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Soziales

Gewalt gegen Frauen: Trennung bringt oft Gefahr

Nach der Serie an Frauenmorden soll laut eines Maßnahmenpakets der Bundesregierung künftig unter anderem Prävention eine größere Rolle spielen. Opferschutzorganisationen begrüßen einige der Pläne, fordern aber mehr Geld und Ressourcen.

Laut Einschätzung von Expertinnen und Experten ist die Zeit der Trennung in einer Beziehung am gefährlichsten für Frauen. Gewalt in Worten oder Taten beginnt aber schon viel früher, mit Beschimpfungen etwa oder auch mit Sprachlosigkeit, erzählt Erwin Hayden-Hohmann von der Männerberatung der Caritas St. Pölten. „Wenn ich als Mann in ein stummes Brüten verfalle, wenn meinen Gedanken im Kreis laufen und ich beginne zu überlegen, was kann ich machen, um meiner Partnerin zu zeigen was ich nicht mehr sagen kann, beginnt ein gefährlicher Moment.“

Hilfe für Frauen

Hilfe für Betroffene von häuslicher Gewalt bieten etwa Frauenberatung, Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren. Einen Überblick über die Hilfsangebote in Niederösterreich finden Sie hier.

Hilflosigkeit, Unsicherheit und eine gewisse Abschätzigkeit der Partnerin gegenüber zählen dem Experten zufolge zu den häufigsten Auslösern. Hier setzt die Männerberatung an. „Wenn ein Mann nach einer Gewalttat kommt, dann fragen wir nach und hören zu. Wir versuchen mit den Männern zu schauen, wo ihre Verantwortung liegt, wo Grenzen überschritten wurden und dort einen Perspektivenwechsel vorzunehmen.“ So würden Männer Situationen aufarbeiten und gemeinsam mit anderen nach alternativen Lösungen für Konflikte suchen.

Trennungen vorbeugend professionell begleiten lassen

Österreichweit gab es heuer bereits knapp 4.000 Betretungsverbote. Noch bevor die Polizei eingeschaltet wird, finden Frauen zum Beispiel beim Frauentelefon kostenlose, anonyme und nicht rückverfolgbare Hilfe sowie in Frauenberatungsstellen. Dort weiß man aus Erfahrung, dass sich Frauen in vielen Fällen zunächst mit ganz anderen Problemen an die Beraterinnen wenden und erst nach und nach von Gewalterfahrungen erzählen.

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Wenn sich Frauen von gewaltbereiten Männern trennen möchten, können sie den Prozess professionell begleiten lassen

Die Expertinnen begleiten die Frauen bei ihren Entscheidungen, so Elisabeth Cinatl, Sprecherin der Mädchen- und Frauenberatungsstellen NÖ. „Eine Trennung ist nicht für jede Frau das Passende. Wenn eine Klientin sagt, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – in der Beziehung leben möchte, dann wird die Frau auch darin begleitet und wir überlegen, wo es sichere Orte gibt, wenn es um Gewalt geht.“

Besonders wichtig sei es, dass sich Frauen der Gewalt auch bewusst werden. „Die Frau hat sich ja in den Mann verliebt, der ja meist nicht von Anfang an gewalttätig war. Diese Hoffnung lässt viele Klientinnen sehr lange in Gewaltbeziehungen bleiben, denn schließlich ist es ja selten so, dass er ständig schlägt. Er ist ja zwischendurch auch wieder nett und reumütig“, erklärt Elisabeth Cinatl. Ist die Entscheidung zur Trennung gefallen, dann helfen die Beraterinnen, den Zeitpunkt auch geeignet vorzubereiten, um weitere Gefahrenmomenten möglichst vorzubeugen.