Das Feuer brach in dem zweistöckigen Mehrparteienhaus mit ausgebautem Dachgeschoß gegen 7.00 Uhr aus. Zahlreiche Notrufe gingen bei der Feuerwehr ein. Anrufer meldeten, dass sie Menschen um Hilfe rufen gehört hätten. Diese Rufe hörte auch Elvir Sisic beim morgendlichen Kaffeekochens. Sisic wohnt im gegenüberliegenden Gebäude.
Im Gespräch mit noe.ORF.at schilderte der Mann, dass er von seinem Fenster aus zunächst nicht erkennen konnte woher die Hilferufe kamen, dann aber am Dachflächenfenster des Gebäudes gegenüber drei Kinder und einen Erwachsenen im Rauch entdeckte. Sie waren in ihrer Wohnung, in der das Feuer ausgebrochen war, bereits eingeschlossen, erzählt er. „Nachdem ich die Türe mit der Schulter nicht aufstoßen konnte, trat ich mit den Füßen dagegen bis sie schließlich aufgegangen ist. Da habe ich dann den Leuten zugerufen, dass sie nun raus können. In diesem Moment sind mir die Kinder schon entgegengekommen.“
Gemeinsam mit einem Feuerwehrmann trug Sisic die drei Kinder ins Freie. Sie wurden leicht verletzt. Dass er sich durch sein Einschreiten selbst in Gefahr gebracht hatte, daran habe er in diesem Moment nicht gedacht, erzählt der Ersthelfer. „Da gibt es keine Zeit zum Überlegen wenn es um Leben und Tod geht. Da muss sich jeder bewusst sein, dass Sekunden und Minuten zählen.“
Nachbar fand Schwerverletzten im Stiegenhaus
Als wenig später die Feuerwehr eintraf, sei zunächst noch unklar gewesen wie viele Menschen sich nach wie vor in dem Haus befanden, so Feuerwehrsprecher Franz Resperger: „Atemschutztrupps gelang es schließlich, eine erwachsene Person sowie ein Kind rechtzeitig ins Freie zu bringen.“
Sebastian Auer, der Kommandant der Feuerwehr Purgstall, lobte gegenüber noe.ORF.at die Zivilcourage der Ersthelfer. „Schon beim Eintreffen haben wir die Zivilcourage der Nachbarn erkannt, weil uns jeder schon Bescheid geben konnte wo Personen sind. Der Brandherd ist innerhalb von 20 Minuten erledigt gewesen.“
Fotostrecke mit 5 Bildern
Die Bilanz des Einsatzes: ein Schwer- und vier Leichtverletzte, unter ihnen die drei aus der Dachgeschosswohnung geretteten Kinder. Laut Rotkreuz-Sprecherin Sonja Kellner sind sie zwischen fünf und zehn Jahre alt. Die Verletzten wurden in die Landeskliniken Scheibbs und Amstetten gebracht, bei allen lag der Verdacht auf Rauchgasvergiftung vor. Auch leichtere Verbrennungen wurden registriert. Acht Bewohnerinnen und Bewohner konnten das Wohnhaus ohne Hilfe der Feuerwehr verlassen.
Fotostrecke mit 10 Bildern
Fünf Feuerwehren mit 117 Einsatzkräften waren in Purgstall bei den Löscharbeiten im Einsatz. Die Helfer gingen bei den Löscharbeiten teilweise unter Atemschutz sowie mit Hilfe von Drehleitern vor. Nach etwa eineinhalb Stunden sei der Brand unter Kontrolle gewesen, so Resperger. Im Einsatz waren auch fünf Rettungswagen sowie zwei Notarzteinsatzfahrzeuge. Die Brandursache ist noch unbekannt.