Wirtschaft

Arbeiterkammer fordert gerechtere Zukunft

Die Veränderung der Arbeitswelt stand im Mittelpunkt eines von der Arbeiterkammer Niederösterreich erarbeiteten Memorandums. Präsident Markus Wieser präsentierte die Ergebnisse und forderte zentrale Lösungen für eine gerechtere Zukunft.

Die 20-seitige Expertise sei das Resultat eines breiten Diskurses und Dialoges, der 2020 gestartet wurde und konkrete Lösungsvorschläge für die Zukunftsfragen des Landes liefert, hieß es bei der Präsentation von der Arbeiterkammer Niederösterreich. Zentrale Inhalte sind die Verteilung der Arbeit, die Verteilungsgerechtigkeit und die Versorgungssicherheit. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher, sonst fahren wir an die Wand“, sagte der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser.

Zukunftsfragen geprägt von Digitalisierung und Pandemie

Geprägt seien die Zukunftsfragen von der sich abzeichnenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, etwa durch Digitalisierung und Klimawandel. Aber auch die Pandemie habe aus Sicht von Arbeiterkammer und Österreichischem Gewerkschaftsbund Niederösterreich deutlichen Veränderungsbedarf gezeigt.

Markus Wieser
AK Niederösterreich/Georges Schneider
Der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser, präsentierte die Ergebnisse

„Dazu zählen eine faire Verteilung von Arbeit und Einkommen, effektivere Verhinderung von Lohn- und Sozialdumping, mehr öffentliche Gesundheitsprogramme für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Kampf gegen Steuersümpfe“, so Wieser. „Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Österreich um 120 Millionen gesunken. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten um 350.000 gestiegen. Langfristig müsse man Arbeit und Einkommen fairer verteilen. Entweder arbeite jeder Einzelne in Zukunft weniger, oder viele würden keine Beschäftigung im Rahmen klassischer Erwerbsarbeit finden, hieß es.

Versorgungssicherheit nur bedingt gegeben

Ein wesentlicher Punkt sei die Frage, wie der Solidarstaat finanziert werde. Heute würden nur noch 60 Prozent der Wertschöpfung aus menschlicher Arbeitskraft erbracht, während bereits 40 Prozent aus Maschinen, Robotern oder sonstigem Vermögen stammen, hieß es. Diese Lücke von 40 Prozent bei der Finanzierung des Solidarstaates müsse geschlossen werden. „Jene Unternehmen, die ihre Gewinne überwiegend mit Maschinen anstatt mit Menschen erzielen, haben mehr für die Finanzierung des Solidarstaates beizutragen als jene Betriebe, die Arbeit und Einkommen schaffen", so Wieser.

Die Coronavirus-Krise habe auch gezeigt, dass die Versorgungssicherheit mit wichtigen Gütern, etwa Schutzausrüstung oder Medikamenten, in Europa, in Österreich und in Niederösterreich nur bedingt gegeben sei. „Wir brauchen diese lebenswichtigen Güter und diese Produktion in Europa und in Österreich“, forderte Wieser. Für ihn sei es wichtig, solche Betriebe auch nach Niederösterreich zu bekommen. Das schaffe nicht nur Versorungssicherheit, sondern auch zusätzliche Arbeitsplätze.