Trend Vegan Ernährung Wurst Käse
ORF/Birgfellner
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Wirtschaft

Boom bei veganen Lebensmitteln

Immer mehr Menschen verzichten bei ihrer Ernährung zumindest tageweise auf Fleisch. Innerhalb von zehn Jahren ging der Pro-Kopf-Verzehr laut Statistik Austria um fast vier Kilogramm zurück. Neben vegetarischer geht der Trend stark in Richtung vegane Ernährung.

Kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier und auch keine Milchprodukte: Schätzungen nach leben in Niederösterreich rund 20.000 Menschen vegan. Aber nicht nur sie heizen den Trend zu rein pflanzlichen Lebensmitteln an, sagt Felix Hnat, Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich: „In Österreich leben inzwischen knapp 110.000 Menschen vegan, dazu über 800.000 Menschen vegetarisch. Aber die treibende Kraft sind die sogenannten Flexitarier, die einfach nur weniger Fleisch essen wollen.“

Niederösterreich als „Hotspot“

Vom Trend zur veganen Ernährung profitieren immer mehr Lebensmittelproduzenten in Niederösterreich. Die Zuwächse seien viel höher als in anderen Bereichen, erzählt Felix Hnat: „Über die letzten sieben Jahre gesehen liegen wir im Durchschnitt bei einem Plus von jeweils 15 bis 20 Prozent. Und im Coronavirusjahr ist die Nachfrage geradezu explodiert."

Trend Vegan Ernährung Wurst Käse
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Fleisch, Wurst, Verhackertes, Schnitzel und Käse – eine traditionelle Brettljausn aus rein pflanzlichen Produkten

Hnat bezeichnet Niederösterreich sogar als „Hotspot“ der pflanzlichen Lebensmittelerzeugung. Die Sojarei aus Traiskirchen (Bezirk Baden) entwickelte sich etwa zu einem der größten Tofuproduzenten Europas. Das Mostviertler Unternehmen VeggieMeat aus St. Georgen am Ybbsfelde (Bezirk Amstetten) expandiert wiederum mit Fleisch- und Wurstalternativen auf Basis von Erbsenproteinen.

Vegan im großen und kleinen Stil

Doch neben den großen setzen auch viele kleinere Unternehmen vermehrt auf vegane Ernährung. Isabella und Walter Schöne aus Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten) erzeugen etwa seit gut einem Jahr vegane Alternativen zu Camembert auf Basis von Cashewkernen. „Ich lebe seit 2013 vegan, habe mich nach langer Suche selbst entschlossen, etwas herzustellen, das wirklich so cremig ist wie echter Camembert“, erzählt Isabella Schöne. Mehr als 4.000 Stück haben die beiden schon verkauft. Und auch im Ausland wurden die veganen Bioerzeugnisse bereits entdeckt. „Wir liefern jetzt auch nach Deutschland, und die Rückmeldungen sind phänomenal.“

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Seit gut einem Jahr produziert Isabella Schöne Camembert auf Basis von Cashewkernen

Der Trend zu veganen Lebensmitteln hat längst die Nische verlassen und ist mittlerweile auch in den großen Supermarktketten eingezogen. Die Produktpalette wächst stetig und reicht mittlerweile von pflanzlichen Alternativen zu Wurst und Käse über vegane Kekse und Eis bis zu Kosmetikartikeln und Getränken. „Wir hatten in den vergangenen fünf Jahren etwa zehn Prozent Umsatzanstieg in diesem Sortimentsteil", sagt Spar-Geschäftsführer Alois Huber. „Der stärkste Artikel ist sicher der Humus, mit dem dieser Trend auch in unsere Regale gekommen ist. Aber er ist quer durch das Sortiment erkennbar", so Huber.

Neben Fleisch- und Milchersatzprodukten gibt es sogar auch schon veganen Wein. Wie ein Großteil in der Branche geht auch Huber davon aus, dass der vegane Trend in den nächsten Jahren anhält. Das liege nicht nur am Anteil der Veganerinnen und Veganer, sondern vor allem auch an jenen Menschen, die an manchen Tagen bewusst auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten wollen.