Schloss Kirchstetten
Michael Himml
Michael Himml
Kultur

Festivals setzen auf Open Air und Herbst

Wegen der angespannten CoV-Lage werden nun für den April geplante Veranstaltungen abgesagt. Viele Kulturfestivals setzen aber auf Sommer und Herbst. So entwickelte etwa das KlassikFestival im Schloss Kirchstetten (Bezirk Mistelbach) Open-Air-Konzerte.

Das Festspielhaus St. Pölten sagt alle geplanten Vorstellungen bis 30. April ab. „Wir bedauern den Entfall sehr“, wurde betont. Kartenkäufer sollen zeitnah Informationen über die Möglichkeiten der Rückabwicklung erhalten. „Hoffnungsfroh blicken wir den Zeiten entgegen, in denen die Türen des Festspielhauses wieder für das Publikum offenstehen“, schrieb die Leitung der Bühne.

Ebenso wurden die Brucker Theatermeile, die am 12. Juni hätte stattfinden sollen, sowie das internationale Kulturenfestival „Literatur & Wein“ in Krems und im Stift Göttweig heuer erneut abgesagt. Die 23. Auflage von „Literatur & Wein“ wäre für 22. bis 25. April geplant gewesen. „Da gerade dieses Festival vom analogen, lebendigen Zusammenkommen von Literatur, Weinverkostung, Musik und Publikum lebt, wird keine Online-Variante durchgeführt“, teilte der Veranstalter, das Literaturhaus NÖ in Krems, am Mittwoch mit. Als neuer Termin wurde der 21. bis 24. April 2022 festgelegt.

Kultursommer als Hoffnungsträger

Beim KlassikFestival Schloss Kirchstetten blickt man heuer „voll Hoffnung und Optimismus auf den diesjährigen Kultursommer“, so Intendant Stephan Gartner. Auf mögliche Abstandsbestimmungen im Sommer habe er sich mit seinem Team über die Wintermonate mit „gleich mehreren alternativen Spielkonzepten vorbereitet, sodass unter allen Rahmenbedingungen wieder Kultur präsentiert werden kann.“

Freiluft-Aufführungen sind wesentlicher Bestandteil des diesjährigen KlassikFestivals. Neben Rossinis Opernrarität „Il Signor Bruschino“ stehen drei Open-Air-Konzerte auf dem Programm. Gartner zufolge könne man sich flexibel auf die dann kommenden Rahmenbedingungen einstellen. „Neben dem unvergleichlichen Maulpertsch-Saal verfügen wir glücklicherweise auch über ein extrem weitläufiges Außenareal, das uns Optionen in jeder Veranstaltungsgrößenordnung bietet."

Maulpertschsaal
KlassikFestival Schloss Kirchstetten
Sollten die Opernabende nicht im Maulpertsch-Saal stattfinden können, wird die Aufführung ins Freie verlegt

Opernrarität für Belcanto-Fans

Als Herzstück des Festivals setzt Regisseur Richard Panzenböck heuer mit einjähriger Verspätung die 1813 uraufgeführte Nummernoper „Il Signor Bruschino“ von Gioachino Rossini in Szene. Für die musikalische Leitung der Produktion zeichnet Dirigent und Pianist Hooman Khalatbari verantwortlich. Im Opernensemble sind international erfahrene Sängerinnen und Sänger ebenso wie junge Talente zu finden – darunter der aus Südafrika stammende Tenor July Zuma in der Rolle des Florville, der italienische Bassbariton Daniele Macciantelli als Bruschino Padre oder die Sopranistin Dora Garciduenas in ihrer Rolle als Sofia.

Der Intendant verspricht für den Sommer „Belcanto-Oper in ihrer unmittelbarsten Form“. Das Publikum schätze die Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit, „mit der wir Oper im kleinsten Opernhaus Österreichs erlebbar machen. Das Gesamterlebnis geht dabei weit über die Bühne hinaus: In Kirchstetten ist das gesamte Schloss Teil der Inszenierung, die nicht erst bei der Ouvertüre beginnt.“

Die Vorstellungen im nördlichen Weinviertel sind für ein kleines Publikum mit maximal 160 Gästen pro Vorstellung konzipiert. Diese Anzahl soll heuer auch bei Freiluftveranstaltungen unverändert bleiben, heißt es.

