Gasthaus-Besitzer hinter dem Tresen seines Lokals Gasthaus Gutmann
ORF
ORF
Politik

Tourismus fordert Alternative zum Lockdown

Den steigenden CoV-Zahlen zum Trotz fordert Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) eine Alternative zum Lockdown. Private Treffen würden sich sonst ins Hinterzimmer verlagern. Alleine im Waldviertel gingen die Nächtigungen im Vorjahr um 28 Prozent zurück.

„Wir sind in der dritten Welle“. Diese unerfreulichen Worte kommen am Freitag von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) – mehr dazu in Entscheidungen am Montag erwartet (news.ORF.at; 19.3.2021). Was das für die von vielen erwarteten Lockerungen bedeutet, bleibt offen. Erst am Montag will die Regierung entscheiden, wie es weiter geht. Vor allem Gastronomie und Tourismus warten sehnsüchtig auf weitere Öffnungsschritte. Denn je länger die Schließungen anhalten, desto schwieriger wird es für viele Betriebe.

Seit mehr als fünf Monaten sind die meisten Gästebetten in den Hotels und Pensionen leer. Alleine im Waldviertel brachen die Nächtigungen im Vorjahr um 28 Prozent ein. Niederösterreichweit waren es sogar 40 Prozent. Zahlreiche Gasthäuser können sich nur mit Take-away-Angeboten über Wasser halten, wie das Gasthaus Gutmann in Zöbing (Bezirk Krems).

Leeres Gasthaus
ORF
Leere Sitzplätze in den Gasthäusern des Landes sind ein großes Problem

Wie in vielen anderen Betrieben wurde hier alles auf Essensabholung umgestellt. Die bis zu acht Angestellten können seit Monaten nicht beschäftigt werden, sagt Besitzer Klaus Gutmann: „Aufgrund des Take-aways können wir die Situation zur Zeit gut stemmen, es würde auch noch weiter gehen, aber natürlich muss man auf seine Rücklagen zurückgreifen, wenn Reparaturen anfallen“, schildert Gutmann.

Umbau im Stillstand

Schauplatzwechsel ins Loisium in Langenlois (Bezirk Krems): In der Saunawelt ist es kalt und ruhig. Auch hier war seit Monaten kein Gast mehr, weder im Spa-Bereich, noch in den Hotelzimmern oder im Restaurant. Einzig die Weinerlebniswelt durfte für Besucherinnen und Besucher öffnen. Im Loisium wird in der Zeit des erzwungenen Stillstands umgebaut, sagt Hoteldirektorin Annika Schmidt: „Natürlich ist es eine schwierige Situation, aber ich glaube, wir alle können daran nichts ändern.“

Und da man nicht weiß, wie eine Indoor-Öffnung aussehen kann, bereitet man sich hier auf eine Wiedereröffnung vor, die vorrangig im Freien stattfinden wird: „Wir haben Food-Trucks und Getränke-Trucks angemietet. Da werden die Köche und Barkeeper nach draußen verlegt“, so Schmidt.

Junger Gründer Marcel Ertl vor seinem E-Bike
ORF
Ein junges Team wollte in Langenlois geführte E-Bike-Touren anbieten. Das Konzept musste aber geändert werden.

Betriebe mit Outdoor-Konzepten haben es etwas leichter

Etwas einfacher ist die aktuelle Situation naturgemäß für jene Unternehmen, die generell Outdoor-Aktivitäten anbieten können. Aber auch dort spürt man die Krise. „In Summe waren es zwei Monate, die wir geschlossen hatten, 50.000 Besucher weniger. Es ist herausfordernd, es tut weh, besonders die geschlossene Gastronomie, aber es wird wieder besser werden“, sagt Manuela Murth-Menhardt, die Geschäftsführerin der Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern (Bezirk Krems).

Direkt am Hauptplatz in Langenlois gründete ein junges Team mitten im Krisenjahr ein neues Unternehmen. Ursprünglich wurden geführte E-Bike-Touren mit verschiedenen Stationen bei Winzern oder Kulturbetrieben angeboten. Die dürfen seit Monaten nicht mehr stattfinden, eine neue Idee musste her, um weiterhin Geld zu verdienen: Jetzt werden die Fahrräder mit Picknick-Rucksäcken vermietet, erzählt der Mitbegründer von Winecycle Tours, Marcel Ertl: „Durch die neuen Auflagen mussten wir das Konzept umändern und haben neue Miet-Konzepte erstellt. Jetzt müssen wir bis zum 11. April warten, wenn es neue Auflagen gibt. Dann werden wir sehen, ob wir unsere Touren wieder anbieten können.“

Zwei Radfahrer stoßen mit Wein an
ORF
Jetzt werden die E-Bikes samt Picknick-Rucksäcken an Gäste vermietet.

Öffnungsschritte gefordert

Die Zukunft ist ungewiss und sie wird wohl vielen Betrieben und Unternehmen auch weiterhin viel Flexibilität und Ideenreichtum abverlangen. Denn die Infektionszahlen bleiben weiter hoch und wann die sehnsüchtig erwarteten Öffnungsschritte kommen, bleibt offen. Es brauche aber eine Alternative zum Lockdown im Tourismus, fordert Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP). Trotz hoher Infektionszahlen sei es wichtig, nächste Öffnungsschritte und den Tourismusbetrieben Perspektiven zu bieten. „Mir ist lieber, die Gäste treffen sich beim Wirten – getestet und mit strengen Regeln – als sie treffen sich eng zusammengepfercht im Hinterzimmer ohne Abstandsregeln, ohne Hygienekonzepte“, sagt Danninger.

Der Tourismus im Waldviertel brach im Jahr 2020 um fast ein Drittel (30,8 Prozent) ein. Grundsätzlich stehe das Waldviertel im Tourismusbereich auf gesunden Beinen, erzählt der Geschäftsführer von Waldviertel Tourismus, Andreas Schwarzinger. Dennoch: „Wir merken natürlich, dass wir, je länger die Situation so bleibt, wie sie jetzt ist, auch immer stärker mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Gerade im Bereich des Jugendtourismus, im Gruppentourismus und im Geschäftstourismus.“ Der Blick in Richtung Sommersaison sei optimistisch, wird betont. Der Fokus liege auch heuer wieder auf Gästen aus dem Inland.