Wissenschaft

Migranten: CoV-Infos meist aus Social Media

Menschen mit Migrationshintergrund beziehen ihre Informationen rund um das Coronavirus meist aus den Sozialen Medien. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds. Laut Studie fühlen sich Migranten aber auch schlechter informiert.

Menschen mit Migrationshintergrund informieren sich vor allem in den Sozialen Medien über die Corona-Pandemie – allen voran Menschen aus Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien und der Türkei. Auch Syrer und Afghanen beziehen viele Informationen aus den Sozialen Medien, die mit Abstand wichtigste Informationsquellen sind für sie aber Freunde und Familie.

Durchgeführt wurde die Studie von Peter Filzmaier und Flooh Perlot vom Institut für Strategieanalysen (ISA) in Kooperation mit der Donau-Universität Krems. Im Rahmen der Studie wurden im Winter 1.100 Personen mit Migrationshintergrund aus den Herkunftsländern Türkei, Bosnien, Kroatien, Serbien (BKS-Staaten), Syrien und Afghanistan sowie 408 Personen ohne Migrationshintergrund befragt.

Klassische Medien werden selten genutzt

Laut der Studie ist Facebook für Menschen aus Afghanistan das wichtigste soziale Medium, bei den Syrern ist es Twitter, bei der zweiten Zuwanderer-Generation aus der Türkei sowie aus Bosnien, Kroatien und Serbien spielt Instagram die größte Rolle. Traditionelle Massenmedien wie Tageszeitungen, Fernsehen und Radio als Informationsquelle zum Coronavirus spielen bei allen eine deutlich geringere Rolle.

Das Interesse an den aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus ist aber bei allen befragten Personen mit Migrationshintergrund sehr oder eher groß. „Je länger man in Österreich ist, desto mehr werden traditionelle Medien genutzt. Je jünger und je kürzer in Österreich, desto weniger kommen klassisches Fernsehen und Zeitungen an diese Gruppe heran“, fasste Peter Filzmaier die Studienergebnisse im Gespräch mit noe.ORF.at zusammen.

Migranten fühlen sich schlechter informiert

Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich allerdings schlechter über die CoV-Pandemie informiert, betonte Peter Filzmaier: „Das gilt für alle Bereiche, sei es über die jeweils gültigen Gesetze, Bestimmungen, was darf ich tun oder nicht, aber auch im Bereich: Wie schütze ich mich am besten?“ Vor allem Personen aus Afghanistan würden sich isoliert, alleingelassen und schlecht informiert fühlen, hießt es in einer Aussendung von Samstag. Die Zustimmung zu Verschwörungstheorien rund um das Virus sei bei dieser Gruppe mit 70 Prozent am höchsten.

Zudem halten sich Personen mit Migrationshintergrund für stärker von der COVID-19-Pandemie betroffen als andere Menschen in Österreich. 86 Prozent der befragten Afghaninnen und Afghanen, 59 Prozent der befragten Syrerinnen und Syrer sowie 50 Prozent der Befragten aus der Türkei (erste Generation) stimmten der Aussage sehr oder eher zu. Darüber hinaus glaubt nur jeder zweite Türke und Syrer, dass sie im Falle einer CoV-Erkrankung sehr oder eher gut versorgt werden, während davon 86 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund überzeugt sind.

Integrationsministerin plant Informationsoffensive

Um mehr Migrantinnen und Migranten zu erreichen, müsse man vermehrt auf die Sozialen Medien und auf Mehrsprachigkeit setzen, hielt Filzmaier fest. Außerdem seien Multiplikatoren wichtig, „also Personen, die hier in einer Migrantengemeinschaft leben und besonders viele Kontakte haben. Die sollte man ansprechen, damit sie Informationen über das Coronavirus in den Soziale Medien multiplizieren“, sagt Filzmaier.

Aus dem Integrationsministerium hieß es am Samstag, man plane bereits eine Informationsoffensive, „die speziell auf die Studienergebnisse abgestimmt ist“, sagte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP). Neben den schon bisher regelmäßigen Inseraten zum Thema Coronavirus in 14 verschiedenen Sprachen sollen dabei vor allem Soziale Medien genutzt werden. Zudem sollen die Menschen mit Hilfe von Integrationsbotschaftern angesprochen werden.