Alexander Bisenz
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Alexander Bisenz
Kultur

Kabarettist Alexander Bisenz ist tot

Alexander Bisenz stand über 40 Jahre auf den Kabarettbühnen des Landes. Am Samstag ist der vielseitige Künstler, der auch als Maler und Autor erfolgreich war, im Alter von nur 59 Jahren in St. Pölten nach schwerer Krankheit verstorben.

Wie variantenreich die Karriere von Bisenz verlief, der am 22. Februar 1962 in eine Wiener Künstlerfamilie geboren wurde, aber schon viele Jahre in St. Pölten lebte, zeigt auch seine vor wenigen Jahren erschienene Biografie „Der Bisenz“. Vom Zauberer, Feuerschlucker und Bauchredner arbeitete sich der umtriebige Kleinkünstler hoch zum gefragten Kabarettisten. 1986 legte er mit „Ewig junge Helden“ sein erstes Programm vor, dem zahlreiche weitere folgen sollten. 2017 ging Bisenz nochmals auf Best-of-Tour unter dem Titel „Is Letzte“. Zugleich war Bisenz auch als Maler aktiv – einer Profession, der er zeitweise den Vorzug vor den Bühnenauftritten gab und mit der er international reüssierte.

Vom Zauberer über den Bauchredner zum Kabarettisten

Begonnen hatte Bisenz als Autodidakt, starb doch sein schauspielender Vater, als er in eben jene Berufsrichtung aufbrechen wollte. Folglich nahm er privat Schauspielunterricht und besuchte zudem Seminare für Mimik, Tanz, Parodie und Gesang. Sein Können setzte er schließlich ab 1986 auf der Bühne um, auf „Ewig junge Helden“ folgten etwa „Auszuckt“ im Jahr darauf. 1991 trat schließlich die Figur Alfred Wurbala zunehmend in den Vordergrund und wurde daraufhin zum fixen Bestandteil seiner Programme.

Parallel zu den Bühnenerfolgen veröffentlichte Bisenz mehrere CDs, darunter auch ein Duettalbum mit Wolfgang Ambros („Das Duell“). Seine Malleidenschaft lebte er Mitte der 1990er Jahre ebenfalls auf der Bühne aus, bevor Bisenz zur Jahrtausendwende hin eine Pause vom hell erleuchteten Kabarettleben nahm, um sich ganz auf seine bildende Kunst konzentrieren zu können. Im Jahr 2001 wurde ihm schließlich der Jakob-Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst der Stadt St. Pölten verliehen.

Entsprechend bestürzt zeigte sich am Montag Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) in einer Stellungnahme: „Wir alle wussten, dass es Alexander im vergangenen Jahr nicht gut ging, aber er war immer ein zäher Knochen, ein Kämpfer und hat sich immer wieder aufgerichtet. (…) Alexander Bisenz war ein ehrlicher Freund, ein wahrer St.-Pölten-Fan, und man konnte mit ihm trefflich diskutieren. Er hat die Stadt auf so viele Arten bereichert.“

Bisenz sah sich als „Grenzgänger“

Selbst sah sich Bisenz als „Grenzgänger“, wie er vor einigen Jahren in einem Interview mit der Regionalzeitung „Tips“ betonte. „Ich bin darstellender Künstler, bildender und angewandter. Das Leben ist viel zu kurz, um nur ein Ding zu machen.“ Stolz zeigte er sich jedenfalls über seine Gold- und Platinauszeichnungen. Gerade in den 1990er Jahren habe man dafür noch bedeutend mehr Tonträger als heute verkaufen müssen. „Damals gab es noch kein Facebook, und das Internet war noch in den Kinderschuhen. Ich habe meine Show 290-mal gespielt vor 170.000 Leuten. Das sind heute unfassbare Dimensionen.“

Seine 2017 veröffentlichte Biografie „Der Bisenz – ein gelebtes Kasperltheater“ wurde von einer Best-of-CD und -DVD begleitet. Darin gibt es Ausschnitte aus insgesamt 13 Kabarettshows, die Bisenz bis dahin auf die Bühne gebracht hat. Einem jüngeren Publikum ist er wohl durch einen Auftritt im Musikvideo „Herr Inspektor“ vom Erfolgsduo Seiler & Speer ein Begriff, kam darin vor zwei Jahren doch der legendäre Wurbala wieder auf die Handybildschirme.

