Florfliege auf grünem Blatt
Michael Schreiber
Michael Schreiber
Chronik

Selbstgezüchtete Nützlinge gegen Blattläuse

Jahr für Jahr werden Blattläuse, Wollläuse, Thripse und Spinnmilben in den Gärten und der Landwirtschaft zum Problem. Ein Startup aus Alland verspricht eine umweltfreundliche Lösung: Selbstgezüchtete Florfliegenlarven für den chemiefreien Kampf gegen Schädlinge.

Im Labor von „Insect Laboratories Research“ – kurz „ILR“ – in Alland (Bezirk Baden) darf die Florfliege in unterschiedlichen Stadien ihres Lebens wachsen und gedeihen. Die Umgebung ist warm und hat eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die winzig kleinen Eier werden zu Larven, dann zu Puppen und schließlich zu den knallgrünen Florfliegen. Dem Startup geht es hauptsächlich um die Larven. In diesem gefräßigen Stadium kann jede von ihnen 200 bis 500 Blattläuse, Wollläuse, Thripsen oder Spinnmilben fressen.

Florfliegenlarve auf grünem Blatt
Michael Schreiber
In diesem Stadium ist die Florfliegenlarve sehr gefräßig und kann zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden

Weg von der Chemie, hin zur Natur

Ein junges Team rund um Geschäftsführer und Gründer Florian Mayer züchtet den effektiven Schädlingsbekämpfer. Sein Motto lautet: „Weg von der Chemie und wieder hin zum Ursprung. Die Natur hat sich ja schon etwas überlegt, deshalb ist die Chemie in gewissen Bereichen eigentlich nicht notwendig.“ Dazu zähle auch die Schädlingsbekämpfung. „Zu jedem Schädling gibt es einen Nützling und genau das ist unser Ziel: diese Nützlinge zu züchten“, so Mayer. Und zwar eine Million Eier pro Woche.

Die hochgezüchteten Larven werden dann in Pappkarton-Waben an die Kunden versandt und können in Gärten, in Glashäusern oder sogar im Haus über den befallenen Zierpflanzen ausgestreut werden. In der Landwirtschaft passiert das im großen Stil – dann fliegt eine Drohne mit den Larven über die Felder. Pro Quadratmeter normal befallener Fläche benötigt man laut Unternehmensangaben etwa fünf bis zehn Larven. Die Larven werden zeitlich so versandt, dass sie für den Kunden möglichst lange nützlich sind.

Florfliege
Michael Schreiber
Die adulte Florfliege ist knallgrün. Sie kann nicht zur Plage werden, weil sich die Fliegen, sobald es nicht mehr genug Futter gibt, gegenseitig auffressen.

Nach etwa zwei bis drei Wochen ist ihre Zeit vorbei, dann hüllen sie sich in einen Kokon und werden schließlich zur Florfliege. Die kann übrigens nicht zur Plage werden, verspricht Mayer: „Wenn die Schädlinge zu stark dezimiert sind, sodass zu wenig Futter vorhanden ist, fangen die Florfliegen an, sich gegenseitig zu bekämpfen und gegenseitig zu fressen. Das klingt sehr hart, ist aber im Prinzip ein natürlicher Weg.“

Unternehmen entwickelt technische Geräte selbst

Auch technische Geräte aller Art und Apparaturen für die Aufzucht und Fütterung werden in Alland entwickelt, erklärt Jan-Luca Bina, der im Marketing des Startups arbeitet: „Die Technik, mit der wir arbeiten, entwickeln wir hier im Haus. Wir haben Biologen im Haus, wir haben Techniker im Haus, die die richtigen Inputs geben können. Durch die Mischung an Leuten kommt dann meiner Meinung nach immer ein gutes Produkt heraus“, so Bina.

Neu ist diese Methode nicht, aber laut eigenen Angaben des Unternehmens ist es die erste österreichische Produktion von Florfliegenlarven. Die jungen Techniker und Biologen hoffen, dass viele Hobbygärtner und Landwirte diese umweltfreundliche Methode der Schädlingsbekämpfung nutzen werden. Und nebenbei züchten sie auch weitere Nützlinge, die schon bald dem Maiszünsler und dem Borkenkäfer zu Leibe rücken sollen.