Ein Covid-Patient auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Tulln
APA/HELMUT FOHRINGER
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Coronavirus

Plateauphase auf Intensivstationen erreicht

Als „sehr, sehr angespannt“ ist am Donnerstag bei einem Pressegespräch die Situation auf den Intensivstationen in den Kliniken bezeichnet worden. Eine Plateauphase soll erreicht sein, hieß es weiter. Es bleibe zu hoffen, dass sie nicht überschritten werde.

Auch in Zeiten der CoV-Pandemie könnten andere Notfälle wie Schlaganfälle, Herzinfarkte oder nach Verkehrsunfällen nicht abgeschafft werden, erinnerte Christoph Hörmann, Leiter der Klinischen Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum St. Pölten, in einem Pressegespräch. Ebenso könnten Intensivbetten nicht aus dem Boden gestampft werden.

Für Erwachsene gibt es laut Markus Klamminger, Direktor für Medizin und Pflege bei der Landesgesundheitsagentur (LGA), aktuell 333 Intensivbetten im Bundesland. Bei 304 Betten bestehe Beatmungsmöglichkeit. Bis zu jeweils mehr als 130 „Normal“- und Corona-Intensiv-Patienten hätten zuletzt auf den Stationen behandelt werden müssen.

Wenn diese Zahlen noch steigen, müsse das OP-Programm weiter zurückgefahren werden, um mehr Ressourcen für die Intensivstationen frei zu bekommen, sagt Hörmann. Kurzzeitige Spitzen bei der Belegung könne man abfangen, aber „irgendwann kommt der Punkt, nageln Sie mich da nicht fest, ob das 300 oder 310 Patienten sind, da wird es immer schwieriger eine adäquate Betreuung zur Verfügung zu stellen.“

Pressegespräch Pernkopf Klamminger
NLK Burchhart
Abteilungsleiter Christoph Hörmann, LGA-Direktor Markus Klamminger, Stationsleiterin Sabine Gubi, Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf und Intensivpfleger Markus Korntheuer am Donnerstag bei einem Pressetermin (v.l.)

Personal unter massiver Belastung

Laut Sabine Gubi, Stationsleiterin am Universitätsklinikum St. Pölten, ist der Betrieb nur aufrechtzuhalten, weil von vornherein mit Überstunden und zusätzlichen Nachtdiensten geplant werde. Das Personal stehe unter massiver Belastung, Durchhaltevermögen sei seit mehr als einem Jahr gegeben, sagte Markus Klamminger weiter. Er verwies auch darauf, dass die psychologische Betreuung für Mitarbeiter verstärkt worden sei. Sie könne in Anspruch genommen werden, wenn es gewünscht sei.

Zudem merkte der LGA-Direktor an, dass das Operationsvolumen zurückgeschraubt worden sei. Die derzeitige Leistung bezifferte er mit etwa 75 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Knapp zwei Drittel seien es bei geplanten Operationen, die jedoch nicht dringend seien.

Auf Intensivstationen sterbe etwa jeder dritte Coronavirus-Patient, erläuterte Hörmann. Er wies weiters darauf hin, dass es nach schweren Verläufen ein halbes bis ein Jahr der Rehabilitation bedürfe, ehe es eine Rückkehr ins normale Leben geben könne. Der Altersschnitt der Covid-Patienten beträgt laut Klamminger derzeit 61,5 Jahre. In St. Pölten ist der jüngste Intensivpatient unter 30 Jahre alt. Der dortige Intensivkrankenpfleger Markus Korntheuer sagte im Gespräch mit noe.ORF.at, dass er in seiner zehnjährigen Arbeit auf der Intensivstation noch nie so viele schwererkrankte junge Menschen gesehen habe.

Appelle zum Testen und Impfen

Hörmann appellierte in der aktuellen Situation auch an die Bevölkerung, Risikovarianten von Aktivitäten bei der Freizeitgestaltung zu unterlassen. Nicht zuletzt rief er zum Testen und dazu auf, jede Impfdosis auch zu verimpfen, „die Österreich zur Verfügung steht“. Die Lage sei „ernst“, sagte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Testen – das Angebot solle genützt werden – und zu impfen bezeichnete Pernkopf als die einzigen Wege in der Pandemie.