GP Maria Wolf
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„GANZ PERSÖNLICH“

„Gleiche Bezahlung wäre Wertschätzung“

Maria Wolf ist erfolgreiche Fußballtrainerin des Bundesliga-Frauenmeisters SKN St. Pölten. Die Weinviertlerin war in Österreich auch die erste Trainerin einer Männermannschaft. Mit noe.ORF.at sprach sie über die ungleiche Bezahlung und ihre sportliche Zukunft.

Maria Wolf ist seit vergangenem Sommer – gemeinsam mit Liese Brancao – Trainerin der Frauen-Mannschaft des SKN. Mit den St. Pöltnern holte sie in dieser Saison vorzeitig den sechsten Meistertitel, in der Champions League schaffte der SKN den Aufstieg ins Achtelfinale. Die 39-Jährige begann zunächst als Fußballerin. Nach der Trainerausbildung trainierte sie drei Männermannschaften. Vor ihrem Engagement beim SKN gehörte sie dem Betreuerstab der Frauen- Nationalmannschaft an.

noe.ORF.at: Sie sind Sportlehrerin im erzbischöflichen Gymnasium in Hollabrunn. Verdient man als Trainerin des Frauenmeisters der Bundesliga so wenig, dass man einen Hauptberuf braucht?

Maria Wolf: Es ist so, dass es im Frauenfußball allgemein so ist, dass der Verdienst nicht so hoch ist. Ich war ja bei den Herren auch Trainerin und weiß, was die Männer da so verdienen, in jeder Gebietsliga kannst du genau so viel verdienen.

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Ein Trainerjob im Ausland würde Wolf reizen, verriet die 39-Jährige im Interview mit Robert Friess

noe.ORF.at: Ihre Erfolge bei den Frauen sind sehr groß, Dritte bei der Fußball-EM 2017, die Frauen des SKN sind bis ins Achtelfinale in der Champions League vorgestoßen, trotzdem ist da noch so eine große Schere beim Einkommen zwischen Männern und Frauen.

Wolf: Ich denke, auf nationaler Ebene kann man schon eine gewisse Wertschätzung zeigen. Von 159 Verbänden sind sieben Länder so weit, dass beim Nationalteam gleich viel bezahlt wird wie bei den Herren, etwa Brasilien, Finnland, Norwegen. Das wäre eine richtige Wertschätzung den Frauen gegenüber, wenn man das auch in Österreich gleichstellen würde.

noe.ORF.at: Sie kommen aus dem Weinviertel, aus Obritz im Pulkautal (Bezirk Hollabrunn). Wie haben Sie Ihre Liebe zum Fußball entdeckt?

Wolf: Mein Vater ist Jugendleiter beim Obritzer Fußballverein, meine Brüder spielen alle Fußball, da habe ich genug davon, drei richtige Brüder, drei Stiefbrüder und eine Schwester. Mit ihnen und deren Freunden habe ich immer gemeinsam gespielt und so bin ich zum Fußball gekommen.

noe.ORF.at: Zunächst als Spielerin, dann als Trainerin und Sie waren die erste Frau in Österreich, die eine Herrenmannschaft trainiert hat.

Wolf: Ich war Co-Trainerin beim UFC Obritz, die Mannschaft ist sehr schnell aufgestiegen von der zweiten Klasse in die Gebietsliga. Dort haben sie acht Runden verloren. Der Trainer hat aufgehört, ich habe dann übernommen. Fixiert wurde das aber erst, nachdem wir Erfolg gehabt haben, zuerst ein Unentschieden, dann ein Sieg, da bin ich dann gleich dabei geblieben.

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Maria Wolf trainierte als erste Frau Österreichs eine Fußball-Männermannschaft, unter anderem jene aus Großweikersdorf (Bezirk Tulln)

noe.ORF.at: Wie schwierig ist es, sich als Frau bei den Männern durchzusetzen?

Wolf: Das war eigentlich überhaupt nicht schwierig. Ich hatte den Vorteil, dass ich in Obritz aufgewachsen bin, es haben mich alle sehr gut gekannt. Es ist aber so, dass du als Trainer gewisse Kompetenzen brauchst, da ist es dann egal, ob Frau oder Mann. Wenn sie merken, dass du für die Mannschaft alles gibst, dann wird das auch gut funktionieren.

noe.ORF.at: Im Fußball durfte trotz Pandemie in der Bundesliga zwar gespielt werden, in den unteren Ligen war Covid-bedingt Pause. Befürchten Sie dadurch nicht im Fußball Auswirkungen?

Wolf: Es ist schon so, dass man in den Akademien arbeiten konnte. Was die kleineren Vereine betrifft, glaube ich schon, dass es da Probleme geben wird, dass man die Mannschaften auch erhalten kann. Ich hoffe schon, dass die zuständigen Damen und Herren sich ihrer Verantwortung bewusst sind, dass sie die Vereine unterstützen vor allem für die Zukunft.

noe.ORF.at: Der SKN hat heuer erstmals den Einzug in das Achtelfinale der Champions League geschafft. Was sind für Sie Ihre sportlichen Ziele. Trainerin im Ausland?

Wolf: Mittlerweile habe ich das schon am Radar, dass ich ins Ausland gehen würde. Ich glaube, das ist auch realistisch. Es ist schon so, dass ich meinen Beruf sehr gerne ausübe, ich fühle mich sehr wohl in der Schule in Hollabrunn, ich bin gerne bei der Familie. Die Entscheidung wird mir sehr schwer fallen.