Margarita Gritskova als Preziosilla in La forza del destino in operklosterneuburg
Mark Glassner
Mark Glassner
Kultur

Klosterneuburg lockt mit Macht und Schicksal

Ab 3. Juli steht Giuseppe Verdis „La forza del destino“ („Die Macht des Schicksals“) auf dem Spielplan von operklosterneuburg. Regie wird Julian Pölsler führen. „Für diese Oper ist das Stift Klosterneuburg der perfekte Rahmen“, sagt Intendant Michael Garschall.

„Die Macht des Schicksals“ sollte bereits im Vorjahr in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) gezeigt werden. Doch am 4. Mai 2020 musste die Produktion auf 2021 verschoben werden. Die Gesundheit des Publikums, der Augustiner-Chorherren sowie aller Mitwirkenden habe oberste Priorität, hieß es damals – mehr dazu in Weitere Absagen beim Theaterfest (noe.ORF.at; 4.5.2020).

„Es gilt nun dringend, für unser Publikum da zu sein“, sagt operklosterneuburg-Intendant Michael Garschall zu noe.ORF.at. „Natürlich mit weniger Plätzen, einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept, wir lassen da nichts unversucht! Die Ansteckungsgefahr im Freien ist äußerst gering, also lasst uns die Tür zum Kaiserhof öffnen“, so der Festivalchef, der auch Leiter der Herbsttage Blindenmarkt (Bezirk Melk) ist. „Ich habe ja schon im Herbst in Blindenmarkt bewiesen, wie gut es mit einem Corona-Konzept funktionieren kann. Das Publikum hat das mehr als honoriert.“ Der Vorverkauf für „La forza del destino“ begann bereits, die Premiere ist am 3. Juli, bis 30. Juli steht die 1862 uraufgeführte Verdi-Oper noch neunmal auf dem Spielplan.

Regisseur Julian Pölsler „wird es krachen lassen“

Regie führt Julian Pölsler, der 2006 in Klosterneuburg sein Debüt als Opernregisseur mit Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ feierte und nun 15 Jahre später mit Verdis monumentalem Racheepos in den Kaiserhof des Stifts zurückkehrt. „Julian Pölsler ist für diese Oper genau der richtige Regisseur, er lässt es ‚krachen‘, im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird auch ein Augenschmaus“, ist Garschall überzeugt. Der 67-jährige Pölsler sei bekannt für seine „subtile, feinfühlige, stets dem Werk Respekt zollende Regiearbeit“, es werde ein besonderer Operngenuss.

Für seine zahlreichen TV-Regiearbeiten und -produktionen – wie zum Beispiel die „Inspektor Simon Polt“-Reihe mit Erwin Steinhauer oder „Geliebter Johann Geliebte Anna“ mit Tobias Moretti und Anna Maria Mühe – erhielt Julian Pölsler nationale und internationale Preise wie etwa dreimal die Goldene Romy oder den Bayerischen Fernsehpreis. 2014 wurde der von ihm verfilmte Marlen-Haushofer-Roman „Die Wand“ mit Martina Gedeck, der mehrfach international ausgezeichnet wurde, als Beitrag Österreichs ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt.

Eine Aufführung von operklosterneuburg im Kaiserhof des Stifts Klosterneuburg
Roland Ferrigato
„Die Vorstellungen finden zur gesundheitlichen Sicherheit der Besucher*innen selbstverständlich unter Einhaltung der von der Bundesregierung vorgeschriebenen Covid 19–Schutzbestimmungen statt“, heißt es auf der Website von operklosterneuburg

Eine 17-Jährige gibt ihr Debüt auf der Opernbühne

Als hochkarätig kann das von Intendant Garschall gecastete Ensemble bezeichnet werden: „Über die Besetzung freue ich mich sehr, da sind große Verdi-Stimmen aus aller Welt dabei, aber auch mein Opernküken aus Niederösterreich, Anja Mittermüller.“ Die 17-Jährige aus Oberrohrbach (Bezirk Korneuburg) ersang 2018 und 2019 zwei erste Plätze beim bundesweiten „prima la musica“-Wettbewerb. Im Sommer wird sie in Klosterneuburg als Leonoras Kammerzofe Curra auf der Opernbühne debütieren.

Walter Fink, langjähriges Mitglied der Wiener Staatsoper, wird als Donna Leonoras Vater Marchese de Calatrava zu sehen sein. Das von ihm verfluchte Liebespaar Donna Leonora und Don Alvaro wird von Karina Flores und Zurab Zurabishvili gesungen. Letzterer stand 2016 als Canio und 2019 als Hoffmann in Klosterneuburg auf der Bühne. Sein Rollendbüt als Don Carlo, der von Rache besessene Bruder Leonoras, gibt David Babayants. Zum Klosterneuburger Publikumsliebling wurde Margarita Gritskova (im Bild ganz oben) 2017 in „Le Comte Ory“ und 2019 in „Hoffmanns Erzählungen“, heuer feiert sie ihr Rollendebüt als Preziosilla.

Am Dirigentenpult vor der Beethoven Philharmonie wird Christoph Campestrini stehen, der langjährige Musikalische Leiter der operklosterneuburg. Zum Leading-Team gehören auch Hans Kudlich (Bühnenbild), Andrea Hölzl (Kostüme), Monica I. Rusu-Radman (Choreografie) und Lukas Siman (Licht).

Intendant Garschall: „Lebenslust, Eros und Tod“

Giuseppe Verdi schrieb „La forza del destino“ im Auftrag der Petersburger Oper. Nach der erfolgreichen Uraufführung 1862 wurde sie aber vom Komponisten umgearbeitet, auch der Text wurde geändert. Nach der Präsentation der Neufassung im Jahr 1869 erfreute sich diese Oper größerer Beliebtheit, an die Popularität anderer Verdi-Opern wie „Rigoletto“, „La traviata“, „Don Carlos“ oder „Aida“ kann sie aber nicht anschließen. Intendant Michael Garschall: „Die Schönheit liegt in den Widersprüchen, in Lebenslust und Vergänglichkeit. In Eros und Tod. Man könnte die Oper nicht besser beschreiben.“

Wem „La forza del destino“ mit vier Bühnentoten jedoch zu blutrünstig ist, für die oder den gibt es vielleicht am 18. Juli eine musikalische Alternative: „Tony Makkaroni kommt wieder, ORF-III-erprobt, ein ‚Must‘ für Groß und Klein“, sagt Intendant Garschall. Andy Hallwaxx bietet mit „Ohrenschmaus im Opernhaus – Tony Makkaroni kocht die schönsten Opernarien“ wieder Oper für Kinder und die ganze Familie.