Blick auf Scheibbs
ORF/Thomas Koppensteiner
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Coronavirus

Scheibbs und Melk stehen vor Ausreisetests

Trotz rückläufiger Werte steuern Scheibbs und Melk auf Ausreisekontrollen zu. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in beiden Bezirken seit fünf Tagen über der kritischen Marke von 400. Bleibt das so, benötigt man ab Freitag beim Verlassen der Bezirke einen negativen CoV-Test.

Der Bezirk Scheibbs lag in den vergangenen zwölf Tagen bei der 7-Tage-Inzidenz elfmal über der kritischen Marke von 400, bisher allerdings noch keine sieben Tage in Folge. Ein vorzeitiges „Osterwunder“ hatte das erst vor einer Woche verhindert.

Denn am Gründonnerstag – dem ominösen siebenten Tag – wurde auf dem Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) für den Bezirk ein Wert von unter 400 ausgewiesen. Einen Tag später, am Karfreitag, konnte man daher wieder bei eins zu zählen beginnen. Seitdem liegt der Bezirk erneut über der Marke von 400.

Seper: „Natürlich hat das eigenartig ausgeschaut“

Kritische Stimmen, wonach Tests hintangehalten worden sein könnten, wies der Bezirkshauptmann von Scheibbs, Johann Seper, gegenüber noe.ORF.at allerdings entschieden zurück. Die Zahlen würden von der AGES stammen, das Contact-Tracing werde penibelst durchgeführt und die positiven Fälle täglich gemeldet, so Seper. „Natürlich hat das eigenartig ausgeschaut, am letzten Tag unter die 400 zu springen, aber darauf haben wir keinen Einfluss“, so der Bezirkshauptmann – mehr dazu in Keine Ausreisekontrollen im Bezirk Scheibbs (noe.ORF.at; 1.4.2021).

Fünf Tage in Folge liegt der 42.000-Einwohner-Bezirk mittlerweile wieder über der 400er-Marke. Nun hilft nur noch ein zweites Wunder, damit die Verordnung, die bereits fertig in der Schublade liegt, auch dort bleiben kann. „In Anbetracht der letzten Woche traue ich mich keine Prognose abzugeben“, sagte Seper. „Die Tagesschwankungen sind enorm, teilweise 200 bis 300 Prozent Unterschied zwischen den einzelnen Tagen.“

Scheibbs
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Dass es nach Ostern noch einmal schneit, hätte vor einer Woche in Scheibbs niemand gedacht. Dass man nach Ostern noch immer ohne Ausreisekontrollen dasteht, ebenso wenig.

Die Hochinzidenzgebiets-Verordnung für den Bezirk Scheibbs sieht Stichprobenkontrollen der Polizei an den 47 Ausfahrten aus dem Bezirk vor. Ausnahmen sind u. a. für Schüler, bestimmte Berufsgruppen oder Einsatzkräfte vorgesehen, die in andere Bezirke fahren müssen, sowie für Personen, die einen Termin bei einem Arzt, im Spital oder am Gericht haben oder auf Durchreise sind.

Alle anderen Personen müssen beim Verlassen des Bezirks einen negativen Antigen-Test, der maximal 48 Stunden alt ist, oder einen negativen PCR-Test, der maximal 72 Stunden alt ist, vorweisen können. Die Testkapazitäten im Bezirk sollen daher weiter aufgestockt werden, kündigte Seper an.

Bezirk Melk als neuer Spitzenreiter

Neben dem Bezirk Scheibbs sticht auch der Nachbarbezirk Melk bei der 7-Tage-Inzidenz hervor. Am Karfreitag hatte man erstmals, seit der Wert mit Ausreisetests in Verbindung steht, die kritische Marke von 400 übersprungen. Am Dienstag war man österreichweiter Spitzenreiter in jenem Ranking, das niemand anführen möchte.

„Es ist eine wellenartige Bewegung“, sagte der Bezirkshauptmann von Melk, Norbert Haselsteiner, angesprochen auf die hohen Infektionszahlen. „Vor vier Wochen waren wir bei einer Inzidenz von 100, von 94 Bezirksverwaltungsbehörden in Österreich waren wir an 80. Stelle. Das war eine sehr gute Zahl. Es geht dann aber rasch, wenn die sozialen Kontakte intensiviert werden.“

Vor allem über Familien, Verwandtschaften, Nachbarschaften, Schulen, Kindergärten und Firmen habe sich das Virus zuletzt ausgebreitet. „Das ist leider im Bezirk Melk in den letzten Wochen passiert. Insofern sind wir jetzt dabei, die Cluster einzufangen und die Infektionsketten zu unterbrechen“, so der Bezirkshauptmann.

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Lockdown Melk
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Wegen der hohen 7-Tage-Inzidenz drohen den Bezirken Scheibbs und Melk (im Bild) verschärfte Maßnahmen
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So könnten ab Freitag etwa Ausreisetests erforderlich sein
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Die Straßen in Melk sind derzeit beinahe komplett leer
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Nur vereinzelt sind Fußgänger anzutreffen
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Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Melk bereits seit mehreren Tagen über 400
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Verschärfte Maßnahmen könnten zum Sinken der CoV-Infektionszahlen führen

Im Gleichschritt mit dem Bezirk Scheibbs drohen auch im 79.000-Einwohner-Bezirk Melk, in dem Stand Dienstag 360 Personen mit dem Coronavirus infiziert waren, ab Freitag Ausreisekontrollen. Die entsprechende Verordnung steht vor der Finalisierung. An ein Wunder, wie erst vor einer Woche in Scheibbs, glaubt der Melker Bezirkshauptmann nicht. „Ostern ist vorbei, Corona geht weiter, leider“, so Haselsteiner gegenüber noe.ORF.at.

Der Bezirk Melk gliedert sich in einen Waldviertler und einen Mostviertler Teil. „Wir sind ein klassischer Flächenbezirk, haben das zweitgrößte und längste Bundes- und Landesstraßennetz aller niederösterreichischen Bezirke und ungefähr 70 Ausfahrten, dazu kommen noch die Güterwege“, so Haselsteiner. Flächendeckende Kontrollen seien somit nicht möglich. „Wir werden schwerpunktmäßig an den Hauptausfahrten und an den anderen Ausfahrten in unregelmäßigen Abständen kontrollieren“, so der Bezirkshauptmann. Die Einsatzpläne seien bereits mit der Polizei besprochen worden.

Ausreisekontrollen wird man so schnell nicht wieder los

Treten die Ausreisekontrollen am Freitag in Kraft, muss sich die Bevölkerung für längere Zeit an sie gewöhnen. Aufgehoben werden sie nämlich erst, wenn die Inzidenz zehn Tage lang unter 200 liegt. Die Stadt und der Bezirk Wiener Neustadt sowie der Bezirk Neunkirchen können ein Lied davon singen. Die Zahlen in den betroffenen Regionen sind zwar rückläufig und seit Tagen unter der Marke von 400, allerdings auch noch weit von 200 entfernt.

In der Stadt Wiener Neustadt finden seit 13. März Ausreisekontrollen statt, in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen seit 26. März. Die Polizei zog am Dienstag eine positive Bilanz. Mehr als 100.000 Kontrollen wurden bisher durchgeführt, etwas mehr als 2.500 Personen mussten umkehren und den Test nachholen. 26 Personen wurden angezeigt, weil sie keinen negativen Test hatten und trotzdem weitergefahren waren. Ihnen droht eine Strafe von bis zu 1.450 Euro.