Kitsch oder Kult? Die Diskussion um die Gartenzwerge gibt es fast ebenso lange wie die Gartenzwerge selbst. „Persönlich würde ich mir keinen Gartenzwerg in meinen Privatgarten stellen“, sagte Gärtner Reinhard Kittenberger aus Schiltern, „aber die haben absolut ihre Berechtigung. Es gibt wirklich witzige, sehenswerte Exemplare.“ Seit vielen Jahren gibt es in den Schaugärten in Schiltern einen „Gartenzwerge-Irrgarten“, wo dutzende Exemplare nach Themen geordnet zu finden sind.

Diese Gartenzwerge sind mittlerweile aber in die Jahre gekommen. „Wir werden einige davon in den wohlverdienten Ruhestand schicken“, so Kittenberger, „es gibt genug Platz für neue Stars, die wir mit einem Casting finden wollen.“ Der Gärtner vermutet, dass in vielen Gartenhütten und Kellerräumen ausrangierte Zwerge herumstehen, die wieder ans Licht der Öffentlichkeit sollten.
„Schicken Sie uns ein Foto von ihrem Zwerg. Er sollte mindestens 30 Zentimeter groß und aus Plastik sein. Wir suchen die originellsten Zwerge des Landes. Eine Jury wird dann neue Exemplare für unsere Ausstellung auswählen", so der Gärtner.
Vom Boom bis zum Kriminalfall
Die Geschichte der Gartenzwerge beginnt im 17. Jahrhundert. Damals tauchten die ersten Exemplare aus Stein in Barockgärten auf. Die ältesten noch erhaltenen Gartenzwerge sind im Zwergerlgarten von Schloss Mirabell in Salzburg und rund um Schloss Greillenstein (Bezirk Horn) zu finden.
In den 1960er Jahren wurden erstmals die deutlich kostengünstigeren Zwerge aus Plastik angeboten. Ein Boom setzte ein, innerhalb weniger Jahre waren sie in fast jedem Garten zu finden. 20 Jahre später galten Gartenzwerge als „spießig“ und verschwanden allmählich wieder.
In den 1990er Jahren erlebten die Gartenzwerge dann ein Comeback. Bei einem Zwergenkongress in Raschala (Bezirk Hollabrunn) wurde über die Gleichberechtigung bei Gartenzwergen diskutiert. Plötzlich gab es auch weibliche Zwerge und jede Menge provokative Modelle, wie Zwerge mit Sonnenbrillen und Motorrädern, mit entblößten Hinterteilen oder gar Zwerge mit einem Messer im Rücken am Boden liegend.
„Front zur Befreiung der Gartenzwerge“
Im Jahr 1997 berichtete die „Zeit im Bild“ über einen Konflikt, der als Scherz begonnen hatte, aber etliche juristische Konsequenzen nach sich zog. In Frankreich und Belgien war eine „Front zur Befreiung der Gartenzwerge“ aktiv, die Zwerge aus Privatgärten je nach Sichtweise gestohlen, entführt oder befreit hatte. Die „ausgesetzten“ Zwerge wurden meist in Wäldern und Höhlen wiedergefunden.
Mittlerweile sind Gartenzwergfiguren aus Plastik wieder nur selten in Gärten zu finden. Stattdessen gibt es Ton- und Keramikskulpturen von Fröschen, Eulen oder Engeln. Als Gartendekoration sind auch Windspiele, Kugeln und rostige Metallelemente beliebt.