Ein Covid-Patient auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Tulln
APA/HELMUT FOHRINGER
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Coronavirus

Erneuter Höchststand an Intensivpatienten

Auf den Intensivstationen ist man von einer Entlastung weit entfernt. Noch nie mussten in Niederösterreich wegen einer CoV-Infektion so viele Menschen behandelt werden. Laut den Daten von Innen- und Gesundheitsministerium am Montag sind es 132 Patienten.

126 Patientinnen und Patienten waren es am bisherigen Höhepunkt am vergangenen Mittwoch (7. April). Am Montag, nachdem die Zahlen zuletzt etwas zurückgegangen waren, waren es 132 Menschen, die wegen Covid-19 auf einer Intensivstation in Niederösterreich behandelt werden mussten.

Im Krankenhaus in Melk etwa sind seit dem Wochenende alle sechs Intensivbetten mit Coronavirus-Patienten belegt. „Wir sind ziemlich bummvoll und versuchen uns von Tag zu Tag immer wieder neu zu orientieren, Betten frei zu machen und Patienten zu transferieren“, sagte Harald Stingl, Primar der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus Melk, bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at.

Immer jüngere Menschen haben schwere Verläufe

Der Grund für die angespannte Situation ist die britische Virusmutante. Sie ist ansteckender, aggressiver und schon in weiten Teilen des Landes vorherrschend. Deshalb beobachten die Ärzte auch bei immer jüngeren Menschen schwere Verläufe: „Das ist das Erschreckende. Die Patienten, die uns derzeit am meisten Sorgen machen, sind sehr häufig zwischen 40 und 50 Jahren alt, teilweise sogar jünger und haben keine Vorerkrankungen. Das sind ganz normale Menschen, die wie Sie und ich im Leben stehen“, so Stingl weiter.

Landesklinikum Melk
ORF / Sunk
Im Klinikum in Melk sind seit dem Wochenende alle sechs Intensivbetten mit CoV-Patienten belegt

Im Bundesland wurden zudem laut AGES-Dashboard am Montagnachmittag 475 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. 13.094 Kontaktpersonen befanden sich in Quarantäne, heißt es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Das waren um 820 weniger als am Sonntag. Laut den Zahlen des AGES-Dashboard starben im Bundesland seit Sonntag 18 Personen mit oder am Coronavirus. Das ist etwa die Hälfte aller österreichweiten CoV-Todesfälle (37).

Keine Entlastung in Sicht

Auch in den benachbarten Bundesländern Wien und dem Burgenland ist die Situation auf den Intensivstationen wegen der vielen CoV-Patienten weiterhin angespannt. Laut aktuellen Prognosen sei für die kommenden Wochen keine Entlastung in Sicht. „Das stellt uns weiterhin vor große Probleme“, betonte Klaus Markstaller von der Intensivmedizin-Gesellschaft ÖGARI am Montag. Österreichweit wurden am Sonntag 602 Covid-Patienten intensivmedizinisch betreut, doppelt so viele wie Anfang März.

Intensivstationen: Lage spitzt sich weiter zu

Noch nie mussten in Niederösterreich wegen einer Coronavirus-Infektion so viele Menschen intensivmedizinisch behandelt werden wie am Montag.

„Eine Überforderung der Intensivversorgung durch die Covid-19-bedingte Zusatzbelastung kann zum Risiko für alle werden, weil über die Intensivstationen hinaus zahlreiche andere Bereiche der Gesundheitsversorgung betroffen sind“, erläuterte Markstaller. Die komplexen Auswirkungen würden laut dem Wiener AKH-Mediziner oft unterschätzt. Bei zu vollen Intensivstationen müssen teils große Operationen verschoben werden, bei denen nach dem Eingriff ein Intensivbett benötigt würde. Zudem muss auf überlasteten Intensivstationen Personal aus anderen Bereichen eingesetzt werden, das auch für kleinere Eingriffe fehlt, die dann ebenfalls verschoben werden müssen.

Im Krankenhaus in Melk etwa werden deshalb derzeit Covid-19-Patienten in andere Krankenhäuser verlegt, damit auch für Akutfälle zumindest vorübergehend ein Intensivbett zur Verfügung steht. „Wir haben hier ein sehr gutes System der Zusammenarbeit. Wir merken aber überall, dass es immer enger wird und wir blicken natürlich voller Sorge auf die nächsten Wochen“, sagte Harald Stingl.