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Coronavirus

Betriebe fordern Anerkennung von Selbsttests

Coronatests gehören in vielen Betrieben mittlerweile zum Alltag. Die Unternehmen wünschen sich hier allerdings organisatorische Erleichterungen, etwa durch die Anerkennung von Selbsttests. Testpflicht in Betrieben gibt es derzeit keine.

Derzeit (Stand Mittwochnachmittag) gibt es in Niederösterreich 7.740 Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Die meisten Ansteckungen lassen sich auf den eigenen Haushalt zurückführen (42 Prozent), knapp 14 Prozent der nachgewiesenen Ansteckungen passierten in der Freizeit, etwas weniger als sieben Prozent bei der Arbeit. Bei einem Drittel ist der Ursprung der Ansteckung unbekannt.

Wenn es in Einrichtungen oder Organisationen zu mehr als zehn Fällen gleichzeitig kommt, spricht man von einer Häufung. Derzeit gibt es in Niederösterreich sechs kleinere Cluster in Betrieben, etwa in den Bezirken Gmünd, Scheibbs und Wr. Neustadt-Land. Damit es erst gar nicht soweit kommt, unternehmen die Firmen im ganzen Land große Anstrengungen.

Grafik Ansteckungsorte
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Knapp sieben Prozent der Ansteckungen lassen sich auf den Arbeitsplatz zurückführen

Betriebe setzen auf zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen

Abstandhalten, Mund-Nasen-Schutz, Luftreinigungsgeräte – das sind etwa Teile des Präventionskonzepts eines Holzverarbeitungsbetriebes in Unterradlberg bei St. Pölten mit 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dazu kommen noch Spezialreinigungen der Arbeitsplätze, neue Modelle des Schichtwechsels, Homeoffice (wo es möglich ist) und regelmäßige Testungen.

„Was wir sehen, ist, dass der überwiegende Teil der Infektionen, die wir im Betrieb hatten, aus dem privaten Umfeld gekommen ist, speziell aus den Familien“, sagt Werksleiter Reinhard Grießler, „wir hatten hier im Unternehmen eine Infektion, die auch im Unternehmen weitergegeben wurde – das kann man auf einen Pausenraum zurückführen. Daraufhin haben wir natürlich auch bei den Regelungen und Maßnahmen in den Pausenräumen nachgeschärft.“

Es sei jedenfalls gelungen, den Betrieb im Werk jederzeit aufrecht zu erhalten, „es ist keine Abteilung ausgefallen und das war das Ziel“, so Grießler.

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Automatische Fiebermessung über eine Kamera – nur eine von vielen Sicherheitsmaßnahmen, um Cluster im Betrieb zu vermeiden

Wenige Fälle können schnell zu Problemen führen

Auch in einem Ingenieursbüro in Kapelln (Bezirk St. Pölten) mit 14 Mitarbeitern hat man sich intensiv mit Prävention und Schutzmaßnahmen auseinandergesetzt, nachdem man im September zwei Corona-Fälle im Betrieb hatte. „Das hat uns gezeigt, dass das sehr schnell zu Problemen führen kann“, schildert Geschäftsführer René Schmid, „denn einerseits fallen die Leute, die erkrankt sind, aus, aber andererseits sind es die Kontaktpersonen, die wegfallen und nicht mehr am Arbeitsplatz erscheinen dürfen.“

Hier wird zwei bis drei Mal pro Woche getestet. „Das wäre natürlich sehr angenehm, wenn wir das auch intern selbst machen können, ohne Zutun eines Arztes“, wünscht sich Schmid eine Vereinfachung. Hinter diesem Wunsch steht auch die Wirtschaftskammer.

„Selbsttests unter Aufsicht des Arbeitgebers“

„Das ist ein großes Anliegen von uns, gemeinsam mit dem Sozialpartnern und auch das Land steht dahinter“, sagt Johannes Schedlbauer, Direktor der Wirtschaftskammer Niederösterreich im „NÖ heute“-Interview. Man habe sich bereits an das Gesundheitsministerium gewandt und gefordert, „dass in den Betrieben kontrollierte Selbsttests unter der Aufsicht des Arbeitgebers möglich sein müssen.“ Man erwarte sich hier nun „eine konstruktive Antwort“ des neuen Gesundheitsministers (Wolfgang Mückstein, Anm.).

Corona-Sicherheit in Betrieben

Der Direktor der WK NÖ, Johannes Schedlbauer, zum Thema Corona-Sicherheit in den Betrieben.

Derzeit würden in Niederösterreich bei mehr als 340 Betrieben mit mehr als 110.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Testungen stattfinden. Die Testdisziplin sei hier „sehr gut“, schwieriger sei es bei den kleineren Betrieben. Deshalb habe man sogenannte „Testbusse“ ins Leben gerufen. Diese fahren Wirtschaftsparks und Gewerbebetriebe an und bieten dort eine kostenlose Testmöglichkeit für Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.