Wirtschaft

Umschulungen als neue Chance in der Krise

Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt bringt viele Menschen dazu, sich neu zu orientieren. Sie kehren Branchen, in denen es schlechte Aussichten gibt, den Rücken zu und wechseln in Bereiche mit Zukunft. Großes Interesse gibt es derzeit für den Pflegebereich.

Nicole Rodax aus Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) war früher in der Gastronomie als Restaurantfachfrau tätig. Mit dem ersten Lockdown 2020 verlor sie ihren Job. Auf der Suche nach etwas Neuem, entschied sie sich schließlich für die mobile Pflege.

Die 25-jährige Gloggnitzerin bereut diese Entscheidung heute keineswegs. „Die Gastronomie vermisse ich gar nicht. In der Pflege bekommt man einfach viel mehr Dankbarkeit als in der Gastronomie“, sagte Rodax gegenüber noe.ORF.at.

Nicole Rodax
ORF
Nicole Rodax ist jetzt in der Pflege tätig

Die junge Frau bekam Hilfe von der MAG Menschen und Arbeit. Die Organisation unterstützt Personen, die sich beruflich verändern wollen. Zur MAG gehört auch die Koordinationsstelle für Pflegeberufe, die seit April 2020 mehr als 1.100 Interessierte beriet.

Derzeit absolvieren knapp 300 Personen eine Ausbildung im Bereich Pflege. „Wir informieren die Leute über Ausbildungsangebote aber auch über mögliche künftige Arbeitsplätze. Das heißt, sie wissen dann schon, wo sie arbeiten werden. Das ist ganz wesentlich,“ sagt der Geschäftsführer der MAG Menschen und Arbeit, Martin Ettlinger.

Suche nach sinnstiftender Arbeit

Vor allem Personen, die aus den Bereichen Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel oder Pflege und Gesundheit kommen, suchen Hilfe bei der Bildungs- und Berufsberatung Niederösterreich. Dort stellt man aber auch fest, dass es jetzt mehr Menschen gibt, die sich ganz bewusst für den Pflegeberuf entscheiden. „Die wollen eine sinnstiftende Arbeit,“ sagt Rosemarie Pichler, Projektleiterin der Bildungs- und Berufsberatung Niederösterreich. Steigendes Interesse gibt es auch an sogenannten Green Jobs.

Rosemarie Pichler
ORF
Rosemarie Pichler, Projektleiterin der Bildungs- und Berufsberatung NÖ, erklärt, dass viele Menschen eine sinnstiftende Arbeit suchen

Die Bildungsberatung hilft pro Jahr etwa 10.000 Menschen bei Fragen rund um die persönliche Weiterbildung. "Unser Ziel ist es, die Menschen dabei bestmöglich zu unterstützen und sie über neue Perspektiven zu informieren. Die Beratungen der Expertinnen und Experten werden auch online durchgeführt“, erklärt der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

Die Bildungsberaterinnen und -berater stellten in den vergangenen Monaten fest, dass viele Menschen die Coronavirus-Zeit auch nutzen. Manche bilden sich fort, andere starten eine Bildungskarenz oder beenden eine zuvor abgebrochene Ausbildung. Generell denken viele nach, ob sie in ihrem Beruf noch richtig sind, so Rosemarie Pichler.