Der 54-jährige Polizist wurde am Abend des 13. August 2019 leblos auf einem Campingplatz entdeckt. Der Wiener starb laut Obduktion an einer Lungenquetschung. Unter Verdacht stand seine Ehefrau. Sie hatte nach einem Streit mit ihrem Mann das Auto in Betrieb genommen. Bei der Befragung sprach sie davon, dass sie „das Überrollen eines Widerstandes gespürt“ habe. Zum Tatzeitpunkt hatte sie knapp ein Promille Alkohol im Blut.
Gutachten mit Deutungsspielraum
Monatelang wurde ermittelt, ob bei dem Delikt Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorliegt. Die Staatsanwaltschaft gab mehrere Gutachten in Auftrag, unter anderem Expertisen des Gerichtsmediziners Wolfgang Denk und eines Verkehrssachverständigen. Die Ergebnisse ließen einiges an Deutungsspielraum offen.
Der Mann könnte sowohl von hinten als auch von vorne überfahren worden sein, so der Tenor. Demnach könnte auch nicht ausgeschlossen werden, dass der 54-Jährige im Dunkeln bei einem Wendemanöver mit dem Auto von seiner Frau übersehen wurde – mehr dazu Polizist überfahren: Ehefrau unter Mordanklage (noe.ORF.at; 10.03.2021).
Beschuldigte muss sich wegen Mordes verantworten
Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft einen auf grob fahrlässige Tötung lautenden Strafantrag formuliert. Dieser war vom Landesgericht Wiener Neustadt zurückgewiesen worden. Unter anderem deshalb, weil die Verdachtslage wegen Mordes von der zuständigen Richterin als dringend eingestuft worden war.
Gegen diese Entscheidung legte wiederum die Anklagebehörde Beschwerde ein. Dieser wurde allerdings vom Oberlandesgericht Wien nicht Folge gegeben. Am 29. Juni muss sich die Beschuldigte nun wegen Mordes vor den Geschworenen verantworten, teilte Gerichtssprecherin Birgit Borns am Dienstag mit.