Coronavirus

Regionale Verschärfungen könnten kommen

In der Bekämpfung der Pandemie zeichnet sich ein regionales Vorgehen ab. Vor dem CoV-Gipfel im Kanzleramt am Montag sprach sich Landeshauptfrau Mikl-Leitner für einen geöffneten Handel aus, die Öffnung der Gastronomie mache mit guten Konzepten Sinn.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Sonntag, die Politik müsse am Montag „alle erforderlichen Maßnahmen setzen, damit es nirgendwo zum Kollaps in den Intensivstationen kommt“. In Niederösterreich werden derzeit 80 Menschen auf einer Intensivstation behandelt. Zudem sprach sich der Minister für eine „Notbremse“ in besonders stark betroffenen Regionen aus.

Bezirke Wiener Neustadt und Neunkirchen sind Hotspots

In Niederösterreich ist das derzeit etwa Wiener Neustadt, wo es ja schon seit mehr als einer Woche Ausreisekontrollen gibt. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, liegt dort bei rund 450. Ebenso über 400 beträgt diese Zahl schon zum neunten Mal in den vergangenen zehn Tagen im Bezirk Wiener Neustadt-Land und zum vierten Mal in Folge im Bezirk Neunkirchen.

Danach folgen mit über 300 die Bezirke Baden und Scheibbs. Wie im Rest Österreichs dominiert die britische Variante das Infektionsgeschehen in Niederösterreich – die Ausbreitung liegt derzeit bei 75 Prozent. Höher ist sie im Burgenland mit 95 Prozent, in Kärnten mit 84 Prozent und in Wien mit 80 Prozent.

Gastro-Öffnung mache „durchaus Sinn“

„Das Wichtigste ist, den heimischen Handel offen halten zu können. Damit wir das Ostergeschäft nicht an die ausländischen Internetkonzerne verlieren. Es geht darum Arbeitsplätze und damit die Existenzen ganzer Familien zu sichern“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Sonntag vorab des CoV-Gipfels. Darüber hinaus gab Mikl-Leitner zu bedenken, „dass es durchaus Sinn machen kann, die Gastronomie mit ordentlichen Sicherheitskonzepten zu öffnen. Es ist besser soziale Kontakte finden geregelt beim Wirt statt, als unkontrolliert im privaten Bereich.“

Polizei führt in Wiener Neustadt Ausreisekontrollen durch
APA/Robert Jäger
Seit vergangenen Samstag werden in Wiener Neustadt Ausreisekontrollen durchgeführt

Eigentlich hätte es am Montag um weitere Lockerungsschritte gehen sollen: Die Bundesregierung avisierte ja ursprünglich, ab 27. März eine Öffnung der Outdoor-Gastronomie zuzulassen. Derzeit sind nur in Vorarlberg – das deutlich niedrigere Infektionszahlen aufweist als der Rest des Landes – erste Lockerungen in Kraft. Angesichts der aktuellen Situation bremste Anschober die Erwartungshaltung aber deutlich. Am Sonntag wurde mit 2.713 Neuinfektionen erneut ein Zuwachs gegenüber der Vorwoche verzeichnet, die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner kletterte auf 231,3. In Niederösterreich liegt sie bei 257,7.

Markstaller: Die Lage sei „zunehmend dramatisch“

Eine eindringliche Warnung kam am Sonntag auch vom Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Klaus Markstaller: Die Lage sei „zunehmend dramatisch“, sagte er in einer Aussendung. In einigen Regionen, besonders im Osten, seien die Intensivstationen bereits weitgehend oder sogar vollständig ausgelastet.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) plädierte am Wochenende ebenfalls für ein differenziertes Vorgehen: Den Weg der Regionalisierung bei Öffnungsschritten „wollen wir fortsetzen“, sagte er am Samstag. Gleichzeitig untermauerte er einmal mehr seine Überzeugung, dass Österreich im Sommer zur „Normalität“ zurückkehren könne. „Bis Ende Juni stehen acht Millionen Impfdosen zur Verfügung“, somit könnten alle impfbereiten Österreicher bis dahin zumindest eine Impfung erhalten, so seine Prognose.

Konkrete Details über mögliche Lockerungen oder Verschärfungen sickerten vor den Gesprächsrunden am Montag nicht durch. In Medien wurde über eine „Dreiteilung“ des Landes spekuliert – aufgeteilt in die unterschiedlich betroffenen Regionen.

Verlängerung der Osterferien steht im Raum

Im Raum stand auch eine Verlängerung der Osterferien. Mehrere Experten – etwa der Komplexitätsforscher Peter Klimek und der Epidemiologe Gerald Gartlehner – hatten sich zuletzt dafür ausgesprochen. Ablehnung kam vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen. Man sei es den Schülern schuldig, sobald wie möglich – „nötigenfalls regional differenziert“ – in den Normalbetrieb zurückzukehren, hieß es am Samstag seitens des Verbandes. Ebenfalls vorgeschlagen wurde von Experten – neben Gartlehner auch von der Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck – Homeoffice verpflichtend zu machen.

Regeln für Osterfeiertage noch offen

Thema am Montag werden dürfte auch die Frage nach den Regeln für die Osterfeiertage. Im Gesundheitsministerium denkt man an eine Lockerung der Besuchsregeln, wie aus dem am Freitag öffentlich gewordenen Sitzungsprotokoll der Kommission hervorgeht.

Orientieren will man sich dabei an jenen Regeln, die zu Weihnachten vorgeschrieben waren. Damals waren die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen komplett aufgehoben, zudem durften sich bis zu zehn Personen aus bis zu zehn verschiedenen Haushalten treffen. Derzeit sind ja wieder nur Treffen von maximal vier Personen aus zwei unterschiedlichen Haushalten zuzüglich minderjährigen Kindern gestattet.