„Sommerklänge“-Konzerte im Ehrenhof

Neben der Oper im Zentrum des KlassikFestivals, steht im Sommer das Freiluftspektakel „Symphonic Rock“ auf dem Programm, das seit 2017 jährlich im Schloss Kirchstetten zu sehen und zu hören ist. In einer Koproduktion des Musik- und Kunstschulenmanagements Niederösterreich und des KlassikFestivals werden eine Vielzahl von neuen und speziell für Kirchstetten arrangierten Hits aus Rock und Klassik präsentiert. Erstmalig und nur 2021 wird im August das neue Sommernachtskonzert „Brass Philharmonic“ dargeboten, bei dem das berühmte Brass-Ensemble „Federspiel“ auf das Jugendsinfonie-Orchester Niederösterreich trifft.

Schloss Kirchstetten
Patrick Piller
Im Ehrenhof von Schloss Kirchstetten hat man bereits Erfahrung mit Open-Air-Konzerten

Den Abschluss findet die Sommersaison mit dem renommierten Konzertformat „Klassik unter Sternen“, das noch einmal ganz im Zeichen des Beethoven-Jahres 2020 stehen wird. Mit Beethovens 9. Symphonie „Ode an die Freude“ feiert das KlassikFestival den 250. Geburtstag des Komponisten gebührend nach.

Geplant sind alle Open-Air-Veranstaltungen im Ehrenhof des Schloss Kirchstetten. „Sollten wir durch eventuelle Abstandsregeln aber mehr Platz benötigen, werden die Konzerte ausnahmsweise vom Ehrenhof auf den viel größeren Schlossparkplatz verlegt“, erklärt Intendant Stephan Gartner.

Szene Waldviertel Festival wird zu „Tagträumer*innen“

Das Szene Waldviertel Festival wird künftig als „Tagträumer*innen – Theaterfestival für junges Publikum“ firmieren. Die Umbenennung wurde vom neuen künstlerischen Leiter Holger Schober-Dufek in Horn bekannt gegeben – die Bezirksstadt wird vom 1. bis zum 10. Oktober auch Schauplatz des diesjährigen Hauptfestivals sein. Vom üblichen Frühsommertermin wurde laut einer Aussendung vom Dienstag coronavirusbedingt abgegangen.

Der frisch gewählte Name sei Neuanfang und Rückbesinnung auf die Wurzeln des Festivals zugleich. Die Veranstaltung sei als „Szene Bunte Wähne“ über 25 Jahre hinweg ein Fixpunkt in der nationalen und internationalen Kulturszene für junges Publikum gewesen. In dieser Tradition stehe der neue Titel für „traumhaftes Theater, das grenzenlos und ohne die Fesseln der harten Realität die Fantasie und die Kreativität in den Vordergrund stellt“.

Holger Schober
Agentur Fürst
Holger Schober ist seit Anfang Jänner künstlerischer Leiter des Festivals, das nun in „Tagträumer*innen – Theaterfestival für junges Publikum“ umbenannt wurde

Das sogenannte Gender-Sternchen im Namen sei eine bewusste Entscheidung gewesen, schließlich werde damit „ein Fest für alle“ bezeichnet. Geschlechterparität werde im Team sowie bei den Leading Teams der einzelnen Produktionen angestrebt.

Über die Bühne gehen wird das Programm von Ende August bis Ende Oktober an mehreren Waldviertler Spielorten. Jeder davon soll eine eigene thematische Ausrichtung bekommen. Details „werden zeitnah bekannt gegeben“.

4,5-Mio.-Euro-Förderpaket für Kulturveranstalter

Die niederösterreichische Landesregierung beschloss unterdessen am Dienstag ein Förderpaket von mehr als 4,5 Millionen Euro für Kulturveranstalter im Sommer 2021. Das Maßnahmenpaket betreffe mehr als 30 Spielorte und bringe „Planungssicherheit für die heurige Saison“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens und benötigt unsere Unterstützung.“

Der Beschluss umfasst laut Landespressedienst den Großteil jener Standorte, die ihren Spielbetrieb, sobald es die gesetzliche Lage zulässt, aufnehmen oder in den Sommermonaten Kulturprogramm anbieten. Dazu zählen u.a. die Sommerspielorte, aber auch ganzjährig bespielte Häuser wie das Waldviertler Hoftheater, das Theaterforum Schwechat oder das Stadttheater Mödling. Auch 2021 sei für die Kultur ein herausforderndes Jahr, betonte Mikl-Leitner.