Osterhasen in einem Korb
ORF / Gernot Rohrhofer
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Chronik

Osterhasen aus dem Gefängnis

Wegen der Pandemie stehen viele Werkstätten, in denen Häftlinge arbeiten, still. Auch in der Justizanstalt in Göllersdorf (Bezirk Hollabrunn) kommt es zu Unterbrechungen. Trotzdem gibt es rechtzeitig vor Ostern etwa Osterhasen aus Ton.

Während alle anderen Häftlinge in österreichischen Gefängnissen verpflichtet sind, zu arbeiten, tun das die 140 Insassen in Göllersdorf freiwillig. Bei der Justizanstalt Göllersdorf handelt es sich nämlich um eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher – 1981 bis 1984 generalsaniert und im Jänner 1985 eröffnet.

Ergänzung zur medizinischen Behandlung

Zusätzlich zur medizinischen Behandlung setzt man auf das Angebot von Werkstätten, konkret einer Tischlerei und einer Kunstwerkstatt. „Für die Insassen ist eine Beschäftigung sinnvoll. Sie selbst sagen mir, dass so der Tag schneller vergeht“, erzählt Alexander Prohazka. Der gelernte Tischler und Justizwachebeamte ist Betriebsleiter in der Justizanstalt Göllersdorf.

In der Kunstwerkstatt arbeiten zusätzlich Ergotherapeuten mit den Insassen und unterstützen sie beim Töpfern, Malen oder Weben. „Die Leute freuen sich, dass sie hier arbeiten können, ihre Produkte etwas werden und, dass sie etwas zustande bringen. Das gibt ihnen auch Selbstvertrauen“, sagt Betreuerin Irmgard Sobetzky.

Justizanstalt Göllersdorf von außen
ORF / Gernot Rohrhofer
Die Justizanstalt Göllersdorf. Seit fast 40 Jahren werden im ehemaligen Schloss geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht

Die Produkte der Insassen, die in Göllersdorf Patienten genannt werden, werden beispielsweise bei Advent- oder Ostermärkten verkauft. Wegen der Pandemie kommt es aber immer wieder zu Unterbrechungen und es gelten strenge Sicherheitsbestimmungen in den Betrieben. „Normalerweise kommen in den Betrieben Patienten von unterschiedlichen Stationen zusammen und die Leute freuen sich auf Begegnungen mit Menschen, die sie sonst den ganzen Tag nicht sehen. Jetzt ist das nicht so“, erklärt Sobetzky.

Produkte können online im „Jailshop“ erworben werden

Auch Märkte finden derzeit kaum statt. Seit wenigen Tagen kann man die Produkte, die in der Justizanstalt Göllersdorf hergestellt werden, deshalb im Internet kaufen. Konkret im „Jailshop“, wo Keramikfiguren ebenso verkauft werden wie Teppiche oder Körbe.

Ein wichtiger Schritt, sagt die Leiterin der Justizanstalt, Daniela Seichter: „Weil es eine Form ist, zu zeigen, dass auch psychisch Kranke einen wesentlichen Anteil in der Gesellschaft leisten können und das sieht man an diesen Produkten.“ Ganz aktuell werden in den Werkstätten in Göllersdorf Zeichnungen, Nistkästen oder auch Ostereier aus Holz produziert.