SeneCura-Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel
ORF
ORF
Chronik

Kritik an Missständen in SeneCura-Heim

Von „gefährlicher Pflege“ ist in einem Gutachten zum SeneCura-Heim in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) die Rede. SeneCura spricht von fehlendem Personal. Darauf könne man sich nicht ausreden, sagt Landesrätin Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Die Kritik wird in einem Sachverständigengutachten geäußert, das vom Land Niederösterreich in Auftrag gegeben worden ist, wie auch das Nachrichtenmagazin „profil“ am Samstag berichtete. Zum Gutachten kam es, weil es mehrere Beschwerden von Mitarbeitern gab. Im Dokument ist nun von einem Desaster die Rede.

Die Gutachterin konstatierte im Februar grobe Verfehlungen. Das Minimalsoll von Arbeitsstunden des diplomierten Pflegepersonals sei beispielsweise deutlich unterschritten worden. Die Folge: Zu wenig Toilettentraining, zu wenig Trinktraining, stattdessen würden einfach Infusionen angehängt. Von einer ernstlichen Gefahr für das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner und von gefährlicher Pflege ist wörtlich die Rede – von Pflegeschäden und falschen Medikationen.

„Nicht immer Qualitätsstandards entsprochen“

Die Einrichtung habe zum Prüfungszeitpunkt so wenige Mitarbeiter gehabt, dass nicht einmal der vom Land Niederösterreich vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel erfüllt wurde. Laut dem Pflegeheimbetreiber sei die Mitarbeiterzahl inzwischen erhöht worden. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber „profil“ heißt es von SeneCura, dass inzwischen eine neue Pflegedienstleiterin bestellt worden sei, es gebe intensivierte Pflegevisiten und auch die Mindeststundenanzahl werde nun erfüllt, so SeneCura in einer Stellungnahme.

Seit 16. Februar seien zudem keine neuen Bewohnerinnen und Bewohner mehr aufgenommen worden. Man bedaure, dass das Haus in Kirchberg „offenbar nicht immer den hohen Qualitätsstandards des Unternehmens“ entsprochen habe. Eine weitere Kontrolle des Landes Anfang April ergab zwar weiter Mängel und Versäumnisse, aber eine behördliche Schließung komme derzeit nicht in Betracht, heißt es vom Land Niederösterreich dazu.

Missstände in Pflegeheim aufgedeckt

Am Samstag sind schwere Vorwürfe gegen ein Pflegeheim im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen bekannt geworden. Eine Sachverständige spricht in ihrem Gutachten von „gefährlicher Pflege“ da zu wenig Personal vorhanden ist.

Teschl-Hofmeister: Zu wenig Personal ist keine Ausrede

„Einige Mängel, die nun bekannt wurden, sind schon behoben“, sagte die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister gegenüber noe.ORF.at. Es könne aber für derartige Missstände keine Ausreden geben: „In Niederösterreich gelten für alle Häuser dieselben Regeln. Ich lasse das nicht gelten, dass man sich auf zu wenig Personal ausredet. Wenn man nicht genug Personal stellen kann als Betreiber eines Hauses, dann muss man sich um weniger Menschen kümmern.“

Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass Vorwürfe gegen SeneCura erhoben werden. Dass das Kontrollnetz zu lasch sei, bestreitet Teschl-Hofmeister: „Wir haben da in den letzten Jahren viel getan, es ist enger geworden. Wenn das immer noch nicht reichen sollte, müssen wir uns ansehen warum und wo eventuell Lücken bestehen und wie wir die schließen können.“

SPÖ und NEOS fordern Änderungen

Kritik kam am Samstag von der SPÖ Niederösterreich: Landtagsabgeordnete und Gesundheitssprecherin Karin Scheele fordert das Ende privater Einrichtungen, die Pflege gehöre in die öffentliche Hand. Sie forderte – einmal mehr, wie sie betonte – die Einführung eines Pflegeschlüssels. Die Gewerkschaften GPA und VIDA sprachen von massivem Personalmangel im Pflege- und Betreuungsbereich. Die privaten Unternehmen müssten stärker kontrolliert werden, so die Gewerkschaftsvertreter.

Eine Schließung von Privatheimen sei nicht die Lösung, sagte NEOS-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann: „Es gehört massiv an den Rahmen- und Arbeitsbedingungen gearbeitet sowie darauf geachtet, dass es ausreichend qualifiziertes Personal gibt. Leider lässt ein versprochenes Gesamtkonzept seit Jahren auf sich warten.“

Vorwürfe auch gegen Heim im Bezirk Tulln

Der Pflegeheimbetreiber SeneCura kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erst Ende März wurden Vorwürfe gegen Pflegekräfte in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) öffentlich. Gegen vier Beschäftigte, sie wurden von SeneCura freigestellt, wird u. a. wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt. Jene beiden Mitarbeiterinnen, die auf die angeblichen Missstände hingewiesen hatten, verloren einige Wochen später ihren Job.