Ein Covid-19-Spitalsbett auf der Intensivstation in St. Pölten
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Coronavirus

Immer mehr Infizierte werden Intensivpatienten

Während die Situation auf den Normalstationen in den Spitälern stabil ist, steigt die Zahl der Intensivpatienten. Gründe dafür seien laut Experten die längere Behandlungsdauer und möglicherweise auch aggressivere Krankheitsverläufe durch Mutationen.

Vor etwa einem Monat, am 8. Februar, als Lockerungsschritte für Handel und körpernahe Dienstleistungen in Kraft traten, wurden 56 Personen in Niederösterreich auf einer Intensivstation behandelt. Seit Anfang März waren es fast immer mehr als 80, am Mittwoch 82.

Expertinnen und Experten beobachten österreichweit eine deutliche Verschiebung auf die Intensivstationen. Das habe mehrere Gründe, wie der Ärztliche Direktor des Landesklinikums Melk, Rupert Strasser, erklärt. „Die eine Erklärung ist sicherlich, dass möglicherweise die infektiöseren Virusmutationen auch einen aggressiveren Krankheitsverlauf verursachen“, so Strasser. „Andererseits sind die stationären Aufenthalte von Patienten doch deutlich kürzer, die Aufenthalte auf den Intensivstationen aber nach wie vor, wie am Beginn der Pandemie, relativ lang. Hier ist kein Rückgang der Aufenthaltsdauer festzustellen, was natürlich zu einer Kumulation der Intensivpatienten führt.“

Besucher ab Donnerstag wieder erlaubt

Trotz dieser Zahlen betonte der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Wir haben die Lage in den Landeskliniken gut im Griff. Wir sind auch gut gerüstet für die nächsten Wochen, sollten es noch mehr werden.“ Er verwies zudem darauf, dass die OP-Auslastung bei 90 Prozent liege und alle wichtigen Operationen durchgeführt werden können. Ab Donnerstag gibt es in den Landeskliniken wieder gelockerte Regeln. „Ein Besuch pro Tag und Patient“ wird laut Pernkopf möglich sein, „allerdings nur mit negativem Coronavirus-Test“.

Ärztlicher Direktor KLinikum Melk Rupert Strasser im Gespräch mit Claudia Schubert
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Der Ärztliche Direktor des Landesklinikums Melk, Rupert Strasser, im Gespräch mit Redakteurin Claudia Schubert

Die Auslastung der Spitäler mit Coronavirus-Patienten ist regional sehr unterschiedlich. „Wir haben zum Beispiel im Vergleich zur Thermenregion hier im Mostviertel nur ein Viertel der Patienten in stationärer Aufnahme“, erklärt der Ärztliche Direktor des Landesklinikums Melk. Strasser führt das auf die stärkere Verbreitung der Virusvarianten in diesem Gebiet zurück. Deshalb müsse man wachsam sein: „Es ist hier ganz wichtig, dass man das richtige Augenmaß behält und nicht zu überschießend zu großzügige Öffnungsschritte durchführt – und vor allem das Geschehen und die Virus- und Infektionsentwicklung ganz streng und genau beobachtet.“

Umstellung auf Nasenbohrertests

Zum Thema Öffnungsschritte sagte Pernkopf am Mittwoch, dass man in Niederösterreich der Meinung sei, dass die „kontrollierte Öffnung mit Eintrittstests besser ist als die unkontrollierte Verbreitung des Virus“. Man müsse die kommenden Tage genau beobachten und dann eine Entscheidung treffen, meinte der Landeshauptfrau-Stellvertreter.

In punkto Tests soll es künftig eine Neuerung geben, so Pernkopf. „Wir werden die Tests sukzessive auf die sogenannten Nasenbohrertests umstellen. Wir haben dazu heute eine Besprechung gehabt, das ist sicher sinnvoll“, sagte er am Mittwoch.

Landeshauptfrau Stellvertreter Stephan Pernkopf im Gespräch mit Nadja Mader
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Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf sprach mit „NÖ heute“-Moderatorin Nadja Mader über die aktuelle Situation

Sterblichkeit deutlich gesunken

Trotz der steigenden Patientenzahlen auf den Intensivstationen sank die Sterblichkeit in den vergangenen zwei Monaten, sagte Rupert Strasser. „Man kann daraus schon ablesen, dass die Impfung greift, dass speziell bei der Bevölkerungsgruppe, die am vulnerabelsten ist, die Impfung bereits einen sehr positiven Effekt hat. Wenn die Krankheit nicht bei allen verhindert wird, wird aber die Sterblichkeit schon deutlich reduziert.“

Von positiven Beobachtungen nach den Impfungen sprach auch Pernkopf: „Vor der Impfung, im Dezember, hatten wir in den Pflegeheimen 400 Menschen mit einer Coronavirus-Erkrankung. Momentan sind es zehn. Das ist ein Minus von 97 Prozent, und das sollte uns auch Hoffnung geben, dass das Testen und Impfen auch in den nächsten Wochen gut wirken sollte.“ Innerhalb der nächsten Woche würden 170.000 Impftermine „für Hochrisikopatienten und ältere Menschen“ freigegeben werden, so Pernkopf. Er zeigte sich überzeugt, dass das in den kommenden Wochen bereits Wirkung zeigen werde.