Landestheater Niederösterreich Blick von der Bühne ins Publikum
Lukas Beck
Lukas Beck
Kultur

Wie das Theater der Zukunft aussehen könnte

In einem Online-Workshop des Landestheaters sollen Jugendliche diskutieren, wie das Theater der Zukunft aussehen könnte. Das Live-Erlebnis sei trotz Online-Angebots „nicht ersetzbar“, sagt dazu die künstlerische Leiterin, Marie Rötzer.

Veranstaltet wird der Workshop für Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren am Samstag gemeinsam mit dem Salzburger Landestheater und dem Schauspielhaus Graz. Die Idee entstand im Landestheater Niederösterreich. „Ich hatte einfach den Wunsch, ein Format zu schaffen, wo Jugendliche mitsprechen, mitbestimmen können, was sie auf der Bühne sehen wollen oder was sie hinter der Bühne machen wollen“, sagt die Leiterin der Theaterpädagogik im Landestheater Niederösterreich, Julia Perschon.

Online-Workshop

Das Angebot richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren. Anmelden kann man sich etwa über das Landestheater Niederösterreich.

„21 kreative, junge Köpfe“ aus allen neun Bundesländern können sich beim Landestheater Niederösterreich, Salzburg oder beim Schauspielhaus Graz anmelden, um an dem digitalen Workshop teilzunehmen. Dieser wird von Theaterpädagoginnen und -pädagogen sehr interaktiv mit Theaterspielen sowie Diskussionsrunden gestaltet. Thematisiert wird das Theater, wie es derzeit ist und wie es werden soll. In einer abschließenden „Kreativwerkstatt“ können sich die Jugendlichen in Kleingruppen ein theaterpädagogisches Lieblingsformat, wie Spielclubs oder Ferienworkshops überlegen. „Uns ist ganz wichtig, die Visionen und Wünsche der Jugendlichen für die Zukunft des Theaters aufzunehmen“, betont Perschon.

„Erlebnis im Theater nicht ersetzbar“

Die künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich, Marie Rötzer, zeigt sich sehr zufrieden über die Online-Angebote des Theaters, dennoch sei das Erlebnis im Theater unersetzbar. Sie findet, die Theater sollten bei den nächsten Lockerungsschritten berücksichtigt werden, denn man habe „sehr sehr gute Präventionskonzepte“ vorgelegt, so Rötzer über die aktuelle Lage im Gespräch mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Frau Rötzer, die Theater haben ja aufgrund der Coronavirus-Pandemie seit November geschlossen. Wie hat die Krise das Theater verändert?

Marie Rötzer: Unter #wirkommenwieder haben wir seit November ein Online-Theaterprogramm quasi für das Wohnzimmer. Ich sag’ dann immer dazu, das ist sehr komfortabel, erste Reihe fußfrei können Sie hier Theater anschauen. Die Nachfrage ist sehr, sehr gut. Wir haben zum Beispiel mit Elfriede Jelineks Erstaufführung von „Am Königsweg“ mit Inszenierung von Nikolaus Hapjan eine unglaubliche Reichweite gehabt. Unser Publikum saß sogar in Südamerika, in Mexiko. Auch in Ägypten haben wir Zugriffe bekommen. Also von einer deutschsprachingen Community weltweit. Das war auf jeden Fall eine Möglichkeit, neue Publikumsschichten zu erreichen. Wir haben aber auch Stücke fürs Klassenzimmer, wie „Ghandi“ oder „Sophie Scholl“. Und gerade das hat auch an Schulen sehr gut funktioniert. Wir machen mittlerweile auch Publikumsgespräche online.

noe.ORF.at: Wird das Online-Angebot auch nach der Krise bleiben?

Rötzer: Wir werden sicherlich weiter daran arbeiten oder überlegen auch, inwieweit es Sinn macht, auch weiterhin Online-Angebote zu machen, weil wir zum Beispiel dann auch die Möglichkeit hätten, unser Publikum zu erweitern. Es würde schon Sinn machen, abgespielte Produktionen eventuell dann mit Bezahlmodus einem Publikum weiter anzubieten. Oder eben vielleicht partizipative Projekte weiter zu verfolgen, auch Publikumsgespräche oder Einführungen für das Publikum online anzubieten. Diese technologischen Möglichkeiten, die eine digitale Bühne bietet, werden sicher weiter bestehen.

Marie Rötzer
Alexi Pelekanos
Marie Rötzer glaubt nicht, dass die digitale Version des Theaters das Live-Erlebnis ersetzen kann.

noe.ORF.at: Könnte das Online-Theater das reale Theater ablösen?

Rötzer: Dieses Live-Erlebnis, das Zusammentreffen von Publikum und Schauspielern und Schauspielerinnen, die körperliche Nähe, die Theater ausmacht, ist nicht ersetzbar. Das ist auch für den Schauspieler extrem wichtig, und für das Publikum auch, diese unmittelbare und spontane Reaktion zwischen Bühne und Zuschauerraum. Wir wissen auch: nur durch diese Energie, die im Raum eines Theaters ist, spürt man auch von der Bühne aus, ob ein Pointe ankommt oder ob eine starke Empfindung das Herz trifft. Das gibt es nur im Live-Erlebnis.

noe.ORF.at: Wann hoffen Sie, wieder aufsperren zu dürfen?

Rötzer: Die Theater haben ein sehr sehr gutes Präventionskonzept vorgelegt, das mit einer sehr hohen Sicherheit ausgestattet war und das sich an allen Theatern sicher auch bewährt hat. Und da finden wir es sehr wichtig, natürlich entsprechend des Infektionsgeschehens und entsprechend auch eines solidarischen Akts, dass wir auf jeden Fall in den nächsten Lockerungsschritten berücksichtigt werden. Es gibt schon sehr viele positive Signale, die es erlauben würden, die Kulturbetriebe zu öffnen. Sei es zum Beispiel die Strategie des Eintrittstestens, wonach ein sicherer Besuch in Theatern möglich wäre.