Viel Honig ist heuer noch nicht zusammengekommen. Manuela Berger entnimmt Rahmen für Rahmen, sie sind voll mit Bienen, denn das Wetter ist an diesem Tag – so wie großteils im April und Mai – zu kalt und zu regnerisch. Die Honigbienen bleiben lieber in ihren Kisten und warten mit dem Ausfliegen und dem Bestäuben auf wärmere Tage. Unterwegs sind sie in einem Umkreis von fünf Kilometern, das ist von ihrem Standort in Winden (Bezirk Melk) etwa bis in die Melker Innenstadt.
Mutter Erde
Unter dem Motto „Klima schützen. Arten schützen“ findet der Schwerpunkt der Initiative „Mutter Erde“ statt. Vom 25. Mai bis zum 6. Juni beleuchtet der ORF in TV, Radio und online den Zusammenhang von Klimawandel und Artensterben.
In den städtischen Parks und Alleen würden sie in dieser Umgebung auch die meisten Pollen finden, so Berger. Am Land seien die Flächen für die Bienen zu stark landwirtschaftlich genutzt, in der Stadt gebe es hingegen in vielen Gärten und öffentlichen Anlagen blühende Sträucher und Bäume. Mit ihren fünf Völkern lasse sich Honig für Familie und Freunde produzieren, so die Hobbyimkerin, die als Chemie- und Biologielehrerin arbeitet. „An den Bienen ist so faszinierend, dass sie eine Demokratie sind. Sie funktionieren wie ein Superorganismus, organisieren sich selbst. Es gibt keinen Egoismus und das finde ich als Biologin sehr spannend.“
Die unermüdliche Honigbiene
Die Biene ist blütenstet, das heißt, sie fliegt in ihrem Umkreis alle Pflanzen einer Art an und wechselt erst dann zur nächsten. „Die Biene fliegt also alle Apfelbäume an, solange bis kein Nektar mehr da ist. Es bringt nichts, wenn sie zuerst einen Apfelbaum und dann einen Löwenzahn anfliegt, denn die Pollen einer Pflanze müssen ja auf die Narbe einer Pflanze der weiblichen Blüte derselben Art kommen“, sagt Manuela Berger. Auch andere Insekten wie Hummeln bestäuben, aber die Biene erbringe die effizienteste Bestäuberleistung.
Varroamilbe
Sie kommt ursprünglich aus Asien und pflanzt sich in der Bienenbrut fort. Sie ist Überträger verschiedener Bienenviren. Sowohl durch die Parasitierung als auch die übertragenen Viren werden Bienen geschädigt. Seit 1980 kommt sie in Österreich vor und ist heute in jedem Bienenvolk anzutreffen.
Die Artenvielfalt sinkt aber auch bei den Bienen. Ohne den Imkerinnen und Imkern würde es die Honigbiene in der Natur gar nicht mehr geben, sagt Berger. Die Varroamilbe setzt ihnen nämlich seit Jahrzehnten zu. „Wenn sich jetzt ein Schwarm von einem Volk auslagert und einen Unterschlupf findet, dann sterben die innerhalb von ein bis zwei Jahren“, so die Chemielehrerin. Die Völker würden zu Milbenschleudern werden. Imker führen deswegen jedes Jahr Varroabehandlungen durch, etwa mit Ameisensäure.
Imkern bedeutet das ganze Jahr über Arbeit. In den Spitzenzeiten im Frühling muss man sich einmal pro Woche mehrere Stunden um die Bienen kümmern. Im Sommer wird Honig ausgeschleudert, allein das Einholen der Waben nehme bei ihren fünf Völkern etwa einen Tag in Anspruch, so Berger. Danach werden die Bienen winterfertig gemacht und wenn sie dann pausieren, schmilzt der Imker das Wachs aus, desinfiziert und erneuert die Materialien. Es sei ein Hobby, das man mit Leidenschaft und Überzeugung betreiben müsse, so Manuela Berger. Um die Bienen und damit die Artenvielfalt zu unterstützen, gibt es auch andere Möglichkeiten.
Viele Arten auf wenig Platz
Für Artenvielfalt auf kleinen Balkonen, Terrassen oder in Gärten, empfiehlt Katja Batakovic:
- Thymian, Oregano, Rosmarin, Melisse
- Erdbeere, Ribisel
- Lavendel, Felsennelke, Silberblatt, Goldglöckchen, Goldmarie, Lichtnelke, Zwerggabe, Fetthenne, Ysop
Treffpunkt für Insekten
Bienen haben nämlich bestimmte Pflanzen lieber als andere, sagt Natur-im-Garten-Expertin Katja Batakovic. Sie bevorzugen pollen- und nektarreiche Sorten, etwa Ysop, Melisse, Sonnenröschen, Silberblatt, Nelke, Sedum (Fetthenne), Goldmarie (Bidens) und die Monatserdbeere. Wichtig ist, dass die Blüten ungefüllt und offen sind, denn nur so sind sie für Insekten zugänglich. Wer weniger Platz zur Verfügung hat, setzt am Balkon, auf der Terrasse oder im Garten am besten Kräuter und Stauden ein, um die Artenvielfalt zu unterstützen. „Die sind für Bestäuber Nahrungsquellen und für uns schön anzusehen und können auch beim Kochen verwendet werden“, rät Batakovic, fachliche Leiterin bei Natur im Garten.
Hecken zu Rückzugsorten machen
Wer für die Artenvielfalt einen Beitrag leisten möchte, sollte auf Pflanzenschutzmittel verzichten. „Alternativ ist die Unterstützung von Nützlingen abzuwarten. Dort wo Schädlinge sein dürfen, kommen auch schnell Nützlinge“, erklärt Katja Batakovic. Ein Beispiel sei etwa der Marienkäfer, der Blattläuse frisst, oder Schwebfliegen.
In den heimischen Gärten lasse sich noch einiges insekten- und pflanzenfreundlicher gestalten, so die Expertin. Beliebte Heckenarten, die als Sichtschutz zu den Nachbarn gedacht sind, bieten nämlich überhaupt keinen Lebensraum für Tiere und einige Früchte sind sogar giftig. Darunter fallen etwa Thujen oder der Buchsbaum. Besser sind laut Batakovic Haselnuss, Vogelbeere, Holler oder Hainbuche. Für einen blickdichten Pflanzenzaun empfiehlt sie Eibe oder Liguster.
So bunt wie möglich durchs Jahr
Dass die Pflanzen im Garten und auf dem Balkon zum Wohle der Tiere und Insekten so bunt wie möglich sein sollten, stimme nur bedingt, sagt Batakovic. „Das wird oft so gesagt, ich füge aber noch ‚durchs ganze Jahr‘ dazu. Denn wenn ich frühblühende Sträucher und Kräuter habe und das durchziehe bis zum Herbst, dann leiste ich viel für die Artenvielfalt. Sie haben nichts davon, wenn es im Frühling viel gibt, im Sommer flaut es ab und im Herbst gar nichts.“ Bunt, mit offenen, ungefüllten Blüten und durchs ganze Jahr – so könne die Vielfalt der Arten erhalten werden.