Frau wird in den Oberarm geimpft
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Coronavirus

Geringere Impfbereitschaft bei Jüngeren

Am Freitag ist in Niederösterreich die Altersgruppe ab 30 Jahren zur Coronaschutzimpfung freigeschaltet worden. Der Andrang auf die Online-Plattform war enorm. Dennoch zeigt sich mittlerweile, dass die Impfbereitschaft bei den Jüngeren geringer ist als bei Älteren.

Diese Woche wurden mehr als 230.000 Impftermine vergeben, ab Freitag konnten sich erstmals auch alle Personen ab 30 Jahren einen Impftermin sichern. Die Nachfrage nach Terminen war enorm. Laut Auskunft des Landes Niederösterreich wurden bereits innerhalb der ersten 90 Minuten 43.885 Reservierungen getätigt, teilten Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) mit. Über 63 Prozent der impfbaren Niederösterreicher haben damit einen Termin oder sind bereits geimpft.

Kurz nach dem Anmeldestart um 10.00 Uhr befanden sich über die Buchungsplattform von Notruf NÖ mehr als 25.000 Personen in der Warteschlange. Bis zu 1.400 Termine wurden pro Minute vergeben. Bis 18.00 Uhr waren mehr als 55.800 Personen Termine, so die Auskunft der niederösterreichischen Impfkoordination. Auch in den kommenden Tagen können noch Zeitslots in den 20 Landes-Impfzentren und in über 100 Ordinationen gebucht werden, „es stehen genügend freie Termine zur Verfügung“, wurde betont. Am Montag um 10.00 Uhr wird die Anmeldung für alle Niederösterreicher ab 16 Jahren freigeschaltet.

20 Prozent wollen „sicher nicht impfen gehen“

Eine Annahme, die sich nun bestätigen dürfte, zeichnete sich aber trotz des hohen Interesses ab: Je jünger die Personengruppen werden, desto weniger hoch ist offenbar die Impfbereitschaft. Das bestätigt auch die niederösterreichische Impfkoordination bei Notruf Niederösterreich. Die vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup im März und April erhobenen Stimmungsbarometer zeigen, dass die Gruppe jener, die sicher oder eher nicht impfen gehen wird, in der Gesamtbevölkerung von 28 auf 25 Prozent tendenziell sinkt. Bei den Jungen zwischen 16 und 30 Jahren hingegen bleibe sie mit einem knappen Drittel stabil, so Andrea Fronaschütz von Gallup.

Auch die Zwischenauswertung einer laufenden Studie der Donau Universität Krems mit etwa 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte, dass etwas weniger als die Hälfte der berufstätigen Jugendlichen impfbereit sei, so Studienleiter Christoph Pieh gegenüber noe.ORF.at. Etwas mehr als 20 Prozent der Befragten gaben ihm zufolge an, sich auf keinen Fall gegen das Coronavirus impfen zu lassen, ähnlich viele seien noch unentschlossen gewesen.

Motivforscherin Karmasin: „Junge mit Freiheit überzeugen“

Die Motivforscherin Sophie Karmasin führt die Gründe für die geringere Impfbereitschaft bei den Jüngeren darauf zurück, dass die Krankheit in ihrer Wahrnehmung „für sie nicht so dramatisch ausfallen würde“. Gerade deshalb seien Kommunikation und Information besonders wichtig, so Karmasin. Man müsste jungen Menschen „sehr plakativ vermitteln, dass es hier schon zu sehr dramatischen Folgen kommen kann, die man auch bereuen könnte.“ Damit sprach sie sowohl die Folgen für die eigene Gesundheit im Fall einer Erkrankung an, als auch jene, die eine Infektion für „das eigene Umfeld, die Eltern und die Großeltern“ bedeuten könnte.

Sophie Karmasin im Gespräch mit Claudia Schubert
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Motivforscherin Sophie Karmasin plädierte im Gespräch mit Claudia Schubert für eine umfassende Aufklärung, um Junge zu einer Impfung zu überzeugen

Anreize zu einer Impfung in Form von Geld beispielsweise hält Karmasin für nicht zielführend und „nicht sehr klug“. Stattdessen müsse man auf Überzeugung setzen, „dass die Impfung der richtige Weg ist für mich selbst, für die Gesellschaft, für das Land und unseren Wohlstand.“ Den größten Anreiz sieht die Motivforscherin jedoch „im jugendlichen Leben und in der Impfung als Tor zur Freiheit“. Sobald es mit Impfung erleichtert werde beispielsweise wieder in Lokale gehen zu können, Konzerte zu besuchen und vor allem auch zu reisen, wird es Karmasin zufolge „auch schneller gehen“, dass Jüngere impfen gehen.

Unentschlossene zu informieren und zu überzeugen sei der Motivforscherin zufolge jetzt aber nicht ausschließlich für die Personengruppe der Unter-30-Jährigen wichtig. Sie ortet aktuell eine generelle Unsicherheit bei bis zu 40 Prozent aller impfberechtigten Menschen. Nach der Beschaffung der Vakzine müsse der politische Fokus nun darauf liegen, Vorbehalten entgegenzuwirken, zu analysieren warum sich Teile der Bevölkerung nicht impfen lassen möchten und ihrer Skepsis mit Argumenten und treffsicherer Überzeugungsarbeit zu begegnen.