Interview mit Johanna Mikl-Leitner nach einem Jahr Pandemie
ORF/Benedikt Fuchs
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Politik

Mikl-Leitner fordert Gastro-Öffnung mit Tests

Ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ist das Coronavirus weiterhin das bestimmende Thema in der Landespolitik. Für Landeshauptfrau Mikl-Leitner (ÖVP) sind regionale, schärfere Maßnahmen denkbar. Sie fordert eine Öffnung der Gastronomie Mitte März – mit Tests.

Seit mehr als einem Jahr ist das Coronavirus das bestimmende Thema auf der ganzen Welt. So steht auch die niederösterreichische Landespolitik seit zwölf Monaten ganz im Zeichen von Corona und seinen Auswirkungen. Im „NÖ heute“ Interview am Mittwochabend zog Landeshauptfrau Mikl-Leitner Bilanz: „Gerade in dieser Zeit war es wichtig für unsere Landsleute da zu sein und zu unterstützen.“ Nach einem Jahr in dieser außergewöhnlichen Situation könne sie es nachvollziehen, wenn den Menschen das Virus auf die Nerven gehe und sie Corona-müde seien, so die Landeshauptfrau.

noe.ORF.at.: Die Südafrika-Variante ist in Niederösterreich angekommen. Niederösterreich hat die höchste 7-Tages-Inzidenz in ganz Österreich. Wie dramatisch, wie problematisch ist denn die Lage aus Ihrer Sicht?

Mikl-Leitner: Wir in Niederösterreich testen sehr viel im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Das ist wichtig, weil wir dadurch Personen, die andere anstecken können, so schnell als möglich aus dem Verkehr ziehen. Mir ist hier wichtig, dass wir nicht den Tunnelblick auf die Infektionszahlen richten, sondern für den Gesamtüberblick sollten wir auf die Spitäler schauen. Wie viel Schwererkrankte haben wir in unseren Spitälern? Und da sehen wir, dass sich seit November, wo wir die höchste Zahl an Schwererkrankten hatten, diese Zahl um die Hälfte reduziert hat. Das heißt, eine gute Zahl und wenn es so weitergeht, können wir auch weitere Öffnungsschritte wagen.

noe.ORF.at.: Es gibt diesen Ruf nach Öffnungen aus dem Sport und vor allem aus der Gastronomie. Ist das demnächst machbar? Fordern Sie Öffnungsschritte für die Gastronomie?

Mikl-Leitner: Diese Forderung kann ich nachvollziehen, denn die Gaststätten sind seit acht Monaten geschlossen und jeder sehnt sich danach zu seinem Wirten gehen zu können, um dort ein Glas Bier oder Wein zu trinken. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns da die Eingangstests helfen können. Das hat sich vor allem bei den Friseuren gezeigt, wo die Eintrittstests sehr erfolgreich waren und gerade Eingangstests helfen doppelt. Wir können damit Infizierte entdecken und es ist eine Motivation, dass viele Menschen testen gehen. Mit einer konsequenten Teststrategie kann man diesen Schritt wagen, die Gastronomie zu öffnen. Ganz nach dem Motto: Mit einem Test zum Wirt, so ab Mitte März.

Ein Jahr Corona: Landeshauptfrau Mikl-Leitner zieht Bilanz

Auch in der Landespolitik ist und bleibt Corona das bestimmende Thema. ORF-NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler hat mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gesrprochen.

noe.ORF.at.: Virologe Norbert Nowotny hat in „Niederösterreich heute“ gesagt, es wären auch regionale Maßnahmen sinnvoll. Ist es möglich, dass man sagt in einem Bezirk, da sind die Zahlen zurückgegangen, da gibt es Lockerungen, da sperrt die Gastro auf und in anderen Bezirken mit steigenden Zahlen, da gibt es vielleicht sogar Verschärfungen?

Mikl-Leitner: Wenn wir an Lockerungen oder Öffnungsschritte denken braucht es meines Erachtens eine bundeseinheitliche Strategie. Wenn es zu großen Unterschieden zwischen den Regionen kommt, kann man natürlich auch Abstufungen vornehmen. Klar ist, wenn starke Cluster auftreten, braucht es strengere Maßnahmen.

noe.ORF.at.: Also am Beispiel wie es jetzt in Tirol ist, dass eine Stadtgemeinde, ein Ort unter Quarantäne gestellt wird?

Mikl-Leitner: Selbstverständlich. Da werden viele Maßnahmen in Erwägung gezogen, wenn Cluster auftreten. Das geht von Klassen-, über Schulsperren, über die Pensionistenheime oder eben Orte oder Städte. Zu solchen Maßnahmen muss man greifen, wenn es zu großen Clustern kommt.

noe.ORF.at.: In Niederösterreich sind in zwei Monaten vier Prozent der Bevölkerung geimpft worden. Was sagen Sie zu dieser ernüchternden Bilanz?

Mikl-Leitner: Ich würde mir wünschen, dass wir schon viel mehr Menschen impfen hätten können. Die Impfstoffe sind weltweit Mangelware und im Speziellen in Europa. Ich hoffe, dass die Lieferkette bald funktioniert und zusätzliche Impfstoffe zugelassen werden, damit wir so viele Menschen impfen können als möglich.