SOL Technische Gase GmbH medizinische Sauerstoffflaschen Sauerstoff
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„Im Fokus“

SOL: Sauerstoff wegen CoV-Krise gefragt

Die SOL Technische Gase in Wiener Neustadt produziert nicht nur Trockeneis, mit dem die derzeit ausgelieferten CoV-Impfdosen tiefgekühlt transportiert werden können, sondern auch medizinischer Sauerstoff zur Beatmung von Patienten ist aufgrund der Pandemie heiß begehrt.

Bei der Firma SOL dreht sich alles um medizinische und technische Gase. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der italienischen SOL-Gruppe und es ist eines der wenigen Unternehmen, für die sich die Coronavirus-Pandemie positiv ausgewirkt hat.

„Unser Hauptsegement sind sicherlich die Industriegase. Die Hauptprodukte, die hier befüllt werden, sind Argon, Kohlendioxid, Sauerstoff und Stickstoff sowie deren Gemische für verschiedene Anwendungen im industriellen Bereich und im Lebensmittelbereich. In den letzten Monaten ist jedoch die Nachfrage nach medizinischem Sauerstoff und Trockeneis immens gestiegen“, sagt Johannes Haßler, der Geschäftsführer der SOL Technische Gase GmbH.

SOL Technische Gase GmbH Stefan Rasz Produktionsleiter Sauerstoffflaschen
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Medizinische Sauerstoffflaschen sind aufgrund der Coronavirus-Pandemie besonders gefragt

Sauerstoffflaschen zur Beatmung notwendig

Speziell beim medizinischen Sauerstoff liegt der Grund auf der Hand: Wegen der Coronavirus-Pandemie stoßen die Kapazitäten bei den Intensivbetten, die über eine zentrale Sauerstoffleitung versorgt werden, an ihre Grenzen. „Dadurch ist es notwendig, oft Patienten mit Sauerstoffflaschen zu beamten. Der Anstieg des Absatzes ist ein Vielfaches. In manchen Krankenhäusern haben wir den drei- bis fünffachen Bedarf an Sauerstoffflaschen“, sagt Haßler.

Zu den Abnehmern gehören laut Unternehmen unter anderem alle Tiroler und Salzburger Krankenhäuser genauso wie die größten Privatkliniken in Wien. Gelagert werden sämtliche Gase in tiefkaltflüssiger Form in Tanks. Von dort gelangen sie in die Abfüllung. „Das heißt, sie werden in flüssigem Zustand durch diverse Rohrleitungen und Verdampfer gepumpt, ändern dann im Verdampfer ihren Zustand von flüssig auf gasförmig und gelangen so in gasförmigem Zustand in unsere Behälter“, erklärt Stefan Strasz, Leiter der Produktion und Logistik.

SOL Technische Gase GmbH Befüllung Kohlendioxid Industriegas Gasflaschen
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Mit knapp 200 Bar werden die Flaschen – in diesem Fall mit Kohlendioxid – neu befüllt

Für die Befüllung werden die Ventilschutzkappen abgeschraubt, damit restliches Gas, das sich eventuell noch in den Behältern befindet, entweichen kann. Danach werden die Flaschen gespült und schließlich mit knapp 200 Bar neu befüllt. Pro Tag sind es rund 1.000 Flaschen.

Trockeneis für Auslieferung von CoV-Impfstoffen

Außerdem könnte in der Coronavirus-Pandemie Trockeneis eine immer wichtigere Rolle spielen. Bestimmte Impfstoffe müssen nicht nur tiefgekühlt gelagert werden, sondern sie müssen auch tiefgekühlt dorthin gebracht werden, wo sie verimpft werden. Man sei mit allen Beteiligten in Verhandlungen, so SOL-Geschäftsführer Haßler. Noch gebe es keine große Verteilaktion in Österreich, man sei aber vorbereitet.

SOL Technische Gase GmbH Trockeneis Produktion Maschine
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Trockeneis wird in unterschiedlichen Formen produziert, von kleinen Pellets bis hin zu Blöcken

Um Trockeneis zu produzieren, wird Kohlensäure über eine vakuumisolierte Leitung in sogenannte Trockeneisproduktionsmaschinen gepumpt und dort in die obere Kammer hineingedrückt. „Dort entsteht dann Trockeneisschnee. Dieser Schnee wird hydraulisch gepresst und in einer Matrize in die Form gebracht, die wir benötigen“, sagt Verkaufsleiter Paul Rathfuss.

Trockeneisproduktion erst vor Kurzem erweitert

Die Größen beginnen bei drei Millimeter kleinen Pellets und gehen hin bis zu Blöcken, die so groß sind wie Ziegelsteine. 400 Kilogramm Trockeneis schaffen die beiden Maschinen, die bei der Firma SOL zum Einsatz kommen, pro Stunde. Beim Umgang mit Trockeneis ist allerdings höchste Vorsicht geboten.

Hochkonjunktur für Medizinunternehmen

Die Wiener Neustädter Firma SOL-TG profitiert von der Pandemie. Sie produziert Trockeneis zur Kühlung der Impfstoffe und Sauerstoffflaschen für die Beatmung von Patienten.

„Wir haben da eine Temperatur von minus 80 Grad. Das heißt, Trockeneis kann man nicht mit der bloßen Hand angreifen, weil es sonst Kälteverbrennungen verursacht. Und später durch Sublimierung (Übergang vom festen in den gasförmigen Aggregatszustand, Anm.) entsteht Gas, das schwerer als Luft ist und somit die Atemluft verdrängt. Das kann unter Umständen zur Erstickung führen“, erläutert Rathfuss.

Erst vor Kurzem erweiterte die Firma SOL ihre Trockeneisproduktion in Wiener Neustadt. So wurde ein weiterer 50 Tonnen großer Tank in Betrieb genommen, um der erhöhten Nachfrage nach Trockeneis nachkommen zu können, heißt es.