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pixabay/reverent
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Wirtschaft

Reservierungen: Gastro-Telefone laufen heiß

Nach mehr als einem halben Jahr Stillstand kehrt ab Mittwoch wieder Leben in die Gastronomie ein. Das bemerken viele Gastronomen anhand der Tisch-Reservierungen. Manche Lokale sind in den ersten Tagen bereits so gut wie ausgebucht.

Je näher der 19. Mai rückt, an dem Kaffeehäuser, Wirtshäuser, Restaurants und Schanigärten wieder Gäste empfangen und bewirten dürfen, desto größer wird der Ansturm auf die Buchungssysteme. Ob per E-Mail, Telefon oder mittels eigens programmierter Software auf der Webseite: Zahlreiche Gastronomen berichteten gegenüber noe.ORF.at von „glühenden Leitungen“.

„Beinahe ausgebucht“ sind etwa die vier Lokale von Otto Raimitz in St. Pölten und Krems. Auch für seinen fünften Betrieb, der nun in der Kremser Innenstadt neu eröffnen wird, gäbe es bereits unzählige Anfragen. „Die Telefone laufen heiß“, schildert Raimitz, das Personal sei bereits vor der Öffnung am 19. Mai beschäftigt, alle Reservierungen entgegenzunehmen.

Generell sei die Buchungslage in Niederösterreich „sehr, sehr gut“, erklärte Mario Pulker, Gastronomie-Spartenobmann der Wirtschaftskammer, im Gespräch mit noe.ORF.at, „und ich gehe davon aus, dass die Buchungen noch mehr zunehmen werden.“ Viele Betriebe hätten bereits Anrufbeantworter für Tischreservierungen eingerichtet, andere hätten eigene Emailpostfächer für Buchungen und auch Raimitz schildert, dass ihn seine erste Buchung für die Neueröffnung per Klebezettelchen an der Lokaltüre erreicht habe. „Da hat eine Dame einen Tisch für das Frühstück reservieren wollen, aber niemanden angetroffen, also hat sie uns einen Zettel an die Türe geklebt.“

Reservierungen sind freiwillig

Anders als in der Vergangenheit ist eine Anmeldung des Besuchs in einem Lokal diesmal nicht verpflichtend. Dass die Reservierungen dennoch so zahlreich eingehen, führt Branchensprecher Pulker darauf zurück, „dass die Leute die gastronomischen Angebote sehr vermisst haben und es nicht erwarten können, wieder in ihre Stammlokale zurückkommen zu können. Und viele wollen es sich nicht nehmen lassen, gleich zu Beginn auch einen Tisch zu ergattern.“ Allerdings müssen beim Besuch eines Lokals die Kontaktdaten von mindestens einer Person pro Haushalt angegeben werden.

Kellner serviert Tablett mit Kaffee
APA/HERBERT NEUBAUER
Sobald die Gastronomie wieder geöffnet ist, wird die Branche schnell wieder Personalnot bekommen, fürchten Branchenvertreter

Nachdem die Branche durch die Krise stark getroffen war, sei die Freude über die Öffnung jetzt umso größer, sagt Pulker. Allerdings bereitet einigen Betrieben der Personalmangel Kopfzerbrechen. „In manchen Bereichen und Regionen haben wir das Thema jetzt schon, dass wir zu wenige Facharbeiter und zu wenige Mitarbeiterinnen zum Saisonstart haben.“ Einerseits hätte die Branche bereits vor der Krise nach Personal gesucht, andererseits seien vor allem Saisonarbeitskräfte in der Pandemie in andere Branchen abgewandert – mehr dazu in „Fast alle wollen öffnen, aber Personal fehlt“ (noe.ORF.at; 13.5.2021).

Sonderfall Nachtgastronomie

Die Nachtgastronomie muss hingegen weiter geschlossen halten. „Es ist ein positives Zeichen, dass die Tagesgastronomie öffnet, denn dies ist die Grundlage für das weitere Öffnen der Nachtgastronomie. Allerdings finden sich in der Verordnung mit keinem Wort Perspektiven für die Nachtgastronomie“, klagt Stefan Ratzenberger, Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen (VÖNG). Das zeige, dass dringend eine rechtliche Definition für die Nachtgastronomie geschaffen werden müsse, bekräftigte er eine Forderung, die im Zuge des Lockdowns entstanden ist.

Die Kurzarbeit müsse in der Nachtgastronomie deshalb bis zum Ende der Pandemiemaßnahmen erhalten bleiben, fordert der VÖNG-Sprecher weiters. Das gelte auch für den Fixkostenzuschuss. Die Senkung der Umsatzsteuer auf fünf Prozent müsse bis Ende des Jahres 2022 bleiben. Darüber hinaus müssten Zeltfeste die gleichen Auflagen bekommen wie die Gastronomie. Damit erhofft man sich weniger Geschäftsabfluss. „Ohne weitere wirtschaftliche Hilfen bis ins erste Quartal 2022 wird die heimische Nachtgastronomie nicht mehr in der Form wie vor der Pandemie existieren“, warnt Ratzenberger.