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Mostviertel Tourismus, weinfranz.at
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Wirtschaft

Neue Bewegung für den ländlichen Raum

Zum Gewinner der Pandemie will der Verein „Neu.Land.Leben“ den ländlichen Raum machen. Sein selbst erklärtes Ziel ist es, Arbeit und Freizeit am Land für möglichst viele Menschen attraktiv zu machen und zu kombinieren.

Zurück aufs Land, im positiven Sinne – das wünschen sich in Zeiten der Pandemie immer mehr Menschen. Genau hier setzt der Verein „Neu.Land.Leben“ an, der sich am Montag in Gerersdorf (Bezirk Sankt Pölten) präsentierte. Mit verschiedenen Projekten und einem Ideenwettbewerb soll es gelingen, in vielfältiger Form das Arbeiten und Leben am Land zukunftssicher und so reizvoll wie möglich zu machen, so das erklärte Ziel.

Viele vermeintliche Nachteile ländlicher Gemeinden hätte sich durch die Pandemie zu Vorteilen entwickelt, so Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), der auch Schirmherr des Vereins „Neu.Land.Leben“ ist. „Wir sehen eine Renaissance des ländlichen Raums. Diesen Schwung wollen wir mitnehmen, mit einer Gesamtsicht auf und einer Gesamtperspektive für den ländlichen Raum“, erklärte Pernkopf. Man verstehe sich nicht als „Bürgerinitiative gegen etwas, sondern Mutmacher-Bewegung für etwas“. Es gelte nun, den ländlichen Raum neu zu denken und zu definieren, wann Einwohnerinnen und Einwohner an einem Ort bleiben, samt allem, das man zum Leben braucht – von der Gesundheit über die Kinderbetreuung bis zum Arbeitsplatz.

Auf neue Sehnsucht nach Regionalität setzen

„Die Pandemie zeigt, wie anfällig unser vernetztes Leben auf der einen Seite eigentlich ist. Auf der anderen Seite schafft das Entwicklungspotential für das Land, weil sich die Menschen jetzt nach Regionalität, nach Dezentralität und nach Sicherheit sehnen“, erklärte die Geschäftsführerin des Vereins, Elisabeth Kern.

Man sehe es als Ziel, den Leuten zu vermitteln, dass der ländliche Raum dem Städtischen als gleichwertiger Lebensraum auf Augenhöhe gegenüberstehe und einer vom anderen profitiere. „Gutes Leben muss in Stadt und Land möglich sein. Die Chancen müssen zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt. Daher haben wir „Neu.Land.Leben" gegründet. Wir sehen uns als Plattform, auf der sich alle Menschen austauschen und profitieren können, die mit dem Leben am Land in Berührung kommen“ erklärte der Obmann des Vereins und EU-Parlamentarier Alexander Bernhuber (ÖVP).

Verein Neu.Land.Leben stellt sich vor
ERICH MARSCHIK
Am Montag wurde der neue Verein von der Vereinsführung in Gerersdorf (Bezirk St. Pölten) vorgestellt

Austausch mit europäischen Partnerschaftsprojekten

Bernhuber erinnerte, dass viele EU- Staaten in den letzten Jahren Maßnahmen gesetzt hätten, um der Abwanderung aus den ländlichen Gebieten entgegenzuwirken. „Meist sind die Probleme dort ähnlich, wie in Österreich. Innovative Modelle, die den Bürgern Arbeitsplätze sicher, Kinderbetreuung möglich machen oder die Mobilität vereinfachen – das sind die Dinge, die für die Menschen am Land wichtig sind. Diese internationale Synergie muss man nutzen, um den neuen Esprit jetzt mitzunehmen“, so der Vereinsobmann.

Für Thomas Egger, dem Direktor der schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete, der via Videokonferenz bei der Präsentation zugeschaltet war, zeichnet sich momentan vor allem ein Nachholbedarf bei der digitalen Grundversorgung von ländlichen Gebieten ab. „In der Schweiz wollen wir auch noch den abgeschiedensten Bergbauernhof mit einer Bandbreite von 100 Mbit/s versorgen. Ich freue mich, dass wir mit ‚Neu.Land.Leben‘ nun auch Partner in Österreich haben.“ Auch Silvia Hennig vom Verein neuland 21 aus Deutschland mit Sitz in Bad Belzig freut sich auf die Kooperation mit dem österreichischen Partner und will künftig vor allem länderübergreifende Pilotprojekte initiieren.