Chronik

Erdbeben: „Habe so etwas noch nie erlebt“

Das Erdbeben im Raum Neunkirchen, das eine Magnitude von 4,7 aufgewiesen hat, ist am Dienstag in weiten Teilen Österreichs und in der Slowakei wahrgenommen worden. Die Berichte reichen von „ganz schlimm“ bis „so etwas habe ich noch nie erlebt“.

Das Beben wurde um 18.25 Uhr registriert und in weiten Teilen Österreichs wahrgenommen, wie die ZAMG am Abend dazu per Aussendung mitteilte. Im Bereich des Epizentrums im Raum Neunkirchen seien auch leichte Gebäudeschäden möglich – mehr dazu in Beben der Stärke 4,7 im Raum Neunkirchen (noe.ORF.at; 30.3.21).

„Alles hat gewackelt: Tisch, Fenster, alles“

„Am Anfang wie ein leichtes oder entferntes Donnergrollen, und dann haben die Schränke im Haus gewackelt und man hat eindeutig die Gläser und das Geschirr scheppern gehört in den Schränken“, schilderte etwa Mario Winkler aus Kernhof (Bezirk Lilienfeld) seine Wahrnehmung. Auch in Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten) wurden die Erschütterungen deutlich wahrgenommen, wie Christine Wach dem ORF NÖ schildert. „Es war so schlimm, wie wenn jemand mit einem Panzer vorbeigefahren wäre, ganz, ganz schlimm. Alles hat gewackelt, der Tisch, die Fenster, alles.“

„Es war ganz schirch“ sagte auch Roland Lechner aus Wiener Neustadt. Er saß um 18.25 Uhr in seinem Wohnzimmer und sah fern als er ein deutliches Geräusch wahrnahm. „Es war ein richtiges Grollen und hat circa fünf Sekunden gedauert.“

Erschütterungen deutlich auf Video zu sehen

Stefan Steiniger aus Wien hat am Dachboden eine Kamera montiert. Eigentlich sollen damit Vögel, die sich verirrt haben und von selbst nicht mehr ins Freie gelangen, gerettet werden. Am Dienstagabend konnte diese Kamera aber das Erdbeben dokumentieren. Man sieht um 18.25 Uhr deutlich, wie die Erschütterungen die Kamera ins Wackeln bringen (Video zu Beginn des Artikels).

Eine weitere Frau schildert, „ich war gerade am Balkon wo auf einmal alles zu Beben begonnen hat.“ Sie habe so etwas noch nie miterlebt. „Es war irrsinnig schnell wieder vorbei, aber es war halt was total Neues und kurz hat es mich total gerissen, wenn ich ehrlich bin.“

Erdbeben auch in Slowakei wahrgenommen

Es habe keine Feuerwehreinsätze gegeben, sagte Bezirkskommandant Josef Huber kurz nach 19.00 Uhr auf APA-Anfrage. Bis dahin seien keine Schäden bekannt gewesen. Das Erdbeben bezeichnete Huber als kurz. „Wir haben es deutlich verspürt.“

Der Erdbebendienst der ZAMG ersucht die Bevölkerung, Wahrnehmungen zu melden. Ein Onlineformular dazu ist auf der Website der ZAMG zu finden. Schriftliche Meldungen können allerdings auch per Post (ZAMG, Hohe Warte 38, A-1190 Wien) oder über die neue App „QuakeWatch Austria“ erfolgen.

„Es liegen keine Meldungen über Schäden im Bezirk vor“, teilte Rupert Dworak, SPÖ-Bürgermeister von Ternitz, am Dienstagabend mit. Er erlebte das Erdbeben im burgenländischen Neudörfl (Bezirk Mattersburg). Es sei „sehr intensiv wahrgenommen worden“, berichtete Dworak von einem „Rumpler“. Ein Teich habe regelrecht „gebrodelt“. Erschütterungen wurden auch in der Slowakei wahrgenommen, besonders in der Hauptstadt. „Das Beben wurde von Menschen hauptsächlich im Bratislava-Stadtteil Petrzalka in höheren Stockwerken von Wohnblöcken gespürt“, sagte Kristian Csicsay von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (SAV) der slowakischen Nachrichtenagentur TASR.

Wiener Becken: Stärkstes Beben der vergangenen 20 Jahre

Das Erdbeben im Raum Neunkirchen am frühen Dienstagabend war nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken. Bei der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) sei bis Mittwochfrüh zwar erst nur eine Schadensmeldung aus dem Bezirk Neunkirchen eingegangen, allerdings etliche Betroffene hätten gegenüber der ZAMG ihre Wahrnehmungen geschildert. Wackelnde Tische, Lampen und Regale sowie Menschen, die ihre Häuser verlassen, so die Schilderungen laut Seismologe Anton Vogelmann. Typische Schäden seien bei Beben dieser Stärke etwa Haarrisse am Verputz.

Bemerkenswert sei, dass sich das aktuelle Erdbeben in einer Tiefe von zehn Kilometern unter der Erdoberfläche ereignet hat, das ist um etwa zwei bis vier Kilometer tiefer als üblich in Österreich. Je tiefer ein Erdbeben stattfindet, desto breiter weite es sich aus, desto geringer seien auch die Auswirkungen an der Oberfläche, so Vogelmann gegenüber noe.ORF.at. Noch am Dienstag sind der ZAMG zufolge mehrere Nachbeben registriert worden. Damit sei auch in den kommenden zwei Wochen zu rechnen, sagte der Seismologe.

Wahrnehmungen bis nach Tulln

Auf der Facebook-Seite des ORF Niederösterreich meldeten zahlreiche User ebenfalls ihre Wahrnehmungen. Demzufolge war das Beben u. a. auch in Ried am Riederberg (Bezirk Tulln), Tulln, Berndorf und Hernstein (beides Bezirk Baden) sowie in Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt) zu spüren.

Fotos oder Videos vom Erdbeben für die Berichterstattung auf den Plattformen des ORF können Sie auf extra.ORF.at hochladen.