Burg Gars bei Tag
Reinhard Podolsky
Reinhard Podolsky
Kultur

Oper Burg Gars: Von Sevilla in die Türkei

Oper Burg Gars (Bezirk Horn) verschiebt die geplante „Carmen“ auf 2022 und zeigt ab 15. Juli eine eigens geschaffene Fassung von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ – „als packendes Kammerspiel“, so Intendant Johannes Wildner.

Schon im Vorjahr wurde Georges Bizets „Carmen“ verschoben. Doch wegen der Coronavirus-Pandemie mussten die Verantwortlichen von Oper Burg Gars auch heuer die Fans der in Sevilla spielenden Oper auf das Jahr 2022 vertrösten: „Die für Gars geplante ‚Carmen‘-Inszenierung lebt von großen Theatereffekten. Für Bizets feingestaltige Klangfarben ist ein großes Orchester unbedingt notwendig und auch der große Chor ist aufgrund intensiver szenischer Aufgaben alternativlos. Jeder Einschnitt wäre ein Aderlass hinsichtlich der Bühnenumsetzung“, erklärt Wildner.

Daher präsentiert man in der Kamptalgemeinde im heurigen Jahr Wolfgang Amadeus Mozarts 1782 in Wien uraufgeführtes Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, das im 16. Jahrhundert an der türkischen Küste spielt. Festivalchef Johannes Wildner: „Eine noch nicht dagewesene Fassung der ‚Entführung‘, die dramaturgisch wie musikalisch sozusagen auf die Essenz des Werks setzt. Mozart hat seine ‚Entführung‘ als Kammerspiel konzipiert, und so wird sie auf der Bühne der Oper Burg Gars in Szene gesetzt. Die Arbeit mit einem kleinen, aber feinen Ensemble ermöglicht es uns, die Oper unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu realisieren.“

Kein Orchester und kein Chor, nur ein Streichquintett

Zu sehen wird eine Fassung sein, die emotional wie musikalisch auf Intimität und Unmittelbarkeit setzt: „Unsere eigens adaptierte Fassung soll das Augenmerk der Opernfreunde im besonderen Maße auf die zentralen Aussagen des Komponisten lenken.“ Was bedeutet das konkret? Es wird auf den Chor verzichtet, statt des Opernorchesters kommen ein Streichquintett und ein Akkordeon zum Einsatz.

Aufführung in der Burg Oper Gars
Reinhard Podolsky
So eng nebeneinander wird das Publikum heuer in Gars nicht sitzen dürfen: „Schließlich geht es darum, unserem Publikum Planungssicherheit geben zu können“, so Intendant Wildner über den Wechsel von „Carmen“ zur „Entführung“

Der Kern der Handlung soll schonungslos offengelegt werden, kündigt Intendant Wildner an: „239 Jahre nach der Uraufführung zeigen wir in Gars erstmals eine Version, die dem entspricht, was in der Konzeption Mozarts erkennbar, wahrscheinlich und vernünftig ist. Eine ‚Entführung‘, die auf ihre Kernaussage zurückgeführt ist und alles zensurbedingte Beiwerk beiseite lässt.“ Wildner spielt dabei auf die zur Zeit Mozarts herrschende Vorschrift der Zensur an, dass Theaterstücke und Opern ein Happy End haben müssen.

Im Mittelpunkt stehen Respekt, Toleranz und Humanität

Bei der „Entführung“ stehen die Themen Respekt, Toleranz und Humanität im Mittelpunkt, also die Ideale der Aufklärung. „Gerade jetzt hält die ‚Entführung‘ eine besondere Botschaft bereit: Sie zeigt uns, wie wichtig es ist, sich nicht entmutigen zu lassen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wahren. Neugierde und Entdeckerleidenschaft treiben den Menschen zu neuen Formen des Daseins als Kulturwesen“, ist Intendant Johannes Wildner überzeugt.

Auf der Bühne in der Babenbergerburg wird Lisa Padouvas die „Entführung“ inszenieren, die vor zwei Jahren beim „Fidelio“ Co-Regisseurin von Stephan Bruckmeier war. Das Ensemble: Stephan Paryla (Bassa Selim), Siyabonga Maqungo (Belmonte), Klara Kolonits (Konstanze), Ian Spinetti (Pedrillo), Tamara Ivanis (Blonde) und Jacques-Greg Belobo (Osmin). Von 15. Juli bis 7. August stehen zehn Aufführungen auf dem Spielplan.

„Carmen“ in der Regie von Dominik Wilgenbus wird in Gars von 14. Juli bis 6. August 2022 gezeigt. „Bereits erworbene Karten können ab sofort auf Karten für die ‚Entführung‘ umgetauscht werden oder behalten sitzplatzgenau ihre Gültigkeit für die neuen ‚Carmen‘-Spieltermine im kommenden Jahr“, heißt es auf der Website von Oper Burg Gars.