Das frühere Topmodel Evelyn Rillé begann ihre Ausbildung beim Roten Kreuz vor zehn Jahren. Ein Schlüsselerlebnis war die Krebserkrankung ihrer Eltern zu einer Zeit, als sie intensiv im Modebusiness arbeitete und mit der Oberflächlichkeit des Jobs konfrontiert wurde. „Ich habe damals modetechnisch Moderatoren bei einem Privatsender ausgestattet. Da gab es sehr eigenartige Erlebnisse, wo über Kleidung diskutiert wurde, obwohl man gerade einmal zwei Minuten im Bild ist“, erzählt die Perchtoldsdorferin.
„Ich kam direkt von der Krebsstation mit meiner Mutter und zweifelte plötzlich daran, was ich da eigentlich mache. Danach entschied ich, meinem Leben noch einen anderen Sinn zu geben“, sagt Rillé. „Mein Sohn hat mich dann darauf gebracht zum Roten Kreuz zu gehen, um dort etwas Soziales zu machen und das habe ich getan. Ich bereue eigentlich, nicht schon viel früher in eine Medizinrichtung gegangen zu sein“, sagt Rillé heute.
Dem Modelbusiness blieb sie bis heute treu. Shootings mit namhaften Fotografen gehören genauso zu ihrem Alltag wie die Teilnahme an der Fashion Week. Wenngleich ihr Leben heute vielleicht etwas ruhiger abläuft, als in den 80er oder 90er Jahren. „Es war sicher eine Zeit auf der Überholspur und ich habe in diesen Jahren drei Leben gelebt, aber ich möchte nichts davon missen“.
Musikvideos mit Rolling Stones und Freddy Mercury
Mit 17 Jahren startete Evelyn Rillé ihre internationale Modelkarriere. Sie arbeitete mit Topfotografen, hielt ihren Körper mit Bodybuilding fit und arbeitete mit den ganz Großen aus der Musikszene. „Ich habe mit vielen Stars gedreht und Musikvideos mit den Rolling Stones, Freddy Mercury und Rod Stuart gemacht.“
Als Model lebte sie jeweils ein Jahr in Japan und in London. Ein bisschen naiv sei sie manchmal gewesen, aber vieles habe sie damals fürs Leben gelernt. „Nie vergessen werde ich eine Party, wo sehr viele Silberschüsseln mit Pulver herum gestanden sind und ich mir gedacht habe: unglaublich, wieviel Zucker die Menschen in England essen! Ich habe lange nicht geschnallt, worum es da ging, aber es gab auch niemanden, der mich zu etwas Bösem verführt hat“, erzählt Rillé.
Im Einsatz als Covid-Testerin
Heute ist das ehemalige Topmodel Notfallsanitäterin und Abteilungskommandantin beim Roten Kreuz in Mödling. Aktuell arbeitet sie vor allem als Covid-Testerin. An die 20.000 CoV-Tests hat sie in den letzten Monaten durchgeführt. Die aktuelle Zeit sieht sie mit gemischten Gefühlen. „Ich finde es unglaublich, dass es leider nach wie vor sehr viele Menschen gibt, die das Thema Corona ignorieren und nicht ernst nehmen oder ganz bewusst aufhetzen dagegen. Das finde ich sehr traurig, denn ich habe viele Erkrankte, auch schwer Erkrankte auf Intensivstationen, gesehen.“
Nun müssten alle an einem Strang ziehen, um die Pandemie zu überwinden, ist die engagierte Notfallsanitäterin überzeugt. Ein besonderes Schönheitsrezept hat sie übrigens nicht: „Ich arbeite viel, rauche nicht und trinke viel Wasser. Ich würde mir auch nie etwas machen lassen“, sagt Rillé im Hinblick auf das Thema Schönheitsoperationen. „Das finde ich einfach grauenhaft“. Ihr Markenzeichen ist der lange blonde Zopf. Daran erkennt man sie, auch wenn sie, wie derzeit viele, mit Maske unterwegs ist.