Intensivstation Krems
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Coronavirus

„Lebenswichtige Operationen noch möglich“

Die freien Intensivbetten in den niederösterreichischen Spitälern werden immer weniger. Um lebenswichtige Operationen weiter durchführen zu können, werde zwischen den Regionen „austariert“, sagt Markus Klamminger von der Landesgesundheitsagentur.

Auf den Intensivstationen ist man von einer Entlastung weit entfernt. Noch nie mussten in Niederösterreich wegen einer CoV-Infektion so viele Menschen behandelt werden. Im Landesklinikum Melk sind etwa zwischenzeitlich immer wieder alle sechs verfügbaren Intensivbetten belegt, Covid-Patienten werden an andere Krankenhäuser überstellt.

Markus Klamminger, Direktor für Medizin und Pflege in der Landesgesundheitsagentur, spricht in „NÖ heute“ davon, dass lebenswichtige Operationen weiter stattfinden können. Geplante Eingriffe, die nicht lebensnotwendig sind und bei denen nachher ein Intensivbett benötigt wird, gebe es derzeit nicht.

noe.ORF.at: Wir haben in Niederösterreich so viele CoV-Kranke auf den Intensivstationen wie noch nie. Können Sie noch gewährleisten, dass alle Patientinnen und Patienten auch mit anderen Erkrankungen die Versorgung bekommen, die sie brauchen?

Markus Klamminger: Wie Sie richtig sagen, haben wir derzeit einen Höchststand an Covid-Intensivpatienten in Niederösterreich, auch in der gesamten Ostregion. Wir können durch Austarieren zwischen den einzelnen Regionen gewährleisten, dass andere wichtige Operationen und Behandlungen für unsere Patienten noch möglich sind, obwohl die Lage sehr angespannt ist.

noe.ORF.at: Welche Behandlungen können denn in den Krankenhäusern jetzt nicht mehr durchgeführt werden und müssen verschoben werden?

Klamminger: Es kommt immer auf den Patienten an. Natürlich, Operationen bei lebensbedrohlichen Krankheiten oder Vorfällen können durchgeführt werden, aber geplante Operationen, wie eine neue Hüfte bei einem betagten Patienten oder einer betagten Patientin, die nachher ein Intensivbett brauchen, die werden verschoben oder nicht durchgeführt.

Markus Klamminger
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Markus Klamminger im „NÖ heute“-Interview mit Moderatorin Claudia Schubert

„Zwischen 35 bis 40 Prozent“ mit Covid-Patienten belegt

noe.ORF.at: Wann oder konkret bei welchen Zahlen ist der Punkt erreicht, wo Sie sagen: Jetzt ist die medizinische Versorgung gefährdet?

Klamminger: Wenn wir heute das Interview vom Primarius Walter Hasibeder (Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin, und Leiter der Intensivmedizin Zams in Tirol, Anm.) gehört haben, in dem er sagt, wenn mehr als 50 Prozent der Intensivkapazitäten durch Covid-Patienten belegt sind, dann wird es kritisch. Dann wird es ein Notstand. Davon sind wir aber noch entfernt. Mit den heutigen Zahlen von 132 (Stand Montag, Anm.) sind wir so zwischen 35 bis 40 Prozent.

noe.ORF.at: Das Personal auf den Intensivstationen arbeitet seit Monaten am Limit. Was tun Sie, um die Leute vor einer völligen Überlastung zu bewahren?

Klamminger: Wir wissen natürlich, dass das Personal auf den Intensivstationen Außergewöhnliches leistet. Für dieses Durchhaltevermögen, das sie jetzt seit einem Jahr beweisen, möchte ich mich ganz, ganz herzlich bedanken. Auf der einen Seite verstärken wir die Intensivstationen durch Personal von anderen Abteilungen und reduzieren das Personal des elektiven OP-Programmes auf zwei Drittel des Normalbetriebs. Das heißt, Anästhesie- und OP-Personal wird freigespielt und das kann auf den Intensivstationen unterstützen. Zusätzlich haben wir wieder die Möglichkeit der psychologischen Betreuung für das gesamte Personal eingeführt. Das ist ja sehr belastend, die Arbeit mit sterbenden und jungen Patientinnen und Patienten, und wenn es hier Betreuung bedarf, haben wir ein Angebot gesetzt.