Religion

Schwarz: „Die Menschen kommen zurück“

Zum zweiten Mal in Folge wird Ostern im Lockdown gefeiert. Während viele Vereine beklagen, dass ihnen während der Krise die Mitglieder abhanden kommen, zeigt sich St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz überzeugt: „Die Menschen werden zurückkommen“.

Obwohl in Ostösterreich über die Osterzeit ein Lockdown herrscht, dürfen in der Karwoche und in der Osterzeit in den Kirchen Gläubige zu Gottesdiensten zusammenkommen. Die Bischöfe der Diözesen Eisenstadt, St. Pölten und Wien haben allerdings verfügt, dass Messen nur „unter strengsten und mit größter Sorgfalt wahrgenommenen“ Präventionsmaßnahmen gefeiert werden dürfen – und zwar so kurz wie möglich und nach Möglichkeit im Freien.

Im Interview in der Fernsehsendung „Niederösterreich heute“ (19.00 Uhr, ORF2-N) am Karfreitag sprach St. Pöltens Diözesanbischof Alois Schwarz über die Auswirkungen der Krise auf die katholische Kirche. „Die großen Feiern fehlen, aber sie sind nur verschoben“, so Schwarz. Er zeigt sich überzeugt, dass die Gläubigen nach der Pandemie zur Kirche zurückkommen. „Die Menschen wollen, dass ihr Leben gedeutet wird“, so Schwarz im Interview mit „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz.

Je länger die Einschränkungen dauern, desto weniger sind die Menschen offenbar bereit, sich an die Regeln zu halten. Wie beobachten Sie das – sind die Menschen nicht mehr bereit, die Pandemie gemeinsam zu besiegen?

Bischof Alois Schwarz: Ich glaube, dass die Menschen in unserem Land eine große Hoffnung haben, wenn die Impfungen kommen, und dass sie alle Kraft zusammennehmen und sagen, wir schaffen das miteinander, wir vertrauen einander. Wir sind sehr dankbar für alle, die in der Pflege tätig sind und in der Medizin. Ich bin sehr dankbar, in Niederösterreich leben zu dürfen, wo ausgezeichnete medizinische Versorgung ist und die Menschen Sicherheit haben in ihrer Frage nach Gesundheit und Leben.

Ostern im Lockdown

Ostern im Lockdown auch für den Vatikan: Den Ostersegen „Urbi et Orbi“ wird der Papst nicht am Petersplatz spenden. Auch die Karfreitags-Prozession war pandemiebedingt anders.

Aus Vereinen hört man, dass die Mitglieder weniger werden, weil Treffen seit vielen Monaten nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich waren. Wie geht es der Kirche in dieser Krise? Wie spürt man das in den Pfarren?

Schwarz: Wir haben derzeit, was den Gottesdienstbesuch betrifft, nur die Möglichkeit der Sonntagsmessen oder Wochentagsmessen. Uns fehlen die großen Wallfahrten, die wir in Niederösterreich kennen, die großen Feiern mit den Firmungen und Erstkommunionen. Wir müssen das alles verschieben oder in kleineren Gruppen machen. Wenn ich an das denke, was die Kirche sonst an Gottesdiensten und Feiern bietet, dann fehlen uns diese großen Feiern. Aber sie sind nur verschoben.

Glauben Sie, dass die Menschen wieder zurückkommen?

Schwarz: Die Menschen wollen, dass ihr Leben gedeutet wird. Auch das Pilgern ist groß im Trend und wird wieder kommen. Die Menschen wollen nach Mariazell fahren, nach Maria Taferl, nach Maria Dreieichen, auf den Sonntagberg. Unsere Heiligtümer haben eine in sich starke Anziehungskraft. Ich bin überzeugt, die Menschen werden wieder kommen.

Bischof Alois Schwarz
ORF
Bischof Alois Schwarz zur Frage, ob die Kirche in der Pandemie zu still war: „Ich sehe in der Pandemie nicht nur, wenn ein Bischof spricht, sondern wenn eine Krankenschwester einem Sterbenden die Hand hält. Dann ist für mich Kirche auch da.“

Im Interview mit der Tageszeitung „Kurier“ haben Sie auf die Frage, ob die Kirche in der Pandemie zu still war unter anderem gesagt, man sei keine Gemeinschaft der Besserwisser. Aber hätte man, um bei dem Bild zu bleiben, nicht lauter sein sollen? Italiens Bischöfe haben etwa Mahnwachen auf Friedhöfen gehalten.

Schwarz: Wir waren sehr stark in der Ermutigung der Menschen durch persönliche Gespräche. Es gab viele Initiativen in unseren Pfarrgemeinden, die einfach bei den Menschen waren. Ich sehe in der Pandemie nicht nur, wenn ein Bischof spricht, sondern wenn eine Krankenschwester einem Sterbenden die Hand hält. Dann ist für mich Kirche auch da. Davon spricht man nicht, es gibt keine Fernsehberichte darüber, aber das ist lebensfördernd.

Eine Frage abseits der Pandemie: Das Nein aus dem Vatikan zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat Kardinal Christoph Schönborn als tiefe Verletzung für viele Menschen bezeichnet. Wie gehen Sie mit dieser Einschätzung um?

Schwarz: Es geht darum, dass wir den Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen und Lebensfeldern nahe sind, dass wir unsere Familien unterstützen, die uns die Zukunft schenken, wenn sie ihrer Liebe in ihren Kindern ein Gesicht geben und dass wir Menschen nahe sind, die eine andere Empfindung und Ausrichtung haben. Wichtig ist, dass Kirche spürbar wird. Kirche ist ein Segen und spendet nicht nur Segen.