VeggieMeat St. Georgen Vegan Wirtschaft Lebensmittel
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Wirtschaft

Erbsen-Schnitzel erobert Handel und Gastro

Pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Wurst liegen weltweit im Trend. Davon profitiert die Mostviertler Firma VeggieMeat, die vegane Produkte erzeugt und den Umsatz 2020 trotz Pandemie verdoppeln konnte. Im heimischen Handel ist man bereits fest etabliert.

Hinter den strengen Sicherheitsschleusen, die für einen Lebensmittelbetrieb notwendig sind, läuft die Produktion auf Hochtouren, in drei Schichten auf zwei Etagen. Auf einem Förderband laufen etwa gerade panierte Schnitzel zur Verpackung. Viele Schritte erfolgen vollautomatisch, ähnlich wie in einem normalen Fleischverarbeitungsbetrieb. Doch der Rohstoff stammt nicht von Tieren, sondern aus fünf pflanzlichen Produkten: neben Wasser, Salz, Öl und Kartoffelstärke vor allem aus Erbsenproteinen und Fasern.

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Der Rohstoff für alle Produkte besteht aus Wasser, Salz, Öl, Kartoffelstärke sowie den Fasern und Proteinen der Erbse

Die Entscheidung für die Erbse habe man ganz bewusst getroffen, sagt Geschäftsführer und Gründer Andreas Gebhart: „Wir haben einen lokalen Rohstoff, der auch in großen Mengen verfügbar ist, der nicht allergen ist und in keine Hormondiskussionen verstrickt ist: Also eigentlich ein super Rohstoff, der aber schwer zu verarbeiten ist.“ Denn im Gegensatz zu Tofu, Seitan oder Pilzen, die andere Produzenten als Basisstoff verwenden, braucht das Erbsengemisch die richtige Zusammensetzung.

Streng geheime Rezeptur

Die genaue Herstellung ist streng geheim und deshalb auch nicht patentiert, immerhin ist VeggieMeat in dieser Form weltweit Pionier. Die Nachfrage gibt dem Unternehmen offenbar recht. Seit 2017 sind die Produkte im heimischen Handel gelistet und mittlerweile konnte man sich auch in Deutschland etablieren. Der Umsatz verdoppelte sich im Vorjahr, nachdem der junge Betrieb aus St. Georgen am Ybbsfelde (Bezirk Amstetten) bereits in den Vorjahren stark gewachsen war.

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Aufgrund der hohen Nachfrage läuft die Produktion, wie hier von Schnitzel, derzeit im Drei-Schicht-Betrieb

Ein Grund dafür sei vor allem die Pandemie gewesen, erzählt der Geschäftsführer: „Durch die CoV-Situation kochen die Leute selbst und achten auch darauf, was sie kochen.“ Doch jeden Tag Fleisch wollen immer weniger Menschen und würden deshalb Alternativen suchen. Das sei auch die Zielgruppe von VeggieMeat, denn sie „wollen zwar kein Fleisch essen, aber auf den Geschmack und die Konsistenz auch nicht verzichten“.

Rohware im Trend

Neben den vorfrittierten Schnitzel, den Burger oder Pfefferfilets liegt vor allem Rohware im Trend, wie Faschiertes oder Bratwürste. „Weil diese dem Fleisch am nächsten kommen und viele ihre Gerichte auch selber zubereiten wollen“, weiß Gebhart, „hier muss ich dem Essen also noch den letzten Schliff in der Pfanne verpassen und kann damit mehr ausprobieren, wie man es beim Fleisch gewohnt ist“.

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Großes Potenzial für Wachstum – sowohl bei den Fertigprodukten als auch bei der Rohware – sieht VeggieMeat in der Gastronomie

Großes Potenzial sieht Gebhart noch in der Gastronomie, die man eigentlich schon im Vorjahr verstärkt beliefern wollte, ehe die Coronavirus-Krise kam und die Lokale geschlossen bleiben mussten. Doch sobald diese wieder öffnen, will man in diesem Segment eine Roll-Out-Markteinführung machen. Denn auch hier gibt es immer mehr Gäste, „die vielleicht gerade kein Fleisch essen wollen oder dauerhaft darauf verzichten und dafür muss ich auch ein Angebot haben, nicht nur eine Gemüseplatte oder Käsespätzle“.

In St. Georgen am Ybbsfelde will man darauf jedenfalls vorbereitet sein. Die Produktion soll in den nächsten Jahren erweitert werden, für drei weitere Produktionsstraßen gibt es noch Platz. In Österreich will man damit den Marktanteil von aktuell etwa 15 Prozent ausbauen und in Europa auch andere Märkte erobern, etwa Frankreich. Dort wurde VeggieMeat im Vorjahr auch auf der renommierten Lebensmittelmesse SIAL mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.