25 Jahre Österreich in der EU: Aus diesem Anlass lud die Gegenwartskunst-Initiative art hoc projects die beiden internationalen Künstler Borjana Ventzislavova und Aldo Giannotti ein, ihre Perspektiven, Fragen und Hoffnungen rund um das Thema Europa mit der Öffentlichkeit zu teilen. Umgesetzt wurde das mit großen Neon-Schriftzügen und zeichnerischen Interventionen an zentralen Gebäuden der Innenstadt und im Regierungsviertel.
Installation als Kritik an Migrationspolitik
„Es sind Botschaften, die da zu lesen sind“, sagt Kuratorin Lisa Ortner-Kreil gegenüber noe.ORF.at. „Es ist ein niederschwelliger Ansatz, der sich direkt an das Publikum im öffentlichen Raum richtet. Es geht darum, dass wir Europa sind und dass es uns alle etwas angeht, was passiert.“ Die Installationen formulieren also die Frage nach einem Europa der Solidarität. Die stelle sich gerade im Jahr 2020, vor dem Hintergrund verschiedener Krisen von Pandemie bis Terror, dringlicher als je zuvor, heißt es.
Die Lichtinstallationen der bulgarisch-österreichischen Künstlerin Ventzislavova sind mit der Funktion der Orte, auf denen sie montiert werden, fest verbunden. So thematisiert beispielsweise der auf dem Bahnhof angebrachte Schriftzug „Ihr Name ist Europa. Sie kam über das Meer“ die Migration als Ort, an dem sich Transit kristallisiert. „Ich wollte die Migrationspolitik nochmals in den Fokus stellen und auch hinterfragen. Besonders jetzt in den letzten Jahren ist es für uns klar, wie wir mit Migranten umgegangen sind. Es ist auch eine Kritik an der Politik“, so die Künstlerin im Gespräch mit noe.ORF.at.
Am Rathaus befindet sich ein weiterer Schriftzug, hier geht es laut Ventzislavova um die Zukunft Europas und wo der Weg hinführen soll. Am Landtagsschiff ist schließlich ihr Appell „In this, we are all together“ zu lesen.
Zeichnungen als pointierte Kommentare
Neben den Schriftzügen sind auch eine ganze Reihe an großflächigen Zeichnungen auf Fassaden in der St. Pöltner Innenstadt zu sehen. Sie wurden vom italienisch-österreichischen Künstler Aldo Giannotti gefertigt. Zu finden sind diese etwa am Festspielhaus St. Pölten sowie beim Kino Cinema Paradiso am Rathausplatz. Giannotti gibt über diese Zeichnungen pointierte Kommentare zu einer europäischen Identität in Krisenzeiten ab.
„Die Zeichnung ist ein perfektes Werkzeug zur Kommunikation von architektonischen, kulturellen und politischen Inhalten, die immer in Zusammenhang mit unserer Gesellschaft stehen. Die Zeichnung hilft mir, meine Idee zu Papier zu bringen und eine Pointe zu formulieren, die die Form eines Statements, einer Frage oder eines Witzes annehmen kann“, so der Künstler. Die Arbeiten können bei einem Spaziergang durch St. Pölten besichtigt werden, bis November schmücken sie noch das Stadtbild.