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Handel mit erstem Öffnungstag zufrieden

In Niederösterreich und Wien ist der harte Lockdown zu Ende, Handel und körpernahe Dienstleister haben wieder geöffnet. Ein Massenansturm blieb am ersten Öffnungstag zwar aus, dennoch erzielten viele Geschäfte teils überdurchschnittlich hohe Umsätze.

Das Ende des harten Lockdowns bescherte dem niederösterreichischen Handel ein durchwegs gutes Geschäft, so auch in der Einkaufsstadt Tulln. „Es ist ein riesen Freudentag“, sagte Nina Stift, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich und selbst Betreiberin eines Modegeschäfts in Tulln. Immerhin hatte vor allem der Modehandel unter den CoV-bedingten Schließungen gelitten. „Wir hatten 116 Tage seit Lockdown Eins geschlossen. Das ist mehr als ein Drittel des Jahresumsatzes und das ist natürlich eine Katastrophe“, so Stift.

Deshalb sei nun „jeder Tag ein gewonnener Tag“. Stift appellierte an die Kundinnen und Kunden, vermehrt regional einzukaufen. „Wie wir bei den Lockdowns gesehen haben, sind die Innenstädte sehr trist und traurig, wenn die Geschäfte und die Kaffeehäuser zu sind. Das wollen wir nicht und deswegen brauchen wir regionale Kundschaft, dass die Kunden im heimischen, niederösterreichischen Handel einkaufen, damit die Städte belebt bleiben und für die Zukunft gesichert sind“, betonte sie.

Teilweise überdurchschnittlich hohe Umsätze

Auch die großen Einkaufszentren – der Traisenpark in St. Pölten, das G3 in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) und die Shopping City Süd in Vösendorf (Bezirk Mödling) – waren am Montag gut besucht. Die Betreiber meldeten laut Handelsverband einen guten Betrieb, überdurchschnittliche Umsatzzahlen und zahlreiche Schnäppchenjäger. Vor allem Bekleidungsgeschäfte durften sich über einen großen Andrang freuen.

Öffnungen Handel
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Am Montag waren einige Schnäppchenjäger unterwegs, viele Geschäfte waren gut besucht

Vielerorts sei der Umsatz deutlich höher ausgefallen als an einem „normalen“ Einkaufsmontag, berichtete Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Zahlreiche Händler lockten zudem mit Angeboten, um nach dem vierten Lockdown ihre Frühlingswaren zu verkaufen. „Bald stehen die Urlaubsgelder an, daher zählt jetzt besonders im Lockdown-gebeutelten Osten jeder Tag“, so Will.

Baumärkte und Friseure besonders gut besucht

Eine hohe Kundennachfrage verzeichneten auch die meisten Bau- und Gartencenter. Johann Widler aus Maria-Anzbach (Bezirk St. Pölten) stattete etwa einem Baumarkt in der Landeshauptstadt einen Besuch ab. „Weil ich Angst hatte, dass meine Dielen dann verkauft sind und ich wieder keine bekomme. Im Onlineshop waren sie nicht mehr erhältlich und ich habe dann nachgeschaut und jetzt waren sie nach Wochen wieder erhältlich“, erzählte er.

Auch Julian Springer aus St. Pölten ging gleich am ersten Tag nach Ende des harten Lockdowns in den Baumarkt. „Wir haben daheim einen kleinen Garten. Man konnte wochenlang nichts Gescheites machen, außer Bestellen und immer wieder Warten“, berichtete er. Eva Koppenberger, ebenfalls aus St. Pölten, war positiv überrascht: „Es ist nicht überrannt, was man eigentlich befürchtet hat.“

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Baumarkt
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Viele Baumärkte waren gut besucht
Öffnungen Handel
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Auch der Modehandel begrüßte viele Kundinnen und Kunden
Öffnungen Handel
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Von einigen sehnsüchtig erwartet: der Friseurbesuch

Von vielen war auch die Öffnung der Friseursalons bereits sehnsüchtig erwartet worden. „Meine Kunden sind echt super. Sie schicken mir im Vorhinein die Testergebnisse, dass sie negativ sind. Sie freuen sich schon so aufs Kommen, können es schon gar nicht mehr erwarten“, sagte Friseurin Karin Pillenbauer aus Totzenbach (Bezirk St. Pölten). Stammkundin Doris Wagner hatte gemeinsam mit ihrer Tochter die ersten Termine gebucht. „Wir kommen immer gemeinsam zu ihr. Das nutzen wir immer als Treffen, als Austausch und das eigentlich jeden Monat. Das hat schon sehr gefehlt“, stellte sie fest.

Hoffen auf Öffnung von Tourismus und Gastronomie

Deutlich weniger Andrang verzeichneten hingegen die Geschäfte in den B- und C-Lagen, also abseits der großen Einkaufsstraßen. „Bei den Umsätzen sehen die meisten noch viel Luft nach oben. In Einkaufszentren und Einkaufsstraßen kam es immer wieder zu größeren Schlangenbildungen, ein großer Ansturm wie nach dem ersten Lockdown blieb aber aus“, zog Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will Bilanz.

„Generell fehlen dem Handel noch bis 19. Mai die Gastronomie und Hotellerie als Frequenzbringer, insbesondere in den heimischen Tourismus-Hochburgen. Dort liegen die Umsatzausfälle vieler Sport- und Modehändler weiterhin bei teilweise über 90 Prozent, da sowohl einheimische als auch Gäste aus dem Ausland fehlen“, so Will. Laut einer RegioData-Studie haben Touristen aus dem Ausland im Vorkrisenjahr 2019 4,2 Mrd. Euro im österreichischen Handel ausgegeben.

Die staatlich verordneten Schließungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie hatten insgesamt für große Umsatzverluste gesorgt. Der Handelsverband schätzte die Verluste der betroffenen Händler im Osten am Montag auf 1,95 Mrd. Euro. Aber: „Den nötigen Umsatz-Turbo werden die Touristen bringen, die wir durch die angekündigten Öffnungen am 19. Mai in der Gastronomie und Hotellerie wieder bei uns begrüßen dürfen“, zeigte sich auch Rainer Trefelik, Obmann der Bundesparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich, überzeugt.