholt werden – das offizielle Ende nach neunzehn Jahren Hilfe mit Vollgas.