Chronik

Erneut kräftiges Erdbeben bei Neunkirchen

Im Raum Neunkirchen hat sich in der Nacht auf Dienstag ein kräftiges Erdbeben ereignet, das bis nach Wien spürbar war. Nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde um 0.57 Uhr eine Magnitude von 4,4 gemessen.

Laut Erlebnisberichten auf Social Media, etwa auf der Facebook-Seite des ORF Niederösterreich, riss das nächtliche Beben viele aus dem Schlaf. Das Epizentrum lag etwa vier Kilometer nordöstlich der Bezirksstadt Neunkirchen. Die Erschütterungen waren bis nach Wien und St. Pölten zu spüren, zum Teil auch darüber hinaus. „Bin aufgewacht, weil der Kasten klapperte“, schrieb etwa eine Userin aus Haag (Bezirk Amstetten), auch in Schollach (Bezirk Melk) sei das Beben „deutlich spürbar“ gewesen. „Wow, das war gerade das stärkste Erdbeben in Wien, das ich je erlebt habe“, twitterte ZIB2-Moderator Armin Wolf.

In den nachfolgenden Stunden wurden von der ZAMG mehrere, schwächere Nachbeben verzeichnet. Neben Tausenden Wahrnehmungsmeldungen gingen bis Dienstagfrüh vereinzelt auch Meldungen über kleinere Schäden im Bereich des Epizentrums ein, hieß es auf Nachfrage bei der ZAMG. Typisch seien etwa Risse im Verputz. Ein Facebook-User aus der Gemeinde Markt Piesting (Bezirk Wr. Neustadt) berichtete etwa, es seien „leichte bis mittlere Schäden im Stiegenaufgang“ sichtbar.

ZAMG-Experte: „Typisch für das Wiener Becken“

Erst Ende März und Anfang April war die Region von Beben heimgesucht worden. Das Erdbeben damals war nach Angaben der ZAMG das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken gewesen. Die Magnitude wurde letztlich mit 4,6 angegeben. Dass es keine Schäden gegeben habe, sei der Herdtiefe von zehn Kilometern zu danken, sagte damals ein Seismologe – mehr dazu in Beben der Stärke 4,7 im Raum Neunkirchen (noe.ORF.at; 30.3.2021). Je tiefer ein Erdbeben stattfindet, desto breiter weite es sich aus, desto geringer seien auch die Auswirkungen an der Oberfläche.

Bei dem aktuellen Erdbeben in der Nacht auf Dienstag wurde von der ZAMG zunächst eine Herdtiefe von sechs Kilometern angegeben, später wurde diese Zahl auf neun Kilometer korrigiert. „Das ist relativ typisch für das Wiener Becken“, so ZAMG-Experte Anton Vogelmann im Gespräch mit noe.ORF.at, „hier kommt es am Rand vom Wiener Becken immer wieder zu ruckartigen Verschiebungen in der Erdkruste und damit zu Spannungsabbau.“

Ob das Erdbeben nun als Nachbeben von jenem am 30. März zu bewerten sei, stehe noch nicht fest, sagte Vogelmann: „Das müssen wir erst genau analysieren, wie hier der sogenannte Herdmechanismus abgelaufen ist, aber es dürfte im Zusammenhang mit dem Beben vom 30. März stehen.“ Eine Nachbebentätigkeit über mehrere Wochen sei jedenfalls „ganz typisch“, so der Experte für Seismologie.

Wahrnehmungen können ZAMG gemeldet werden

Der ZAMG können persönliche Wahrnehmungen auch über ein Onlineformular gemeldet werden. Schriftliche Meldungen können auch per Post (ZAMG, Hohe Warte 38, A-1190 Wien) und über die App „QuakeWatch Austria“ erfolgen.