Familien Arena Sankt Corona, Wex Trails
Stefan Voitl
Stefan Voitl
Tourismus

Ganzjahres-Tourismus: St. Corona als Vorreiter

St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) hat in den vergangenen Jahren massiv in Mountainbike- und Trailstrecken investiert. Damit macht sich die Region zunehmend unabhängig vom Schnee und wird zum Vorbild für andere Regionen.

Sieben Monate Sommer und deutlich weniger Winter. Die „Familienarena“ setzt zwar auf beides, aber inzwischen fast ein bisschen mehr auf den Sommer, wenn die Bike-Strecken, die Sommerrodelbahn und der Motorikpark genutzt werden können. „Aufgrund unserer nicht sehr hohen Lage ist uns klar, dass irgendwann wahrscheinlich ein schlechter Winter kommen beziehungsweise ein Winter sogar ganz ausfallen könnte. Der Sommer hingegen wird uns sicher nie zur Gänze ausfallen, da haben wir mehr Stabilität“, sagt der Geschäftsführer der Familienarena St. Corona am Wechsel, Karl Morgenbesser. „Das war für uns der Auslöser, ganz intensiv in den Sommer zu investieren.“ Bei einem Jahresumsatz von knapp drei Millionen Euro entfallen derzeit knapp zwei Millionen auf den Sommerbetrieb, so Morgenbesser.

Familien Arena Sankt Corona, Wex Trails
Stefan Voitl
Einige Mountainbike-Trails sind für erprobte Biker, die weniger steilen sind auch für Kinder und Anfänger geeignet

Mountainbiken für Vorsichtige und Mutige

So war das Freizeitgebiet am Wechsel laut eigenen Angaben eines der ersten, das auf ein Angebot für die ganze Familie gesetzt hat. „Da waren wir vermutlich in Österreich die ersten, die das sauber und klar positioniert haben“, so Morgenbesser. Besonders die sogenannten „Flow Trails“ finden Anklang – also Mountainbike-Strecken mit geringem Gefälle und ohne Wurzeln für Kinder und Anfänger.

Gerade diese „Flow Trails“ haben auch andere Tourismus-Regionen auf das kleine niederösterreichische Gebiet St. Corona aufmerksam gemacht. Die Region Schladming-Dachstein (Steiermark) etwa. Dort gab es bereits einen „passablen Downhill-Park, allerdings mit stagnierenden Gästezahlen“, so Geschäftsführer Georg Bliem. Man wollte weiter ausbauen. In einem ersten Schritt mussten zunächst die privaten Grundbesitzer überzeugt werden, ihre Gründe zu veräußern. „Ich habe dann eine Studienreise gemacht und 20 Bäuerinnen und Bauern aus der Gegend in einen Bus gesetzt. Gemeinsam sind wir nach St. Corona gefahren, die Betreuung dort war weltmeisterlich“, so Bliem gegenüber noe.ORF.at.

Familien Arena Sankt Corona, Wex Trails
Stefan Voitl
St. Corona am Wechsel positionierte sich neu: Als familienfreundliches Ganzjahresgebiet

Schladming baute nach niederösterreichischem Vorbild aus

Die Delegation durfte sich selbst ein Bild von den Trail-Strecken machen und diese auch mit Mountainbikes oder E-Bikes abfahren. Anfangs war die Skepsis groß, doch „am Ende des Tages wollte kein einziger Grundbesitzer nach Hause fahren, weil sie so begeistert waren vom Angebot in St. Corona“, so Bliem.

Die Folge: Die Grundbesitzer willigten ein und in Schladming wurde ausgebaut. Waren es im Sommer 2018 dort noch 9.000 Gäste, wurden 2020 bereits 45.000 Gäste gezählt. „Die Reise nach St. Corona war tatsächlich bisher die erfolgreichste Studienreise in meinem Leben“, so Bliem abschließend. Bis heute besteht ein enger Kontakt nach St. Corona, man teilt sich zum Beispiel die Bikeschule. Auch das Tourismus-Gebiet Fieberbrunn (Tirol) schickte im September des Vorjahres eine Delegation nach St. Corona, um das eher schlechte Image der Mountainbiker aus den Köpfen der Verantwortlichen zu bekommen. Mit Erfolg.

St. Corona am Wechsel
ORF
Derzeit läuft der Skibetrieb noch. Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Lage und der Klimaerwärmung setzt man in St. Corona aber für die Zukunft eher auf den Sommerbetrieb

Internationale Presse schreibt über St. Corona

Kürzlich wurde sogar die Washington Post auf St. Corona aufmerksam. In einem Artikel mit dem aus dem Englischen übersetzten Titel „Dieses österreichische Skigebiet rüstet sich für eine schneefreie Zukunft“ wird die Region am Wechsel beschrieben, die sich neu erfinden musste und die weiter investieren will: Das Trail-Netz soll ausgebaut werden, Wasserspielplätze sind angedacht, außerdem kann man sich ein Hotelprojekt vorstellen, so Morgenbesser. Während aktuell von Donnerstag bis Sonntag noch Ski gefahren wird, laufen parallel schon die Vorbereitungen für die wärmeren Monate auf Hochtouren. In wenigen Wochen wird man vom Winter- nahtlos in den Sommerbetrieb übergehen. Sieben Monate warme Jahreszeit stehen unmittelbar bevor.