Georg Zellhofer
GEPA pictures/ Christian Ort
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Sport

Zellhofer startet „Mission Klassenerhalt“

Fünf Tage nach der Trennung von Robert Ibertsberger gibt Georg Zellhofer am Samstag in der Fußball-Bundesliga sein Debut als Interimstrainer des SKN St. Pölten. Vor dem Spiel in Altach (17.00 Uhr) spricht Zellhofer über die schwierige Lage des SKN und die Chancen im Kampf um den Klassenerhalt.

Zwei Tage nach der bitteren 0:1-Niederlage gegen die Admira beurlaubte der SKN St. Pölten am Ostermontag seinen Cheftrainer Robert Ibertsberger. Sportdirektor Georg Zellhofer übernahm das Traineramt interimsmäßig. Ob er auf der Suche nach einem neuen Trainer ist und wie er die Mannschaft auf das Spiel am Samstag vorbereitet, erzählte er im Interview mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: In Ihrer Funktion als Sportdirektor haben Sie Robert Ibertsberger am Ostermontag beurlaubt und sich selbst vorübergehend zum Trainer gemacht. Warum haben Sie nicht mehr an eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ibertsberger geglaubt?

Georg Zellhofer: Fußball ist ein Ergebnissport. Wir haben lange versucht, an Robert festzuhalten und auch die Länderspielpause abgewartet, damit er in dieser Zeit noch einmal intensiv mit der Mannschaft arbeiten kann. Nachdem aber auch das Derby gegen die Admira keine Wende gebracht hat und wir 0:1 verloren haben, mussten wir reagieren. Ich kann Robert betreffend Engagement und Arbeitseinstellung überhaupt nichts vorwerfen. Er war mit seinem Trainerteam von der Früh bis am Abend im Stadion und hat alles versucht.

Robert Ibertsberger
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Robert Ibertsberger musste nach der Derby-Niederlage gegen die Admira gehen

noe.ORF.at: Der Vertrag mit Ibertsberger wurde vor einigen Wochen sogar vorzeitig bis Saisonende 2022 verlängert, weil man von seiner Arbeit überzeugt war und für Kontinuität sorgen wollte. Warum ist das ab diesem Zeitpunkt so rasant in die falsche Richtung gegangen?

Zellhofer: Das ist eine gute Frage. Wir haben die Verlängerung gemacht, weil sich Robert das zu diesem Zeitpunkt verdient hat. Er hat uns in der vergangenen Saison in einer sehr schwierigen Phase übernommen und vor dem Abstieg gerettet. Der Start in die aktuelle Saison war auch zufriedenstellend und dann sind wir plötzlich in eine Spirale gekommen, wo wir das Ruder nicht mehr herumreißen konnten. Wir haben alles versucht, aber die Spieler haben es nicht auf den Platz gebracht.

noe.ORF.at: Wann war für Sie klar, dass Sie vorübergehend selbst das Traineramt übernehmen werden?

Zellhofer: Kurzfristig einen geeigneten Trainer aus dem Hut zu zaubern, ist nicht so einfach. Das muss man richtig und behutsam angehen, ein Schnellschuss wäre bei dieser wichtigen Position im Verein keine gute Idee. Die Mannschaft ist intakt, ich kann ihnen wenig vorwerfen. Aber die Ergebnisse stimmen nicht und wir haben vor allem bei Heimspielen große Probleme. Wir werden sehen, wie es weitergeht und wie lange ich das mache.

noe.ORF.at: Könnten Sie auch zur Dauerlösung auf der SKN-Trainerbank werden, wenn sich der Erfolg einstellt?

Zellhofer: Darüber mache ich mir jetzt überhaupt keine Gedanken. Dazu bin ich zu lange im Geschäft. Ich suche natürlich parallel einen Trainer, aber der Fokus liegt in den kommenden Wochen auf der Mannschaft und auf dem Abstiegskampf. Jetzt gilt es, Vertrauen aufzubauen und die Köpfe der Spieler nach oben zu bringen. Wir haben am Samstag die Chance, den Kampf um den Klassenerhalt in die richtige Richtung zu lenken.

Philipp Netzer and sporting director Georg Zellhofer
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Zellhofer war von 2013 bis 2019 beim kommenden Gegner Altach als Sportdirektor tätig

noe.ORF.at: Wie werden Sie die Mannschaft anpacken? Ihr Debut geben Sie ja am Samstag ausgerechnet beim Spiel in Altach, wo sie jahrelang erfolgreich als Sportdirektor gearbeitet haben.

Zellhofer: Ich will das Ganze einfach halten und keine komplizierten Dinge ausprobieren. Das ist auch nicht meine Art, über Fußball nachzudenken. Fußball ist ein Spiel und ein Spiel beinhaltet auch Risiko. Es soll uns gelingen, dass wir unsere vorhandenen Stärken auf den Platz bringen und dann kann das wieder ganz schnell in unsere Richtung gehen.

noe.ORF.at: Die sechs Mannschaften in der Qualifikationsgruppe sind nur durch fünf Punkte getrennt. Wie bewerten Sie die Ausgangslage im Abstiegskampf?

Zellhofer: Das ist für mich keine große Überraschung. Kein Verein darf sich sicher fühlen. Mit zwei Siegen ist man schnell in einer ruhigeren Lage, aber genau so schnell kann es wieder in die andere Richtung gehen. Wir dürfen nicht die Nerven wegschmeißen, müssen ruhig bleiben und an unsere Stärken glauben.

Admira will gegen SV Ried die „Rote Laterne“ abgeben

Die Admira schöpfte nach ihrem 1:0 in St. Pölten im Abstiegskampf Mut. „Der Sieg gegen St. Pölten war enorm wichtig. Die Mannschaft hat sich für ihre gute Leistung endlich einmal belohnt“, erklärte Trainer Damir Buric. Ausruhen dürfe man sich darauf aber nicht, betonte der Kroate. „Jeder muss weiterhin 100 Prozent geben“, sagte Buric, dem durch die wieder fitten Routiniers Maximilian Sax oder Erwin Hoffer zusätzliche Optionen zur Verfügung stehen.

Die Admira hat am Samstag (17.00 Uhr) zu Hause gegen die SV Ried die Chance, die „Rote Laterne“ erstmals seit Februar abzugeben. „Gegen Ried sind die gleichen Tugenden gefordert, die uns zuletzt ausgezeichnet haben: hohe Laufbereitschaft, die Zweikämpfe annehmen, den Matchplan umsetzen und vor dem Tor effizient sein.“