Mechatronikerin
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Wirtschaft

Zukunftsberufe: AMS fördert Umschulungen

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit durch die CoV-Pandemie startet in Niederösterreich eine millionenschwere Qualifizierungsoffensive. 63 Millionen Euro sollen in die Aus- und Weiterbildung fließen. Gefördert werden Umschulungen in Zukunftsbranchen.

Niederösterreich verzeichnet zwar die geringste Zunahme aller Bundesländer bei der Arbeitslosigkeit, trotzdem bleibt die Lage sehr angespannt. Sorgen machen dabei vor allem die Langzeitarbeitslosen. Judith Hillberger ist 37 Jahre, zweifache Mutter und war vor der Geburt ihrer Kinder als Kellnerin tätig. Im vergangenen Jahr wollte sie aus der Karenz in ihren ursprünglichen Beruf zurückkehren, doch dann kam die Pandemie und machte einen Strich durch ihre Rechnung. In der Gastronomie hatte sie seither keine Chance mehr auf einen Job, erzählt die Tullnerin.

Seit September des Vorjahres lässt sich Hillberger nun am WIFI Technik Center in St. Pölten zur Mechatronikerin ausbilden. „Ich hoffe natürlich, dass ich eine Stelle als Mechatronikerin finde. Da ich noch kein Praktikum gemacht habe, weiß ich noch nicht, wohin es mich verschlägt, aber ich bin mir sicher, dass sich etwas ergeben wird“, ist sie zuversichtlich.

Qualifizierung Offensive Land AMS Umschulungen 63 Millionen Euro
Helmut Stamberg
Bei Jobs im Metall- oder Elektronik-Bereich war der Anstieg der Arbeitslosigkeit zuletzt deutlich geringer

Gefragt: Elektronik, Digitales, Metall und Pflege

Judith Hillbergers Erfolgschancen stehen gut. In manchen Branchen ist es wesentlich einfacher, einen Job zu finden, als in anderen. Ein Drittel aller freien Stellen finden sich in den Bereichen Elektronik, digitale Technologie, Metall und Pflege. Hier ist auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit geringer als im Durchschnitt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Arbeitslosigkeit präsentierte das AMS Niederösterreich am Montag gemeinsam mit dem Land, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer eine der größten Qualifizierungsoffensiven der vergangenen Jahre.

63 Millionen Euro investiert das AMS Niederösterreich nun in Zukunftsberufe, erklärte Sven Hergovich, Geschäftsführer des AMS Niederösterreich: „Wir werden unser Kursangebot massiv aufstocken auf 23.000 Kursplätze, die wir heuer zur Verfügung stellen werden. Das sind um 46 Prozent mehr Kursplätze als wir noch im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt haben.“ Damit wolle das AMS sowohl den Fachkräftebedarf abdecken „und gleichzeitig möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, in Bereichen ausgebildet zu werden, in denen gute Jobchancen zu erwarten sind“, so Hergovich.

Qualifikationen an Arbeitsmarkt anpassen

In der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem AMS und dem WIFI Technik Center. Auf die Erfolgsquote ist man durchaus stolz, sagte der Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Wolfgang Ecker, „weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Qualifikationsgrundlagen in über 50 Prozent der Fälle innerhalb von drei Monaten einen fixen Arbeitsplatz bekommen.“ Die Zukunft liege Ecker zufolge in der Digitalisierung und Technik. Beides könne das WIFI vermitteln, zudem arbeite es mit 1.000 Partnerbetrieben zusammen.

Nun gelte es, die Zeit zu nützen, um Menschen gezielte Aus- und Weiterbildungen zu ermöglichen, erklärte auch Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich. „Die Technologie schreitet ja stetig fort. Das heißt, wir müssen schauen, dass wir in der Ausbildung berücksichtigen, wie wir die Qualifikationen genau an diese Herausforderungen anpassen können, die wir jetzt haben.“ Um bereits in jungen Jahren die Weichen für den späteren Beruf zu stellen, forderte Wieser einmal mehr eine verpflichtende Berufsorientierung in den Schulen.

Präsentation Qualifizierungsoffensive
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AMS-NÖ-Geschäftsführer Sven Hergovich, Landesrat Martin Eichtinger und die Präsidenten der österreichischen Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer, Wolfgang Ecker und Markus Wieser (v.l.), bei der Präsentation der Initiative

Bildungsbonus zusätzlich zu Arbeitslosengeld

Der für Wirtschaft zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) erklärte, dass die Krise nicht spurlos an Wirtschaft und Arbeitsmarkt vorüberziehen werde und dass es nun darum gehe, Arbeitskräfte „für den Arbeitsmarkt nach der Pandemie fit zu machen, der ein anderer sein und sicher auch ein höheres Maß an Flexibilität erfordern wird.“

Wer eine Aus- und Weiterbildung macht, kann auch den sogenannten Bildungsbonus in Anspruch nehmen. Das sind vier Euro pro Tag – zusätzlich zum Arbeitslosengeld und zur Notstandshilfe. Derzeit nutzen niederösterreichweit etwa 9.000 Jobsuchende das Aus- und Weiterbildungsangebot des AMS. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, sollen es mit der neuen Qualifizierungsoffensive deutlich mehr werden. AMS-Niederösterreich-Geschäftsführer Sven Hergovich rechnet damit, dass im Mai bereits jeder siebente Arbeitssuchende an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen wird.