Bauer, Direktvermarkter räumt Ab-Hof-Regal ein
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Landwirtschaft

Bauern haben keine Freude mit „BILLA-Boxen“

Viele bäuerliche Direktvermarkter haben in der Pandemie Selbstbedienungsläden eröffnet. Nun begann auch der Rewe-Konzern, in Kärnten BILLA-Selbstbedienungsboxen aufzustellen. Eine mögliche Ausweitung auf Niederösterreich sorgt für Unmut.

Die Regionalboxen, die der Rewe-Konzern in vier Orten in Kärnten aufgestellt hat, die zuvor kein Geschäft mehr hatten, bieten jeweils elf Quadratmeter Verkaufsfläche – Container mit großteils regionalem Angebot in Selbstbedienung. Die Versuchsregionen in Kärnten seien mit Abwanderungsgemeinden im Wald- oder Weinviertel vergleichbar, bestätigt man bei Rewe ein grundsätzliches Interesse.

Hamed Mohseni, der Vertriebsdirektor für Österreich, spricht von einer Evaluierung der Boxen in Kärnten, die sehr gut laufen würden. Weitere Schritte seien noch nicht fix, aber die Absicht, weitere Boxen aufzustellen, sei da. Und ein Interesse am Wald- und Weinviertel: „Wir möchten Menschen, die in kleinen Gemeinden leben und keinen unmittelbaren Nahversorger haben, helfen, schnell und einfach zu ihrem Tagesbedarf zu kommen.“

Billa Regionalbox wird aufgefüllt
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Vier BILLA-Regionalboxen wurden versuchsweise in Kärnten aufgestellt

Bauern sprechen von massivem Eingriff

Damit konfrontiert, hält sich die Begeisterung bei Direktvermarktern wie Franz Rank in engen Grenzen. Der Landwirt aus Perschenegg im Bezirk St. Pölten hat in den vergangenen Monaten zwei Selbstbedienungsläden mit bäuerlichen Produkten in St. Pölten eröffnet, mit weiteren Bauern als Lieferanten: „Ich sehe es als massiven Eingriff in die bäuerliche Struktur der Direktvermarkter. Die großen Konzerne sehen natürlich, dass es da etwas zu verdienen gibt und wollen den ‚Rahm abschöpfen‘. Es ist schade, dass die Bauern da wirklich auf der Strecke bleiben.“

Wolfgang Hackl ist Obstbauer aus Atzgersdorf im Bezirk Mistelbach und Vorstandsmitglied des Verbandes der Direktvermarkter in Niederösterreich. Er pocht auf das Bäuerliche, das im Mittelpunkt der Direktvermarktung stehen sollte: „Mit Trittbrettfahrern, die das marketingmäßig aufbereiten, haben wir keine Freude.“

Auch Chance für Direktvermarkter

Allerdings betont man bei BILLA, mit den Bauern zusammenarbeiten zu wollen. 190 der 200 Artikel in jedem der Kärntner Container kämen aus der Region, so Hamed Mohseni: „Wir bieten dort Produzenten, die die Menge für eine Listung im Handel nicht bringen können, die Möglichkeit, schnell und einfach in die Absatzmärkte zu kommen.“

Wolfgang Hackl gibt zu, dass das für einige Bauern eine Chance sein könnte, aber: „Wenn wir bäuerliche Selbstbedienungsläden haben und dann setzt sich direkt daneben ein BILLA-Container hin, ist das sicher nicht angenehm.“ Einen Protestbrief an alle Bürgermeister, wie ihn die Bauernvertreter in Kärnten aussendeten, wollen die niederösterreichischen Bauern aber nicht schreiben.