Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg von außen
ORF / Seiser
ORF / Seiser
Bildung

Herausforderungen für Winzer der Zukunft

Seit 160 Jahren ist die Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg (Bezirk Tulln) die Kaderschmiede für Winzerinnen und Winzer. Der Unterricht veränderte sich stark, denn heute gibt es mit Digitalisierung und Klimawandel ganz neue Herausforderungen.

Mit 160 Jahren Geschichte zählt die Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg zu den ältesten Weinbauschulen der Welt. Das bedeutet: 160 Jahre Tradition, aber auch 160 Jahre Veränderung – denn im Wein- und Obstbau ist es notwendig, sich stetig neuen Bedingungen anzupassen. Dementsprechend wird auch der Unterricht immerzu verändert und erweitert.

„Wir müssen heute viel mehr Rücksicht auf die Natur, auf den Umweltschutz und den Klimawandel nehmen“, so Direktor Reinhard Eder. „Es gibt sehr große Herausforderungen im Bereich Pflanzenschutz und Pflanzenkrankheiten. Natürlich ist auch die Globalisierung und der internationale Handel nicht ganz leicht. Das heißt, wir bilden auch in verschiedenen Sprachen aus, ganz wichtig sind Englisch und Spanisch.“

Weinkeller über das Handy steuern

Die Schülerinnen und Schüler lernen mit den neuen Herausforderungen umzugehen und neue Verfahren und Techniken einzusetzen. Ein großes Thema ist auch die Digitalisierung. Wichtig, „weil wir immer schwieriger Arbeitskräfte bekommen und Arbeitskräfte auch sehr teuer sind“, erklärt der Direktor. Daher geht es darum, Tätigkeiten im Wein- und Obstgarten zu automatisieren. Seit zwei Jahren gibt es dazu ein eigenes Fach. Neue Techniken ermöglichen es etwa auch, den Weinkeller von unterwegs via Handy zu steuern.

Unterricht im Weinkeller
ORF / Seiser
Im schuleigenen Weinkeller wird Wein produziert und auch praktisch unterrichtet

Viel neues Wissen, das die Nachwuchswinzer in Klosterneuburg lernen und das frischen Wind in traditionsreiche Betriebe bringt. So war es etwa auch bei Absolventin Diana Müller vom renommierten Weingut Müller in Krustetten (Bezirk Krems). Sie maturierte 2015. „Wir haben in der Schule viel über die chemischen Abläufe des Weins gelernt. Das hat mein Vater noch nicht gelernt. Die chemischen Hintergründe sind in der jetzigen Weinbereitung (Weinherstellung, Anm.) aber sehr wichtig, weil diese modernisiert und technisiert wurde und da haben wir in der Schule wirklich ein tolles Grundwissen erhalten“, schildert Müller.

Sie absolvierte nach der Schule noch ein Wirtschaftsstudium und ist heute als Export- und Qualitätsmanagerin des Weinguts tätig. Damit trägt sie erheblich zum Erfolg und zur Zukunft bei. „Wir exportieren weltweit. Ein großer Markt ist die EU und Deutschland, aber wir exportieren auch nach Russland, in die USA oder nach Südamerika“, so Müller.

Unterricht im Labor
ORF / Seiser
Im Labor beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Chemie des Weines

Nachwuchs auch ohne eigenen Betrieb gesucht

In der Wein- und Obstbauschule lernen Schülerinnen und Schüler den gesamten Prozess von der Produktion über die Verarbeitung und Veredelung bis hin zu Marketing und Verkauf. Auch naturwissenschaftliche und wirtschaftliche Faktoren seien in der Ausbildung wichtig, betont der Direktor. Für die Zukunft wünscht er sich mehr Interessenten, denn „wir bräuchten mehr Nachwuchs“, so Eder. „Wir bräuchten mehr junge, motivierte Schülerinnen und Schüler, die keinen Betrieb Zuhause haben. Denn wir haben große, erfolgreiche Weingutbetriebe, die Arbeitskräfte suchen.“

Vieles änderte sich in 160 Jahren Schulgeschichte in Klosterneuburg, aber eines blieb über all die Jahre und Jahrzehnte gleich: Der Anspruch, die Top-Winzerinnen und Winzer der Zukunft ausbilden zu wollen.