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Alexander Bisenz
Walter Kienast/Albin Wegerbauer
Alexander Bisenz (1962–2021): „Ich bin ein Grenzgänger. Das Leben ist viel zu kurz, um nur ein Ding zu machen.“
Alexander Bisenz
Walter Kienast/Albin Wegerbauer
Alexander Bisenz
Albin Wegerbauer
Alexander Bisenz 2015

„Mit Alexander Bisenz verlieren wir nicht nur einen beliebten Kabarettisten der heimischen Szene, sondern auch einen vielseitigen Künstler, der er zeitlebens mit Leib und Seele war“, sagte am Montag Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: „Er verstand es, mit allem, was er tat, Menschen zu unterhalten und zu erreichen.“

SPÖ-Kultursprecherin Gabriele Heinisch-Hosek unterstrich: „Er war eine Säule des österreichischen Kabaretts, der mit seiner Figur Alfred Wurbala legendär wurde, ließ sich aber trotzdem nicht in einer bestimmten Kunstgattung festlegen, sondern vermochte etwa auch in der bildenden Kunst und als Autor erfolgreich zu sein.“ Und auch die niederösterreichische FPÖ-Kultursprecherin Vesna Schuster äußerte ihre Betroffenheit: „Ein Großer ist von uns gegangen. (…) Uns hat eine tolle langjährige Freundschaft verbunden, in der ich zahlreiche wertvolle Gespräche mit ihm führen durfte und er mir mit großartigen Ratschlägen zur Seite stand. Er wird mir fehlen!“

„Wir haben den Rock ’n’ Roll gehabt!“

Anlässlich seines 50. Geburtstags im Jahr 2012 öffnete der in St. Pölten lebende Bisenz seine Archive, die von den Anfängen als auf dem Moped durch die Gegend tingelnder Zauberkünstler, Feuerschlucker und Bauchredner bis zum erfolgreichen Kabarettstar reichen, zu sehen war das im Stadtmuseum St. Pölten in der Jubiläumsausstellung „Bisenz Schlussbledoje“.

Bisenz beging 2012 auch sein 35-jähriges Bühnenjubiläum. Dieser Zeitraum fand auch in den Depots des Künstlers seinen Niederschlag: Laut einer Aussendung der Stadt wurden Hunderte Plakate aufgearbeitet und Tausende an Presseartikeln und Fotos gesichtet, die den Werdegang des St. Pöltners nachzeichnen. Dazu kamen Tonaufnahmen und Videos.

„Wir haben bis zu 230 Shows pro Jahr gespielt, dazu kamen noch unzählige PR-Termine – wir haben den Rock ’n‘ Roll gehabt! Aber man muss auch sagen, dass viele meiner Freunde aus der frühen Zeit meiner Karriere nicht mehr sind. So bin ich ganz froh, dass der große Hype vorbei ist“, blickte Bisenz in einem Interview mit Museumsleiter Thomas Pulle auf diese Zeit zurück. Nach „Rawuzi-Kapuzi“ (1998) legte er eine Pause vom Kabarett ein und widmete sich intensiv der Malerei, brachte es zu zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und betrieb ein eigenes Atelier in St. Pölten.

Für die Zukunft sah Bisenz damals einige Optionen: „Schreiben, spielen, sogar Theater oder Film wären interessant. Ich bin für alles offen, wenn das Buch und die Leute dahinter stimmen. Mit 50 hat man keine Profilierungsneurosen mehr.“