Kultur

Rechnungshof kritisiert Festspiele Reichenau

Der Rechnungshof empfiehlt dem Land von einer weiteren Förderung der Festspiele Reichenau abzusehen. Die Verwendung der Fördermittel wird stark kritisiert. Die Betreiber wollen den Bericht nicht kommentieren, wiesen bislang aber alle Vorwürfe zurück.

Erst diese Woche wurden die Festspiele zum zweiten Mal in Folge abgesagt und Geschäftsführerin Renate Loidolt, die das Festival 1988 mit ihrem Ehemann Peter gegründet hatte, gab ihren Rückzug mit Jahresende bekannt – mehr dazu in Festspiele Reichenau: „Corona hat uns gekillt“. Bei einer Pandemie-bedingt nur 50-prozentigen Auslastung würde ein Verlust entstehen, hieß es.

Prüfer kritisieren die Gesellschaften im Hintergrund

Der vom Rechnungshof (RH) überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2015 bis 2017. Kritik wurde an unzureichenden Kontrollen geübt, deren Auswirkungen sich am Beispiel Reichenau zeigen würden. Die Begründung des RH wird wie folgt angeführt: Die festgestellten Abläufe und Vertragsbeziehungen zwischen der Gesellschaft und zwei anderen Unternehmen sowie die Verwendung der Fördermittel seien als „vergaberechtswidrig, intransparent und unwirtschaftlich zu beurteilen“. Der Endbericht wurde am Freitag veröffentlicht, der Rohbericht war Mitte Jänner bekanntgeworden.

Szenenfoto „Reigen“ Festspiele Reichenau 2012
Festspiele Reichenau/Carlos de Mello
Die Zukunft der Festspiele Reichenau wird in den nächsten Wochen und Monaten auf neue Beine gestellt

Die Gesellschaft habe zentrale Teile ihrer Leistungserbringung, wie etwa die Herstellung der gesamten Produktionen einschließlich Engagement sämtlicher tätiger Künstlerinnen und Künstler und aller Arbeiten im Zusammenhang mit der Aufrechterhaltung des Spielbetriebs, an die beiden anderen Unternehmen übertragen und so die Transparenz bei der Mittelverwendung eingeschränkt. „Diese beiden Aufträge vergab sie ohne Ausschreibungen“, so die Prüfer, die auch auf Interessenskonflikte aufgrund naher Verwandtschaftsverhältnisse in der festgestellten Unternehmenskonstruktion verwiesen.

Land möchte Gespräche über Zukunft der Festspiele führen

Eine Förderung von 462.000 Euro aus dem Jahr 2017 wäre soweit rückwirkend wenn möglich zurückzufordern, hielt der RH weiter fest. Die Festspiele hätten entgegen dem Fördervertrag das Vergaberecht nicht eingehalten. Laut Stellungnahme des Landes Niederösterreich sei auf Basis der Empfehlung des RH eine rückwirkende Bereinigung im geprüften Vertragszeitraum bereits in die Wege geleitet worden. Weitere Rückforderungen würden geprüft.

Bei der Kulturabteilung des Landes verweist man auch darauf, dass der Anteil der öffentlichen Fördermittel bei Reichenau prozentuell weitaus geringer ist als bei anderen Standorten. Reichenau sei einer bedeutendsten Kulturstandorte des Landes. Man wolle nun in nächster Zeit Gespräche mit der Familie Loidolt und der Gemeinde über die Zukunft der Festspiele führen. Mit 50 abgesicherten Arbeitsplätzen und 45.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich sind die Festspiele Reichenau auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Entwicklung der Region, heißt es beim Land.