Chronik

Falsche Polizisten ergaunerten 750.000 Euro

Seit November sind in Niederösterreich und Wien zwei Betrügerbanden aktiv. Sie geben sich als Polizisten aus und bringen vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes und ihre Wertsachen. Bis jetzt entstand ein Schaden von 750.000 Euro.

Die Täter geben sich als Polizisten aus und rufen ihre Opfer an, dabei erscheint eine echte Polizeinummer am Display. Durch unterschiedliche Behauptungen versuchen die Betrüger an Geld und Wertgegenstände zu kommen – Einbrecher hätten etwa deren Namen notiert, es sei Diebesgut sichergestellt worden, das möglicherweise den Opfern gehört oder deren Bankschließfächer könnten ausgeraubt werden. Die Opfer werden aufgefordert, Geld und Wertgegenstände „zur Sicherheit“ zu übergeben. Ergaunerte Vermögenswerte würden dann umgehend ins Ausland geschafft werden, informierte die Polizei am Montag.

Eine andere Masche ist der Kautionsbetrug, wo behauptet wird, ein Familienmitglied hatte einen schweren Unfall und es müsse Geld für den Schaden bereitgestellt werden. Zwei Tätergruppen sind seit November mit diesen Betrugsmaschen aktiv und schafften es bisher 17 Mal, an Beute zu kommen, informierte Landespolizeidirektor Franz Popp. 750.000 Euro Schaden entstand dadurch. 68 weitere Male blieb es beim Versuch. Betroffen waren Menschen in den Bezirken Tulln, Korneuburg, Mödling und Baden sowie in Wien im Alter von 50 bis 90 Jahren.

Auto mit Betrügerin
LPD NÖ
Eine 36-jährige Serbin, die als Organisatorin im Betrugsnetzwerk aktiv gewesen sein soll, wurde beim Grenzübertritt festgenommen

Tätergruppen sitzen im Ausland

Die Callcenter der Tätergruppen befinden sich in der Türkei, so der Leiter des Landeskriminalamtes, Omar Haijawi-Pirchner. „Die Abholer, die in Österreich auftreten, bekommen von der organisierten Tätergruppe im Ausland Provisionen für ihre Dienste“, erklärte er. Beim Anruf versuchen die Täter ihre Opfer am Telefon zu halten, schilderte Haijawi-Pirchner: „Es wird versucht, die Opfer bis zur Übergabe in der Leitung zu halten, damit weder die Polizei noch Angehörige informiert werden können.“

Im Zuge der Ermittlungen konnten seit Jänner vier Beschuldigte dieser kriminellen Netzwerke festgenommen werden. Ein 21-Jähriger aus Wien wurde erwischt, als er Kontakt zu einem Opfer aufnehmen wollte. Kurze Zeit später wurde seine Auftraggeberin, eine 36-jährige Frau aus Serbien, festgenommen. Zur gleichen Tätergruppe gehört auch ein 24-jähriger Mann aus dem Bezirk Mödling, der auf frischer Tat in Traiskirchen ertappt wurde. Zudem wurde ein 51-jähriger Pole festgenommen, der zu einer anderen Tätergruppe gehört, und versucht haben soll, ein altes Ehepaar mit dem Kautionstrick zu berauben.

Organigramm
LPD NÖ
Die Polizei hat rekonstruiert, wie das Netzwerk funktioniert

Der Leiter des Landeskriminalamtes rät im Ernstfall dazu, sofort aufzulegen und die Polizei zu verständigen. Wenn man nicht sicher ist, ob es sich um echte Polizisten handelt, könne man zurückrufen. Sind Betrüger am Telefon, ist ein Rückruf nämlich nicht möglich, da die Polizeinummer nur simuliert wird. Stattdessen gelangt man dann zur echten Polizei. Zudem „sollen keine Forderungen erfüllt werden und keine Türen geöffnet werden.“ Die Polizei rät weiterhin zu Vorsicht, da die Betrügerbanden nach wie vor aktiv sind – erst am Wochenende wurden wieder Opfer angerufen.