Blick aus dem neuen Stadtbus in Krems
ORF
ORF
Verkehr

Krems: Aufregung um zu große neue Busse

Seit wenigen Wochen sind in Krems neue Stadtbusse unterwegs: moderner, barrierefrei und größer, heißt es. Doch genau ihre Größe sorgt für jede Menge Kritik, denn die Busse scheinen für die Altstadtgassen zu breit zu sein.

Die Kritik an den neuen Stadtbussen reißt schon seit Wochen nicht ab. Vor allem viele Eltern laufen Sturm gegen die neue Busflotte mit sowohl längeren als auch breiteren Modellen. Viele trauen sich etwa nicht mehr, ihre Kinder am gewohnten Weg – über den Bereich der Wegscheid – in die Schule zu schicken und lassen diese stattdessen ausweichen. „Die Kinder sollen jetzt einen anderen Weg nehmen, dabei haben sie wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten diesen Weg genommen“, kritisiert etwa Anrainer Michael Glaser bei einem Lokalaugenschein für „NÖ heute“.

„Die Busse sind für Stadt einfach viel zu groß“, spricht Glaser aus, was sich viele denken. Das Problem sei, dass die Stadtbusse wegen ihrer Breite teilweise die Gehsteige befahren müssten, schildert eine weitere Anrainerin.

Land Niederösterreich empfahl kleinere Busse

Für Brisanz sorgt auch die Tatsache, dass selbst das Land Niederösterreich offenbar kleinere Busse empfohlen hatte. Wie die „Niederösterreichischen Nachrichten“ am Donnerstag berichteten, habe das Land in einer Verhandlungsschrift aus dem Sommer 2020 dazu geraten, in der Innenstadt einen kleineren Bus zu verwenden.

Der Kremser Stadtbus fährt durch eine Altstadtgasse
ORF
Vor allem bei dieser Engstelle im Bereich der Wegscheid wird deutlich, wie breit die Busse sind

Unternehmer kritisieren verschwundene Parkplätze

Dass mit den neuen – 2,55 Meter breiten – Bussen auch die Haltestellen größer wurden, sorgt für zusätzliche Kritik, denn diese wurden teils auf Kosten von Parkraum vergrößert. Das stößt etwa Unternehmer Rainer Schiffinger sauer auf: „Wir Unternehmer werden nur vertröstet. Wir sollen uns nicht aufregen und uns beruhigen, aber wir können uns nicht beruhigen. Es ist Coronazeit, es ist weniger los und wir wollen Kunden begrüßen.“

Vor dem Geschäft von Fleischer Josef Herz wurden vor zwei Wochen Poller errichtet. Sie sollen verhindern, dass parkende Autos die Straße für den Bus blockieren. Er bemängelt nicht nur, dass jetzt viele Kunden keinen Parkplatz mehr finden würden, sondern schildert vor allem die Lieferungen als großes Problem: „Wir werden täglich ein paar Mal beliefert. Wir haben jetzt keine Möglichkeit mehr, dass ein Lieferant stehen bleiben und ausladen kann.“

Verkehrsstadtrat: Busse erfüllen Verkehrsvorgaben

Nicht die Busse seien das Problem, sondern die parkenden Autos, meint hingegen der zuständige Verkehrsstadtrat Alfred Scheichel (SPÖ). „Im Zeichen der Klimakrise wird es ein Umdenken geben müssen. Dabei darf der öffentliche Personennahverkehr nicht behindert werden. Unsere Innenstadtgeschäfte brauchen Kunden und die bringen wir umweltfreundlich mit unserem Stadtbus“, teilte der dem ORF Niederösterreich in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Ein persönliches Interview für „NÖ heute“ wollte er trotz mehrmaliger Anfrage nicht geben.

Zum Anraten des Landes, kleinere Busse einzusetzen, entgegnete Scheichel, dass es sich dabei bloß um eine „Empfehlung“ gehandelt habe, die zudem erst ausgesprochen wurde nachdem bereits alle Busse bestellt worden waren. Die Busse würden jedenfalls sämtliche Verkehrsvorgaben erfüllen und hätten daher für alle Linien – auch im Bereich der engen Altstadtgassen – die nötigen Konzessionen erhalten. Das bestätigte auch der Verkehrsverbund Ost Region (VOR), unter dessen Dach die Kremser Stadtbusse verkehren, auf Anfrage von noe.ORF.at.